Tanz um Mitternacht
Verzweifelt suchte sie nach Worten.
Aber Rand kam ihr zuvor. »Seien Sie versichert, Professor
- es ist nicht so, wie es scheint. Schon seit einiger Zeit verbinden mich tiefe Gefühle mit Ihrer Tochter. Ich weiß, sie ist mit Lord Geoffrey verlobt. Aber ich glaube, sie würde lieber mich heiraten.«
Empört wandte sie sich zu ihm. »Was bildest du dir eigentlich ein? Dass du der einzige Mann bist, der mein Herz erobern könnte?«
Mit einem vernichtenden Blick bedeutete er ihr, soeben habe sie die Chance verspielt, würdevoll zu kapitulieren. »Ihre Tochter erwartet ein Kind von mir, Professor«, erklärte er tonlos. »Für mich war das ein ausreichender Grund, ihr einen Heiratsantrag zu machen.«
Hätte er in ihr Gesicht geschlagen, wäre sie nicht schmerzlicher verletzt worden. Schon bei seiner Ankunft auf der
Insel hätte sie sich’s denken können - er wusste Bescheid über das Baby. Aber da sie ihr Geheimnis nur mit ihrer besten, liebsten Freundin Maggie geteilt hatte, war sie ihrer Sache sicher gewesen.
Unglücklich starrte sie Rand an. Von Anfang an hatte er’s gewusst. Und auf sie legte er keinen Wert. Für ihn zählte nur das Kind.
»Stimmt das, Caitlin?«, fragte ihr Vater, die blauen Augen voller Sorge und Verwirrung. »Erwartest du ein Baby?«
Vor Zorn und Enttäuschung verlor sie den letzten Rest ihrer Fassung. »Das spielt keine Rolle!«, fauchte sie. »Natürlich ist Geoffrey über meinen Zustand informiert. Er will mich trotzdem heiraten, und ich bin einverstanden.«
Aus Rands dunklen Augen schienen goldene Funken zu sprühen. »Dieses Kind ist mein Fleisch und Blut. Glaubst du, ich lasse es von einem unreifen Jungen großziehen?«
Herausfordernd hob sie ihr Kinn. »Niemals werde ich dich heiraten. Ich mag dich nicht einmal.«
Mit scharfer Stimme mischte sich der Professor ein. »Als ich euch beide heute Nachmittag im Teich ertappte, warst du dem Duke sichtlich gewogen.« Ein paar Sekunden lang schien er zu zögern, dann vertrat er energisch seinen Standpunkt. »Nach dem Tod deiner Mutter war ich kein guter Vater. Ich ließ dir zu viele Freiheiten. Nun, diesmal wirst du deinen Willen nicht durchsetzen. Wenn Kapitän Baptiste morgen auf Santo Amaro eintrifft, wirst du den Mann heiraten, von dem dein ungeborenes Kind stammt - den Duke of Beldon.«
»Aber - Vater...«
»Kein Wort mehr, Caitlin! Jetzt solltest du mit dem jungen Geoffrey reden und ihm mitteilen, du hättest dich anders besonnen.«
Mühsam bezwang sie das Zittern, das ihren ganzen Kör-per erfasst hatte. »Das verstehst du nicht, Vater. Wenn ich den Duke heirate, muss ich Santo Amaro verlassen. Und du brauchst mich...«
»Hör mir zu, Caitlin«, unterbrach er sie und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Ich bin ein alter Mann, der auf ein langes, ausgefülltes Leben zurückblickt. Wahrscheinlich wirst du mir nicht glauben, und vielleicht hat es mir eine gewisse Freude bereitet, dich in Illusionen zu wiegen - aber ich bin durchaus im Stande, für mich selbst zu sorgen.«
»Vor einigen Tagen ging es dir sehr schlecht. Und du könntest wieder erkranken...«
»Sicher. Genauso wie du oder der Duke. Darauf kommt es nicht an.« Zärtlich strich er über ihre Wange. »Wie innig ich dich liebe, weißt du. Wenn ich nicht glaubte, dass es für dich am besten ist, den Duke zu heiraten, würde ich dich niemals dazu auffordern. Angesichts der Umstände - und der Ereignisse dieses Nachmittags - musst du seinen Antrag annehmen.«
Schweren Herzens senkte sie den Kopf und schwieg. Durch ihre Adern schien Eis zu klirren. Sie schaute Rand an und erwartete, er würde triumphieren. Stattdessen las sie eine eindringliche Bitte in seinen Augen.
»Vertrau mir, Caitlin. Schon einmal hast du mir vertraut -und es nicht bereut.«
Sie würdigte ihn keiner Antwort. Erst hatte er sie verführt, und jetzt zwang er sie zur Ehe. Unbarmherzig würde er sie von ihrem Vater trennen, der auf ihre Hilfe angewiesen war. Wie sollte sie ihm trauen?
Und doch - eine innere Stimme drängte sie, diesem Mann ihr ganzes Vertrauen zu schenken.
17
»Sie sind nervös.« Grinsend beobachtete Percy, wie der Duke - seit zehn Jahren sein Freund und Arbeitgeber - an seiner breiten Krawatte und den Manschetten unter den Ärmeln des maßgeschneiderten braunen Jacketts zerrte. »Dass Sie dieses Mädchen früher oder später heiraten würden, wussten Sie doch. Warum regen Sie sich plötzlich so furchtbar auf? Das verstehe ich nicht.«
»Was haben Sie denn erwartet? Bevor
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