Tanz um Mitternacht
Haut abhoben. »Kommen Sie, Missie, ich helfe Ihnen beim Umziehen. Und danach pflücken wir Blumen für Ihr Haar.«
Allzu lange dauerte es nicht, bis Cait ihre triste Arbeitskleidung mit dem farbenfrohen Sarong vertauscht hatte. Was würde Rand von dieser Aufmachung halten? Würde ihm die nackte Schulter gefallen? Und der Schlitz, der bei jedem Schritt ihren Oberschenkel zeigte? Letzten Endes beschloss sie, sich dem Stil der Inselbewohnerinnen vollends anzupassen, und verzichtete sogar auf ihre Glacelederschuhe. Geduldig stand sie da, während ihr Maruba und eine der anderen Frauen violette und weiße Orchideen ins Haar steckten.
Der Professor wartete vor dem Zelt, und als er seine Tochter diesmal in Augenschein nahm, lächelte er. »Sehr hübsch, meine Liebe. Jetzt siehst du wie eine richtige Braut aus. Und du wirst deinen Standpunkt trotzdem unmissverständlich darlegen, denn Beldon muss dich so nehmen, wie du bist. Die Frau, die er heiratet, ist einzigartig und lässt sich mit keiner anderen vergleichen. Daran sollte er stets denken.«
Gerührt stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste seine zerfurchte Wange. »Wenn ich dich bloß nicht verlassen müsste...«
»Für dich ist’s höchste Zeit, flügge zu werden, kleiner Vogel«, meinte er und tätschelte beruhigend ihre Hand.
Cait wischte eine Träne von ihren Wimpern. »O Vater, ich liebe dich.«
»Und ich bin stolz auf dich, mein Mädchen. Du bist die beste Tochter, die sich ein Mann nur wünschen kann.«
Lächelnd ergriff er ihre Hand und führte sie zu einer Laube aus grünen Blättern und Orchideen, die einige Frauen zur Feier des Tages am Strand errichtet hatten. Darunter stand Rand und schaute ihr entgegen. Während sie seinen Blick erwiderte, entging ihr der besitzergreifende Ausdruck in seinen Augen nicht. Dann trat sie neben ihn und spürte, wie er den Sarong begutachtete, die nackte Schulter, den entblößten Schenkel. »So hatte ich mir das Kleid meiner Braut nicht vorgestellt«, bemerkte er amüsiert. »Aber ich glaube, ich ziehe es deinem braunen Rock und den abgetragenen Stiefeln vor.«
»Freut mich, dass ich dein Wohlgefallen erregte«, zischte Cait. Niemals würde sie vergessen, wie er sie mit der Hilfe seines Kammerdieners übertölpelt hatte - ebenso wenig den Grund, warum er sie heiraten wollte.
»In der Tat, ich finde, du siehst sehr reizvoll aus. Aber nächstes Mal wirst du dieses Kleid nicht in der Öffentlichkeit tragen, sondern in unserem Schlafzimmer.«
Erbost starrte sie ihn an. Wie konnte er es wagen, ihr schon vor der Trauung Befehle zu geben? Sie öffnete den Mund, um ihm zu erklären, sie würde sich so kleiden, wie es ihr beliebte, und sie sei ihm keinen Gehorsam schuldig.
Aber da postierte sich schon der Kapitän vor dem Brautpaar. »Offenbar haben sich alle versammelt. Sind Sie bereit?«
Was für eine Frage... Nein, Cait war nicht bereit, diese erzwungene Ehe einzugehen. Unglücklich wandte sie sich zur kleinen Gruppe der Hochzeitsgäste, die einen Halbkreis um die Laube bildeten - ihr Vater und Sir Monty, Lord Talmadge, die Arbeiter und Dienstboten.
Wie erstarrt stand Geoffrey St. Anthony da. Von Gewissensqualen gepeinigt, beobachtete Cait ihn etwas länger, als es die Schicklichkeit erlaubte. Niemals hatte sie ihn verletzen wollen.
»Fangen Sie bitte an, Kapitän Baptiste.« Rands Blick wanderte von Cait zu Geoffrey. Dann ergriff er den Arm seiner Braut.
»Liebes Brautpaar, liebe Hochzeitsgäste«, begann der Kapitän mit seinem ausgeprägten portugiesischen Akzent den traditionellen Text vorzulesen. »Heute haben wir uns hier eingefunden...«
Wie aus weiter Ferne drangen die Worte zu Cait, und alle
ihre Nerven spannten sich an. Großer Gott, sie heiratete einen Mann, der sie nicht liebte - einen autoritären Duke, der es gewöhnt war, alles zu erreichen, was er wollte. Sobald er von seiner künftigen Vaterschaft erfahren hatte, war er viele tausend Meilen weit gereist, um die Mutter seines ungeborenen Kindes zu heiraten. Wie würde er sie behandeln? Und die zahllosen anderen Frauen, mit denen er sich zu vergnügen pflegte? Welch ein Leben würden sie in England führen?
Lauter ungeklärte Fragen. Unwillkürlich erschauerte sie.
»...bist du, Caitlin Harmon bereit, Randall Clayton, Duke of Beldon, zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann zu nehmen?« Sie schluckte, und als Rand sie unsanft anstieß, würgte sie ein Ja hervor.
Dann wurde die Frage an ihn gestellt, und er antwortete laut und deutlich,
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