Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)
die Stille. Wie ich dieses Lächeln verabscheute.
»Ich, ähm, nun, ich habe mir noch nicht so viele Gedanken darüber gemacht, aber ich nehme an, dass«, ich blickte unsicher in die Runde, um abzuschätzen, was wohl die beste Antwort wäre, »ähm, dass es am besten wäre, wenn die Königin sich in Sicherheit befindet.« Gegen Ende des Satzes war ich immer leiser geworden, und beim letzten Wort vernahm man nur noch knapp ein Flüstern. Diese Antwort brachte mir einen leicht säuerlichen Blick der Königin ein, und anerkennende, lächelnde Gesichter von allen anderen. Sogar von James, obwohl mich genau das wieder beunruhigte.
»Giardio, kann ich bitte kurz mit dir reden?«, bat ich leise und berührte ihn schüchtern am Arm. Er drehte sich von Herzog Hugen Dereleo weg und blickte mich neugierig an. Nach einem Moment nickte er.
»Herzog, wenn Sie mich entschuldigen würden.«
»Aber gerne«, erwiderte dieser, »wenn ein so hübsches und sympathisches Geschöpf wie Mylady fragt, dann kann ich ja kaum nein sagen.«
Wir lächelten beide, und ich zog Giardio aus dem Raum hinaus auf den Flur, um die nächste Ecke, noch ein Stück weiter, nach rechts und schliesslich in das nächstbeste Zimmer. Es war eine Art Konferenzraum im kleineren Stil. Ich schloss die Tür mit einem leisen Klicken und drehte mich dann um.
»Es geht um James McBlood.«
Giardio lehnte sich lässig gegen die Wand und zog eine Augenbraue hoch. »James McBlood? Was ist mit ihm?«
Ich war mir durchaus bewusst, dass ich ihn noch nicht so lange kannte, und doch schien es mir, als täte er nur so cool, denn hinter seiner lässigen Art schien sich etwas zu verbergen, obwohl ich es nicht genau bestimmen konnte.
»Er scheint mir irgendwie, wie soll ich es beschreiben… unaufrichtig. Sein Lächeln, seine Art, wie er sich um die Königin sorgt. Ich kaufe es ihm nicht ab. Ausserdem kommt er schliesslich aus Blutrien und ist daher, in meinen Augen, nicht direkt die vertrauenswürdigste Person der Welt.« Ich war gegen Ende meiner Ausführung immer schneller geworden, denn ich hatte alles in einem Atemzug heruntergerasselt und war mir nun nicht sicher, ob Giardio überhaupt alles verstanden hatte.
Er sah mich forschend an, schliesslich öffnete er den Mund. »Bist du sicher?« Ich nickte, und er fuhr fort: »Ich muss ehrlich sein, ich weiss, was du meinst. Den anderen der Ratsmitglieder bin ich schon des Öfteren begegnet. Ihm hingegen nicht, denn er war meistens in Blutrien. Er kommt sozusagen nie zu Besuch. Nur bei offiziellen Anlässen, wie dieser Versammlung, lässt er sich blicken. Er kam nicht einmal zum Krönungsjahrtag der Königin. Seine Ausrede war, dass er wichtige familiäre Dinge zu klären gehabt hätte. Ob das stimmt, wer weiss. Aber so oder so – ich verstehe dich. Doch die Königin und die anderen werden es nicht. Sie würden uns nie glauben, dass ein Mitglied des Rates sie hintergehen könnte. Falls es überhaupt stimmt. Wir dürfen nicht vergessen, dass dies nur Vermutungen sind.«
»Aber was, wenn was dran ist?«
»Dann … dann … keine Ahnung. Hoffen wir, dass wir falsch liegen und wenn nicht, müssen wir uns eben einen Schlachtplan ausdenken.«
»In Ordnung«, sagte ich. Besorgt wanderte mein Blick durch den Raum, da ich befürchtete, dass uns jemand gehört haben könnte. Eine Magd vielleicht, die unsere Befürchtungen weitererzählen könnte, und die Königin würde uns daraufhin für immer vom Hof verbannen. Oder, noch schlimmer, in den Kerker werfen lassen, und wir würden dort verrotten. Während sich meine Gedanken die schlimmsten Szenarien ausmalten und sich überschlugen, blieb mein Blick plötzlich an der Tür hängen. Irgendwie schien sie mir anders als vorher. Anders, als ich sie geschlossen und mich zu Giardio umgedreht hatte. Sie schien offen zu sein. Doch das konnte nicht sein, denn das würde bedeuten, dass jemand sie geöffnet hatte. Mir gefror das Blut in den Adern. Was, wenn dieser Jemand uns gehört hatte? Ohne den Gedanken weiterzuverfolgen, stürzte ich zur Tür und riss sie auf. Als ich in den Flur trat, sah ich mich nach beiden Seiten um. Sogar an die Decke schaute ich, denn dort versteckten sich die Helden in den Filmen immer. Obwohl, war dieser Jemand überhaupt ein Held? Aber egal, ich entdeckte niemanden und nichts Ungewöhnliches und kam zum Schluss, dass es ein Luftzug gewesen sein musste. Mit einem Seufzer drehte ich mich um und stiess einen lauten Schrei aus, als ich mit jemandem zusammenprallte.
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