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Tanz unter Sternen

Tanz unter Sternen

Titel: Tanz unter Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Mueller
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Flamme sprang zum nächsten Blatt. »Fahren die Titanic gegen einen Eisberg. So macht man jahrelange Pressearbeit zunichte.«
    Er ging zum Nachttisch hinüber und nahm die Pistole aus der Schublade. Aus einer Schachtel klaubte er Patronen und lud sie in das Magazin der Waffe, sechs, sieben, acht. Er schob das Magazin mit einem Ruck zurück in den Griff und steckte die P08 in das Halfter an seinem Rücken.
    Mit zackigen Bewegungen zog er das Jackett an und anschließend die Schwimmweste. Im Flur wartete ein Steward, der sich wortreich für die Unannehmlichkeiten entschuldigte. Ein weiterer Steward half vor dessen Tür dem alten Ramon Artagaveytia, einem fast zweiundsiebzigjährigen Geschäftsmann aus Argentinien, in die Schwimmweste.
    Lyman begab sich nach oben. Dort befahl ein Offizier den wenigen versammelten Passagieren der ersten Klasse: »Die Männer treten vom Boot zurück. Frauen und Kinder steigen bitte ein.« Ein Rettungsboot hing gegenüber vom Sporthalleneingang neben der Deckkante, bereit, so tief hinabgelassen, dass seine Seitenwand hinter dem Schandeck verschwand.
    Feine Damen mit Pelzkragen und Brillantschmuck um den Hals kletterten ins Boot. Der amerikanische Bankier, neben dem er einmal beim Abendessen gesessen hatte, führte Frau und Hund ins Rettungsboot und sagte zu ihr: »Pass auf, dass er nicht hinausspringt, Schatz.« Der Zwergspitz kläffte.
    »Wer ist der Nächste?«, fragte der Offizier.
    Niemand meldete sich.
    »Ich bitte Sie, meine Damen, seien Sie vernünftig, steigen Sie ein!« Er sah sich Hilfe suchend um. »Dann die Herren.« Ein Dutzend Männer stiegen ein. Etliche blieben an Deck stehen. Der Offizier fragte Lyman: »Was ist mit Ihnen?«
    Abwehrend hob er die Hand.
    Der Offizier zuckte die Achseln. »Abfieren«, befahl er.
    Lyman runzelte die Stirn. Er sah an Deck entlang. Es gab vier Rettungsboote, und weiter hinten nochmals vier, dazu zwei Brandungsboote mit hölzernem Boden und Seitenwänden aus Segel tuch. Auf der anderen Schiffsseite musste es genauso sein. Das ergab zwanzig Boote. Wenn in jedes sechzig Menschen passten, obwohl die Brandungsboote kleiner waren, konnten eintausendzweihundert mitfahren. Die anderen eintausend blieben an Bord zurück. Und der Offizier ließ ein Boot mit nur zwei Dutzend Leuten fahren?
    Sie haben es eilig, dachte er.
    Eiskalt kroch ihn Furcht an. Konzentriere dich auf deine Aufgabe, sagte er sich. Er musste sich und Cäcilie auf eines der Rettungsboote bringen. Zielstrebig ging er zum Bereich der zweiten Klasse hinüber.

24
    W o blieb Samuel? Matheus vermisste seinen Sohn mit jeder Sekunde mehr, es war wie ein körperlicher Schmerz. Menschen drängten sich an Deck, schleppten Koffer, Kinder, Kleider. »Er kommt nicht. Ich muss ihn suchen gehen.«
    Cäcilie sagte: »Ich hab’s ihm angetan.«
    »Wovon redest du?«
    »Ich hab ihm dasselbe angetan, was ich von meiner Mutter erlitten habe. Ich hatte immer Angst, dass sie uns verlässt. Diese Furcht, dass sie verreist und nicht wiederkommt, dass sie mich allein lässt … Samuel fühlt sich genauso. Mein Junge! Ich wollte nie so sein, ich habe mir eine gesunde, liebevolle Familie gewünscht. Matheus, du weißt, dass ich versucht habe, eine gute Mutter zu sein.« Sie sah ihn an.
    »Das wirst du auch noch lange sein, Cäcilie.«
    Es gab ein ohrenbetäubendes Zischen. Dampf strömte aus den Ventilen hoch oben an den Schornsteinen, sie lärmten, als ob zwanzig Lokomotiven in einer Bahnhofshalle gleichzeitig ihren Dampf abließen.
    Lyman tauchte auf. »Was tun Sie hier?«, fragte er.
    Keine Begrüßung, kein höflicher Abstand. Es war beleidigend, wie der Engländer dastand und Cäcilie ins Gesicht starrte.
    »Samuel ist weg«, sagte sie. »Wir müssen auf ihn warten.«
    »Hörst du dieses Zischen?«, blaffte er. »Das sind Überdruckventile. Der Kapitän will eine Kesselexplosion vermeiden, wenn das Schiff sinkt. Deshalb lässt er den Druck ab. Du musst in ein Rettungsboot steigen, solange es noch geht.«
    »Wie reden Sie mit meiner Frau?« Matheus stellte sich zwischen die beiden. »Was Cäcilie und ich tun, geht Sie einen feuchten Kehricht an! Wir warten auf unseren Sohn, lassen Sie uns gefälligst in Frieden und kümmern Sie sich um … was auch immer!«
    Lyman schüttelte den Kopf. »Auf der anderen Seite gibt es auch Rettungsboote. Er sitzt vielleicht längst in einem drin, denken Sie, die Leute lassen ein Kind stehen? Nehmen Sie eines der Boote. Wollen Sie, dass er ohne Mutter aufwächst?«
    »Im ganzen

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