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Tanz unter Sternen

Tanz unter Sternen

Titel: Tanz unter Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Mueller
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legten sie das Schiff schlafen.
    Die Lichter verloschen, von einem Moment zum anderen war es stockfinster. Er hörte die Rufe der Heizer. Ihn gruselte, mit diesen fremden Männern allein zu sein. Was, wenn ihn jetzt einer packte? Er würde vor Schreck sterben.
    Jemand kam mit einer Petroleumlampe die Leiter herunter. Aber sie leuchtete nur schwach in die Halle. Allein das schwarzfleckige Gesicht des Mannes war gut zu sehen.
    Da gingen die elektrischen Lampen wieder an. Der Mann mit der Laterne brüllte etwas. Die Heizer beeilten sich, weitere Öfen stillzulegen. Dass sie solche Eile hatten, wo doch das Leck erfolgreich abgepumpt wurde …
    Samuel stutzte. Ein kleines Kohlestück rollte durch die Halle, wie von Geisterhand getrieben. Es verschwand im Nebel. Hatten sie Schieflage? Er hob ein weiteres Stück Kohle auf, eines, dessen Kanten abgeschlagen waren, ähnlich dem, das er gerade beobachtet hatte, und gab ihm einen sanften Stoß. Es rollte los. Aber anstatt nach kurzem Weg liegen zu bleiben, rollte es weiter und weiter, bis die Dampfschwaden es verschluckten. Wie war das möglich?
    Die Schwaden wurden immer dichter. Wie Schemen sah Samuel zwei Heizer sich nähern. Sie hoben einen Deckel vom Boden, das rhythmische Arbeiten der Pumpen dröhnte lauter. Mit Schraubenschlüsseln arbeiteten sie im Loch. Ein dritter Mann eilte herbei, er stolperte über den Deckel, fiel. Laut brüllend hielt er sich das Bein. Die zwei redeten auf ihn ein, halfen ihm hoch. Sie trugen den ächzenden Mann durch den Nebel davon.
    Samuel sehnte sich nach seinem Bett und den Eltern. Konnte er nicht helfen, dass sie wieder eine fröhliche Familie wurden und zu streiten aufhörten? Er musste die Eltern glücklich machen, irgendwie.
    Natürlich! Das war’s! Er grub die Uhr mit der goldenen Kette aus dem Kohlenstaub. Die würde er Papa schenken, damit konnte er Mama beeindrucken. Oder Papa verkaufte die Uhr, dann hatten sie mehr Geld und konnten sich die Dinge leisten, die Mama sich wünschte.
    Nur Adam würde sauer sein. Samuel musste ihm helfen, an den Tresor heranzukommen. Wenn Adam genug Geld gestohlen hatte, fiel die Uhr nicht mehr ins Gewicht. Er steckte sie sich in die Hosentasche. Durch den Dampf konnte ihn sowieso keiner sehen, er würde ohne Schwierigkeiten hier rauskommen. Er schlich sich an der Wand entlang zum Ausgang. Wie ein Räuber kam er sich vor. Ich bin ein Dieb, der einen Dieb bestiehlt, dachte er und musste grinsen. Dann stellte er sich Adams wütendes Gesicht vor. Sollte er die Uhr nicht besser zurücklegen?
    Seine vorgestreckte Hand rührte an Metall. Er sah hoch. Hier gab es auch so eine Lampe? Und die Tür war zu! Sie musste genauso zugefallen sein wie die anderen. Wie kriegte man die wieder auf? Er suchte einen Hebel, eine Klinke. Nichts davon fand er. Deshalb ist der Heizer durchgesprungen, dachte er, der Mann wusste, war die Tür erst einmal geschlossen, kam man nicht mehr auf die andere Seite.
    Samuel lauschte. Wo waren die Heizer und Schmierer? Er hörte nur das Zischen der Öfen und das Ticken abkühlenden Metalls. Außerdem war da ein Tröpfeln, ein leises Gießen. Er sah zu Boden. Eine schwarze Lache fasste nach seinen Füßen. Wasser quoll zwischen den Bodenplatten hervor und vermischte sich mit dem Kohlenstaub. Schafften es die Pumpen doch nicht mehr?
    Ein lauter Ruf hallte durch den Kesselraum. Männer antworteten, sie schrien. Da war ein Reißen von Metall. Eiswasser spülte in den Raum, es rauschte ihm um die Knöchel, um die Knie. Rasend schnell stieg es höher.
    Er musste raus hier! Samuel watete durch das Wasser. Es erreichte seine Hüfte. Er keuchte vor Kälte. Wo war die nächste Leiter? Er konnte die Heizer hinaufsteigen hören, die Sprossen schepperten unter ihren Schuhen. Irgendwo vor ihm gurgelte jemand und schlug auf das Wasser.
    Es umfasste Samuels Brust und raubte ihm mit seiner Kälte den Atem.
    Kaum dass das Zischen der Ventile hoch oben an den Schornsteinen verstummt war, erklang Musik. Die Band stand im Eingang der ersten Klasse und spielte Ragtime. Die fröhliche Musik ließ die Evakuierung wie ein Spiel erscheinen. Cäcilie aber spürte, wie angespannt Lyman war. Den knallharten Geheimdienstmann in solcher Sorge zu sehen, machte ihr Angst.
    Als man sie rechts nicht durch die Pforte zur ersten Klasse lassen wollte, brachte Lyman sie auf die linke Seite des Schiffs, dort kannte er den Steward. Sie wurden eingelassen. Auf dem zweiten Rettungsboot stand ein Offizier, den einen Fuß an Deck, den

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