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Tapas zum Abendbrot

Tapas zum Abendbrot

Titel: Tapas zum Abendbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basel Nicole Frick Marike
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allen unseren Freunden davon erzählen werden, wie unfreundlich sie sind. Sag ihnen, dass wir sie nicht weiterempfehlen werden.« Seine Stimme wird jetzt immer fordernder. »Wenn’s hart auf hart kommt, sag ihnen, dass wir weniger zahlen werden. Schließlich war alles mit dem Vorgänger abgesprochen, es ist nicht unsere Schuld, dass der gefeuert wurde!«
    Â»Ich werd denen doch nicht drohen«, antworte ich entsetzt.
    Â»Manchmal hilft nur das.« Robertos Stimme klingt sehr zufrieden. Schließlich hat er mit dem Drohen schon beste Erfahrungen gemacht.
    Einmal etwa beschwerte er sich in einem Fotoladen, dass viele seiner Bilder Streifen hatten. Man sagte ihm, dann müsse seine Kamera wohl einen Schaden haben. Roberto verneinte – schließlich war der Streifen nicht auf allen Bildern zu finden. Der Verkäufer sagte, er könne da auch nichts machen. Da verlangte mein Freund nach dem Geschäftsführer. Das Ganze schaukelte sich hoch, und schließlich drohte Roberto, allen Freunden davon abzuraten, bei diesem Fotogeschäft Bilder entwickeln zu lassen. Daraufhin wurden ihm die Bilder am gleichen Abend vom Labor mit dem Taxi nach Hause geliefert. So läuft das in Spanien.
    Als Roberto mich vor ein paar Jahren in einem Restaurant aufforderte, nach dem Beschwerdebuch zu fragen, dachte ich zuerst, er mache einen Scherz. In Spanien, so erzählte er dann, sei jedes Geschäft, jedes Restaurant oder Hotel, jede öffentliche Einrichtung verpflichtet, ein Beschwerdebuch zu führen. Unzufriedene Gäste können darin ihrem Unmut Luft machen. Potenzielle Gäste wiederum dürfen in das Buch Einsicht verlangen. Immer dann, wenn ein Gast nach dem Buch fragt, wird in Spanien deshalb jeder sehr plötzlich sehr hilfsbereit. Man tut alles, nur, um einen Eintrag zu vermeiden. Im Zweifelsfall bezahlt man eben ein Taxi. Als ich Roberto staunend berichtete, von so etwas hätte ich noch nie gehört, und das gebe es in Deutschland ganz sicher nicht, war er wiederum erstaunt. Ihm schien es das Natürlichste der Welt zu sein, sich zu beschweren.
    Ich dagegen bin ein Beschwerde-Vermeider. Soweit es geht, bleibe ich freundlich und sehr höflich, ich mag es nämlich nicht, wenn Menschen schlecht gelaunt Kellner oder Verkäufer anbellen. Das finde ich unsympathisch. Deshalb lächele ich viel, auch wenn ich eigentlich unzufrieden bin. Ich sage lächelnd »Macht doch nichts«, wenn ich eine dreiviertel Stunde auf das Essen warten musste, ich lächele, wenn es mir nicht geschmeckt hat und ich harre geduldig lächelnd aus, wenn eine Verkäuferin mit ihrem Freund telefoniert, statt mir zu helfen. Wegen mir wird also kein Kellner oder Verkäufer jemals sein Verhalten ändern. Mir ist bewusst, dass ich zukünftigen Gästen damit keinen Gefallen tue. Dafür fühle ich mich gut. Ich finde, das ist auch etwas wert. Würde ich Drohungen aussprechen, wie sie mir mein Freund anrät, wäre mir das nicht nur unangenehm, sondern sogar peinlich.
    Und jetzt soll ich also die Managerin unter Druck setzen. »Wenn sie sich mit dir streiten will, musst du halt streiten. Das ist jetzt wichtig!«, sagt Roberto.
    Und er hat ja recht: Es hängt wirklich an mir, ob wir bei schlechtem Wetter in einem hellen, großen Saal Ja sagen, oder in einem dunkelgrün gestrichenen kleinen Raum, umgeben von Hirschgeweihen.
    Aber wie wird man das: konsequent, hart und durchsetzungsfähig? Wie lernt man Streiten?
    Ich muss unbedingt Nicole konsultieren. Weil ich sie auf Skype nicht entdecken kann, beginne ich eine E-Mail.
    Â»Hej, hier ist immer noch Hochbetrieb. Jetzt will Roberto mich dazu verdonnern, die Managerin umzustimmen, damit wir bei schlechtem Wetter im schönen Saal heiraten dürfen. Ich hatte dir doch erzählt, dass sie den eigentlich für uns sperren will, jedenfalls vor dem Abendessen. Stattdessen sollen wir in ein dunkles Kabuff. Roberto sagt, ich soll quasi zur harten Spanierin mutieren. Dabei kann ich doch gar nicht streiten! Dir geht das doch auch immer so – hast du einen Tipp, der nicht in Richtung ›Ich erzähle allen meinen Freunden davon, wie böse Sie sind‹ geht? Abgesehen von den doofen Fluglotsen läuft ansonsten so weit alles nach Plan. Morgen soll es eine definitive Entscheidung geben, ob sie nun streiken oder nicht. Obwohl ich dem spanischen ›mañana‹ ja nicht besonders traue … Drück mir die Daumen,

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