Tanz um Mitternacht
wobei er einen strafenden Blick in Caits Richtung warf. Offensichtlich missfiel ihm ihre mangelnde Begeisterung oder ihr Mitleid mit Geoffrey.
Zu schade, dachte sie. Das hätte er sich überlegen sollen, bevor er mich vor meinem Vater und den Expeditionsteilnehmern in Verlegenheit brachte und diese grässliche Heirat erzwang. Wenige Minuten später war die Zeremonie beendet. Als der Kapitän dem Bräutigam erlaubte, die Braut zu küssen, presste Rand seinen Mund fast schmerzhaft auf Caits verkniffene Lippen. Sein Zorn war offenkundig. Vielleicht erwartete er, nachdem sie sich zur Heirat bereit erklärt hatte, würde sie klein beigeben. Nun, da irrte er sich ganz gewaltig.
»In einer Stunde wird der Kapitän den Anker lichten«, erklärte er, während die Hochzeitsgäste zu der improvisierten Tafel schlenderten, auf der eine eher kärgliche Mahlzeit angerichtet war. »Ich nehme an, du hast deine Sachen gepackt und bist zur Abreise bereit.«
»Meine Koffer sind gepackt, aber ich bin keineswegs bereit, die Insel zu verlassen. Wie du weißt, würde ich lieber bei meinem Vater bleiben.«
»Und wie du, meine teure Duchess, nur zu gut weißt, werde ich das nicht gestatten.«
Warum musste er sie so unverblümt daran erinnern, dass sie jetzt zu ihm gehörte. »Und Talmadge?«
Rand runzelte die Stirn. »Was ist mit ihm?«
»Wenn du ihn zu Recht verdächtigst - was wird er unternehmen, um sich die Schätze anzueignen? Obwohl du mir nicht glaubst, mein Vater ist unschuldig, und deshalb könnte er in Gefahr schweben.«
Darüber schien er eine Zeit lang nachzudenken, ehe er entgegnete: »Inzwischen habe ich erkannt, dass er nicht in Talmadges Betrügereien verwickelt ist. Bevor ich abreise, will ich den Professor über meinen Verdacht informieren. Dann wird er sich sicher in Acht nehmen.«
»Sollten wir nicht hier bleiben und...«
»Wir fahren nach England, Cait. Dort kannst du mein Kind in einer zivilisierten Umgebung zur Welt bringen. Das ist vorerst am wichtigsten.«
Da sie ihm Recht geben musste, widersprach sie nicht.
Monatelang hatte sie sich vor ihrer Niederkunft auf dieser primitiven Insel gefürchtet, wo ihr niemand beistehen würde. Und was Talmadge betraf... Soviel sie wusste, gab es noch immer keine Beweise für seine Schuld. Und auf Santo Amaro hatte er bis jetzt nichts verbrochen. Warum sollte ihr Vater ihm misstrauen?
Andererseits waren zahlreiche Schätze ausgegraben worden - genug, um den habgierigen, selbstsüchtigen Mann zu interessieren, für den Rand den Baron hielt. Eine weitere Sorge, die auf Caits Seele lastete...
Nach einem tränenreichen Abschied, zumindest auf Caits Seite, folgte sie ihrem Mann an Bord der Moroto. Angesichts ihres Kummers fühlte er sich fast schuldig. Nur fast. Caitlin Harmon - Caitlin Harmon Clayton, verbesserte er sich, soeben zur Duchess of Beldon avanciert - liebte Geoffrey St. Anthony nicht. Und sie war keineswegs verpflichtet, ihr Leben dem Vater zu weihen.
Also hatte er sie vor einem traurigen Schicksal bewahrt. Die Ehe mit St. Anthony würde einer intelligenten, willensstarken Frau wie Cait wohl kaum genügen. Und jahrelang mit ihrem Vater von einer Ausgrabungsstätte zur anderen zu ziehen - das war sicher keine Zukunft, die ihr gefallen würde, was immer sie auch behauptete.
Rand hatte sie gerettet, geheiratet und ihrem Kind einen Namen gegeben. Verdammt, dafür müsste sie ihm danken. Stattdessen sprach sie kaum ein Wort mit ihm, seit sie Santo Amaro verlassen hatten. In den letzten zehn Tagen war sie still und verschlossen gewesen.
Und er hatte die Ehe noch immer nicht vollzogen, was ihn am allermeisten ärgerte.
»Jetzt grübeln Sie schon wieder«, bemerkte Percy, als er neben Rand an die Reling der Swift Venture trat, die sie von Dakar nach London brachte. Bei der Ankunft an der afrikanischen Küste hatten sie glücklicherweise sofort ein Schiff gefunden, das Kurs auf England nehmen würde. Schon einen Tag später hatte die Besatzung die Segel gesetzt. »Eheprobleme? Nach so kurzer Zeit?«
»Was mich stört, wissen Sie nur zu gut, Percy. Seit zehn Tagen schlafe ich in Ihrer Kabine. So hatte ich mir die Flitterwochen nicht vorgestellt.«
»Und warum weigern Sie sich, das Bett Ihrer schönen Gemahlin zu teilen. Der Grund, den Sie mir nannten, klang so armselig, dass ich ihn offenbar vergessen habe.«
»Zum Teufel, ich will ihr Zeit geben. Sie soll ihre Ehe freiwillig akzeptieren.«
»Glauben Sie, die Duchess würde zu dieser Einsicht gelangen, wenn Sie
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