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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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Eine Hand wurde mir auf den Mund gepresst, und ich wurde hastig ins Zimmer hineingeschoben. Dann hörte ich, wie die Klinke ins Schloss fiel.
    »Sei still!«, fauchte jemand neben mir, und ich hätte vor Scham im Boden versinken können. Wie konnte ichso dumm sein? Die Person, die mich gepackt hatte, war niemand anderes als Giardio.
    »Was ist denn los? Wieso bist du davongerannt?« Er klang besorgt.
    »Es ist alles in Ordnung. Es tut mir leid. Ich wollte nur deine Reaktion testen, im Fall, dass mich jemand entführen würde und du mich schnell retten müsstest. Du hast bestanden, falls du es wissen willst.« Zum Glück hatte ich eine so blühende Phantasie.
    »Du bist, auf eine Art, äusserst seltsam.«
    »Wirklich? Auf was für eine Art?«, fragte ich. O nein, hielt er mich etwa für eine Verrückte? Für einen Freak?
    »Auf eine reizende«, erwiderte er lächelnd. Flirtete er etwa mit mir? Ich konnte es kaum fassen.
    »Danke.« Ich erwiderte sein Lächeln und stolzierte graziös vor ihm zur Tür hinaus.

2.
    »Was ist das?«, fragte er ungeduldig.
    »Eine Nachricht für dich.«
    »Von wem?«
    »Ich weiss es nicht. Der Brief ist versiegelt. Er wurde von diesem Raben gebracht.« Kayla zeigte hinter sich zum Fenster, wo das ungewöhnlich grosse, unheimliche Tier sass.
    »Das ist Milo, James’ Rabe. Die Botschaft muss wohl von ihm sein. Sehr gut, endlich Nachrichten. Mal sehen, was da steht«, murmelte er, während er die Pergamentrolle, auf der sein Name stand, vorsichtig aufschnürte und sich das Geschriebene ansah. Neugierig beugte sich auch Kayla vor, doch er schirmte den Inhalt von ihr ab und sah sie vernichtend an. Sie verstand augenblicklich und zog sich zurück. Sein Blick wanderte über das Blatt.
    Der Rat hat getagt. Sie haben beschlossen, gegen euch in den Krieg zu ziehen. Das ganze Land wird aufgeboten. Im Morgengrauen nach der kommenden vierten Nacht werden die Truppen aufbrechen. Das Mädchen war auchbei der Versammlung. Ich bin ihr und dem Jungen gefolgt, als sie sich zurückzogen haben, und habe mitbekommen, dass sie Verdacht geschöpft haben. Sie vermuten etwas. Die beiden sind gar nicht so dumm, und vor allem vor dem Mädchen muss ich mich in Acht nehmen. Sie ist ganz anders als die übrigen Durchschnittsbauernweiber hier. Unterschätzt sie nicht.
    Daher werde ich es heute Nacht vollbringen. Bald schon wird sie die Seiten wechseln, und nach dem heutigen Vorhaben wird sie zu abgelenkt und zu wenig sie selbst sein, um meine Spur weiterzuverfolgen. Ihr kümmert euch dann um ihn. Schafft ihn so bald wie möglich aus dem Weg. Im Kampf soll er der Erste sein, den ihr hinter den Mond schickt.
    Euer treu ergebener Diener
    James McBlood
    Sichtlich zufrieden und mit einem bösartigen Lächeln auf den Lippen rollte er die überaus erfreuliche Nachricht wieder zusammen und wandte sich an Kayla.
    »Ich mochte ihn schon immer.«
    »Wen?«, fragte sie verwirrt.
    »James. Er tut genau das Richtige. Ruf die anderen zusammen. Sie sollen sich zum Krieg rüsten. Wir ziehen im Morgengrauen der kommenden vierten Nacht los.«
    »Krieg? Das heisst …«, hauchte sie.
    »Ja, genau, das heisst es. Die Zeit ist gekommen.«

IV
    Beim Abendessen war die Stimmung angespannt. Ich wusste beim besten Willen nicht, wie wir am nächsten Abend ein Fest feiern sollten, denn genau das war das Schlachtenmahl. Ein riesiges Fest vor einem Krieg. Man hoffte, dass es zum Sieg kommen würde und vollzog deshalb verschiedene Rituale, und all diejenigen, die im Kampf umkommen würden, sollten wenigstens noch einmal richtig feiern können. Ich sass an einem Tisch zwischen Graf Malo Karinz und Lady Bivalvia Meeransum, Giardio mir gegenüber. Glücklicherweise ass James am anderen Ende der Tafel, obwohl ich mich trotzdem unwohl fühlte, da er mir immer wieder einen Blick zuwarf, den ich nicht genau deuten konnte.
    »Nun, Mylady, aus welchem Teil Taquantas stammen Sie?«, fragte mich der Graf.
    »Ähm, ich, nun, ich komme aus …« Ich warf Giardio einen hilflosen Blick zu.
    »Sie ist die Tochter des besten Freundes meines Vaters«, sprang er für mich ein.
    »Ah, wirklich. Dann kennen Sie Giardio sicher schon von klein auf.«
    »Genau. Wir haben als Kinder viel Zeit zusammen verbracht, doch irgendwann habe ich ihn aus den Augen verloren. Und wir haben uns vor einigen Tagen per Zufall im Wald wiedergefunden, als er mich vor Calvin rettete.«
    »Ach, alte Bekanntschaften sind einfach das Schönste, nicht wahr?«, fragte der Graf in die Runde. Alle

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