Tapas zum Abendbrot
Kenia fahren und dort zum Notar. Aber dann hätten wir die Hochzeit noch einmal verschieben müssen.« Michaela und Jackson leben deshalb lieber mit einem falschen Nachnamen: Mutu ist eigentlich der Name von Jacksons Vater.
Heute können Michaela und Jackson über all das sogar lachen. Jackson fühlt sich wohl in Deutschland. Er macht gerade ein Praktikum bei den Vereinten Nationen in Bonn, er glaubt, dass Deutschland auch ein Karrieresprungbrett für ihn ist, und er hat gleich tolle Leute kennengelernt.
»Ich habe mich selbst gewundert«, sagt Michaela. »Aber er ist sofort super klargekommen. Rassismus haben wir noch nicht erlebt.« Sie freuen sich, dass nun alles geklappt hat, dass sie beide eine berufliche Zukunft haben, dass sie endlich zusammen sind. Und sie freuen sich auf Januar.
Dann bekommen Michaela und Jackson ihr erstes Baby.
Wie zofft man sich mit einem spanischen Hitzkopf?
(Oder: Wie laut kann ich schreien?)
NEUSTRELITZ, 18. AUGUST
Meine Chancen stehen mittlerweile fünf zu eins. Die Wetterdiagramme auf fünf Webseiten zeigen für Samstag bedrohlich dunkle Regenwolken mit hässlichen, noch dunkleren Wassertropfen an, für Sonntag aber eine niedliche gelbe Sonne â und erst nach langem Suchen habe ich eine Seite gefunden, auf der schon am Sonnabend die Sonne scheint. Heute ist Mittwoch. Wie sehr können sich Vorhersagen irren? Ich hoffe: sehr. Am Telefon erzähle ich Roberto stolz von meinem Internet-Fund. »Diese eine Seite sagt, am Samstag wird die Sonne scheinen.«
»Und was sagen die anderen?«
Ich schweige betrübt. Dann gebe ich langgezogen zurück: »Reeegen.«
Roberto seufzt. »Wir müssen uns was überlegen.«
»Weià ich«, sage ich. »Will ich aber nicht. Ich will drauÃen heiraten, am See, unter Bäumen, bei Sonnenschein.«
»Amor«, sagt Roberto, »ich weiÃ, alles soll perfekt sein. Aber wenn es nun mal regnet?«
Er hat natürlich recht.
»Also«, fährt mein Freund fort, »was gibt es drinnen für Optionen?«
»Die Frau vom Schlosshotel sagt, dass wir nur im Restaurant heiraten könnten.«
»Was?«, ruft Roberto. »Im Restaurant? Direkt neben der Bar, oder was? Umgeben von Geweihen?«
»Ich weië, sage ich, »deshalb muss ja unbedingt die Sonne scheinen.«
»Aber was ist mit dem groÃen Saal, da, wo wir abends essen werden?«
»Den müssen sie schon Stunden vorher vorbereiten, da können wir die Zeremonie nicht abhalten, sagt die Managerin.«
»Dann musst du noch mal mit ihr reden.«
Ich seufze. »Habe ich doch schon. Ich habe gestern angerufen und darauf hingewiesen, dass wir bei Regen den Saal brauchen, so, wie es mit ihrem Vorgänger abgesprochen war. Aber davon wusste sie nichts. Sie fiel aus allen Wolken.«
»ScheiÃ-Vorgänger«, sagt Roberto. Beziehungsweise so etwas Ãhnliches â er sagt es nämlich auf Spanisch und drückt sich dabei deutlich unflätiger aus. »Was musste der auch mitten in unseren Vorbereitungen gefeuert werden.« Roberto seufzt erneut. Dann stellt er sehr entschieden fest: »Du gehst da noch mal hin, und dann bestehst du darauf, dass wir im Saal heiraten.«
»Aber sie hat gesagt, dass sie nicht die Trauung zwischen vier und fünf abwarten und dann bis acht alle Tische fertig haben können! Die müssen ja erst aufgebaut werden, verstehst du, und eingedeckt. Dafür hat sie gar kein Personal, das Personal ist nämlich nach fünf damit beschäftigt, uns Häppchen und Sekt zu reichen!«
»Das ist alles ihr Problem, und nicht deins«, sagt mein Freund. »Du musst dich da jetzt mal durchsetzen. Die sollen das irgendwie hinbekommen, und wie sie das machen, kann uns egal sein.«
»Aber du musst die doch auch einmal verstehen â¦Â«, beginne ich eine Erwiderung.
»Du verstehst die anderen immer viel zu sehr«, unterbricht Roberto. »Das ist unsere Hochzeit, und die sind Dienstleister, Punkt. Wir zahlen viel Geld, da können die uns nicht in einen dunklen Restaurant-Raum verfrachten, der später dann als Disco dienen soll. Ich heirate doch nicht in einer Disco!« Immer mehr steigert Roberto sich in seine Empörung hinein. Ja, er würde denen sicher zeigen, wo der Hammer hängt. Leider ist mein Freund aber immer noch in Hamburg, weil er erst ab morgen Urlaub hat. Also muss ich ran, findet er.
»Sag denen, dass wir
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