Tanz um Mitternacht
er bei all seinen Anweisungen den eigenen Vorteil? »Lassen Sie sein Zelt von den anderen entfernen. Ich bleibe bei ihm.«
Tag und Nacht betreute sie den Patienten. Die Mahlzeiten wurden vor dem Zelt abgestellt, und Cait, die immer noch ein wenig humpelte, trug die Tabletts hinein. Fürsorglich half sie ihrem Vater, regelmäßig ein paar Bissen zu essen. Ihr Feldbett war in sein Zelt gebracht worden. Wenn er schlief, saß sie bei ihm, und wenn er aufwachte, las sie ihm etwas vor. Er fieberte immer noch, aber seine Temperatur erschien ihr nicht lebensbedrohlich.
Drei Tage nach seinem Zusammenbruch stand er auf. Seine Kräfte kehrten allmählich zurück. Da sonst niemand erkrankt war, wurde sein Zelt wieder im Lager aufgestellt, und er nahm die Mahlzeiten so wie früher mit den anderen ein. Trotzdem machte sich seine Tochter Sorgen. Was seinen Schwächeanfall bewirkt hatte, wusste sie nicht, und sie fürchtete, die unbekannte Ursache würde ihn erneut niederstrecken.
Ein paarmal hatte sich der Duke nach dem Befinden des Patienten erkundigt. Aber seit sich der Professor auf dem Weg der Besserung befand und Cait alles unter Kontrolle hatte, sah sie Rand nicht mehr.
Gut so, dachte sie. Am übernächsten Tag sollte die Moroto wieder zur Insel segeln, und der Kapitän würde Cait mit Geoffrey vermählen. So hatte sie sich ihr Schicksal nicht vorgestellt ... Aber ihr Vater schien sich auf die Heirat zu freuen, und er mochte seinen künftigen Schwiegersohn.
»Als ich krank wurde, hatte ich Angst, ich könnte nicht an deiner Hochzeit teilnehmen.« Donovan Harmon saß auf einem Baumstamm vor dem Lagerfeuer und griff lächelnd nach Caits Hand. »Wie glücklich ich über deinen Entschluss bin, habe ich dir noch gar nicht gesagt. Mit jedem Tag werde ich älter. Der Gedanke an deine Zukunft hat mir großen Kummer bereitet. Aber nun weiß ich, dass Geoffrey für dich sorgen wird. Und wenn du Kinder bekommst, wirst du eine ebenso gute Mutter sein, wie es deine war.« Weil ihre Stimme versagte, nickte sie nur. Aus den Augenwinkeln sah sie Rand im nächtlichen Schatten stehen. Wie seine starre Haltung verriet, hatte er die Worte ihres Vaters gehört. Hastig wischte sie eine Träne von ihren Wimpern und lächelte den alten
Mann an. Als sie in Rands Richtung schaute, war er verschwunden.
Gnadenlos schien die Nachmittagssonne zwischen den Blättern der Bäume hindurch, drohte den Sand und die Arbeiter am Strand zu versengen. Meistens hatten angenehme Temperaturen geherrscht. Aber seit einiger Zeit war es ungewöhnlich heiß. Kein einziger Lufthauch linderte die flimmernde Glut.
Rand stand hinter einer Baumgruppe und beobachtete, wie Cait die Ausgrabungsstätte verließ. Sie holte ein leinenes Handtuch aus ihrem Zelt und ging in den Wald. Das tat sie seit seiner Ankunft fast jeden Tag. Wohin ihr Weg führte, wusste er.
Diesmal folgte er ihr zu dem kleinen Teich zwischen etlichen Felsblöcken, der von einem sanft plätschernden Wasserfall gespeist wurde. Hier pflegte sie zu baden, und das abgeschiedene, idyllische Fleckchen Erde eignete sich perfekt für Rands Plan.
Er lächelte grimmig. Wie er sich nun verhalten würde, widersprach seinen ursprünglichen Absichten. Er hatte gehofft, Cait würde Vernunft annehmen und ihn über seine künftige Vaterschaft informieren. Trotz ihres beharrlichen Schweigens hatte er ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht, weil er nach ihrem Unfall in der angrenzenden Bucht so besorgt um ihre Sicherheit gewesen war. Sekundenlang hatte er geglaubt, sie würde den Antrag annehmen und ihm von seinem Baby erzählen. Aber dann hatten sie vom Zusammenbruch des Professors erfahren, und jener magische Augenblick wiederholte sich nicht.
Am kommenden Tag wollte sie Geoffrey St. Anthony heiraten. Bis vor kurzem hatte Rand geglaubt, sie wäre ihrer Sache nicht ganz sicher. Aber die Angst um den Vater schien sie in ihrem Entschluss zu bestärken. Nun, Donovan Harmon hatte den Großteil seines Lebens hinter sich, und seine Tochter stand erst am Anfang. Bald würde sie Rands Kind gebären. Das Baby verdiente es, in der Obhut beider Eltern aufzuwachsen. Und dafür würde er sorgen.
Im Schutz der Bäume schlich er Cait nach. Als er den Teich erreichte, hatte sie ihre Kleider bereits abgelegt und stieg gerade nackt ins Wasser. Rands Atem stockte. Wenn sein Gewissen den Plan auch missbilligte, sein Körper war zweifellos damit einverstanden.
Zufrieden tauchte Cait unter, schwamm zur Mitte des Teichs und drehte sich auf
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