Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)
hellblaue Augen, und sie strahlte mich an.
»Bis aufs Blut wirst du dich selbst verlieren«, erzählte sie mir gutgelaunt.
»Wie bitte?« War sie verrückt?
»Bis aufs Blut wirst du dich selbst verlieren«, zirpte sie noch einmal und tänzelte davon. Merkwürdig. Ich schüttelte den Kopf und sah mich weiter nach Giardio um, als schon die nächste gewöhnungsbedürftige Gestalt auf mich zugeschlurft kam. Sie war ganz schwarz gekleidet, und auch ihre Haare und Augen waren schwarz. Ihre Mundwinkel zeigten nach unten, sie wirkte, als hasse sie alles, inklusive sich selbst.
»Du wirst das Herz des Rätsels sein«, schleuderte sie mir entgegen.
Du meine Güte, waren heute alle dazu verpflichtet, mir Rätsel aufzugeben?
»Wie bitte?«
»Du wirst das Herz des Rätsels sein«, knurrte sie mich an und schlurfte missmutig davon. Um ehrlich zu sein, war mir das nur recht. Ich brauchte doch nicht angefahren zu werden, nur weil ich nicht verstand, was man mir sagen wollte, insbesondere nicht so früh am Morgen.
»Hallöchen!«, rief jemand.
Ich drehte mich um. Niemand war da. Hatte wohl nicht mir gegolten.
»Hier oben, du Schwachköpfchen.«
Ich sah hoch. Über mir schwebte – Quintus.
»Schwachköpfchen?« Ich tat beleidigt.
»Es tut mir leid, mein bezauberndes Fräulein«, flötete er, während er mir galant einen Handkuss gab.
»Und? Bereit für den grossen Kampf?«
Er klopfte sich auf die Brust und plusterte sich auf: »Aber selbstredend. Diese Vampire nehmen sich mal lieber in Acht.«
Er nahm die Stellung eines Boxers ein und verteilte Hiebe ins Nichts. Das Ganze sah so komisch aus, dass ich mich kaum noch halten konnte vor Lachen.
»Bitte! Erbarmen! Hör auf«, stiess ich mühsam hervor. Er grinste.
»Quintus!«,rief ein Elf und winkte ihn zu sich. Schmollend drehte sich Quintus zu mir um.
»Ich muss mich leider verabschieden, Prinzesschen. Aber ich werde dich auf der Stelle aufsuchen, sobald ich zurück bin.«
»Viel Glück!«
»Danke! Aber das würde ich eher den Vampiren wünschen. Die Armen haben keine Chance gegen Quintus den Grossen!«
»Natürlich. Wie konnte ich so dumm sein.«
»Schon verziehen.«
»QUINTUS!«, schrie der Elf erneut, nun sah er ziemlich wütend aus.
»Ich werde gebraucht.« Er schwirrte zu mir hin, umarmte mich und flog davon.
Ich hoffte so sehr, ihm würde nichts passieren. Natürlich machte ich mir um alle Sorgen, aber Quintus schien einfach nicht der grosse Kämpfer zu sein. Hoffentlich waren seine Kampfkünste wenigstens halb so gut wie sein Mundwerk, dann wäre er in nicht allzu grosser Gefahr.
»Guten Morgen.« Mein Herz machte einen Satz. Giardio stand vor mir. Er trug eine braune Hose, einen Helm und ein Kettenhemd über einem braunen Shirt. Seine Hände steckten in Lederhandschuhen und an seinem Gürtel hing ein Schwert. Er sah wirklich aus wie ein Ritter. Mein Ritter. Die Entschlossenheit und der Mut, die ihm ins Gesicht geschrieben standen, machten ihn noch schöner, und als er mir auch noch sein umwerfendes Lächeln schenkte, war ich sicher, ich wäre gestorben und stünde dem Engel Gabriel persönlich gegenüber. Erst jetzt fiel mir das Pferd auf, das er an den Zügeln führte.
»Das ist sie also, die Stunde der Wahrheit«,bemerkte ich. »Ja, das ist sie.«
Wir sahen uns schweigend um; keiner brachte es über sich, dem anderen in die Augen zu blicken. Was gab es noch zu sagen? Viel Glück, ich hoffe, du überlebst? Ich spürte, wie mir eine einzelne Träne die Wange hinunterrollte. Ihr folgte eine andere und noch eine, bis ich vor Tränen nichts mehr sah; beschämt drehte ich meinen Kopf weg, damit Giardio mich nicht weinen sah. Natürlich bemerkte er es trotzdem. Er strich mir mit einem Finger über die Wange, als versuchte er die Tränen aufzufangen.
»Lizzy …«, er schien um die Worte zu ringen.
Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und blickte ihn von unten herauf an. Es war mir furchtbar peinlich.
Er setzte erneut an: »Lizzy, nicht weinen. Ich komme zurück. Ob du willst oder nicht, ich werde zu dir zurückfinden.« Er lächelte mich an.
»Versprochen?«
»Versprochen. Ich habe es dir schon einmal versprochen. Und schon das galt.«
»Komm so schnell und so gesund wie möglich wieder zurück.«
Er nahm mich in den Arm. Ich vergrub mein Gesicht an seinem Hals. Seltsam, ich war mir sicher, ich konnte sein Blut pulsieren hören. Wahrscheinlich war es abereher mein eigenes. Ich atmete tief seinen Geruch ein. Und während der Duft, der zu ihm
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