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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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Spiegel bestätigte diese Befürchtung. Mein Kleid war mit Blutflecken übersät und mein Haar zerzaust. Um meinen Mund herum war ebenfalls Blut. Vom Begraben des Pferdes war ich mit Erde beschmiert.
    Schnell wusch ich mein Gesicht, bürstete meine Haare und zog ein anderes Kleid an. Ich wusste nicht, wo ich das Beweisstück meiner Tat – mein Kleid – verstecken sollte, also schob ich es einfach unter mein Bett.
    Ich hatte mich mit Isabelle, Agnesia und Davinia zum Abendessen verabredet, sobald die Sonne die Wipfel der Bäume des Horizonts erreichte. Da es noch nicht einmal annähernd Sonnenuntergang war, beschloss ich, noch eine Weile zu warten, bis ich mich zu Tisch begab.
    Ich setzte mich auf mein Bett und starrte an die Wand. Es war alles, was ich tun konnte, um mich abzulenken. Noch immer konnte ich nicht glauben, dass ich ein Pferd ausgesaugt hatte, weil ich selbst jetzt anscheinend… Nein! Nur an die Wand starren. Hätte ich nur Giardio erzählen können, dass ich jetzt ein Feind war, weil Calvin – nebenbei bemerkt, sein Vater! – mich gebissen hatte und ich nun verbissen – wortwörtlich – darin war, das Blut von Lebewesen … Nein! Einfach an die Wand zu starren funktionierte nicht. Ich sollte an was anderes denken. Ähm … an meinen Ausflug ins Elfendorf. Der Ritt war angenehm gewesen und …nein! Ritt gleich Pferd gleich Katastrophe. In Ordnung, ich sollte an etwas anderes denken. An etwas, das nicht von dieser Welt war. Ähm … meinen Vater. Wie sehr ich ihn vermisste. Es war so traurig, denn ich war nicht gerne lange von ihm getrennt. Du meine Güte! Er musste sich ja extreme Sorgen machen! Seine Tochter verschwand einfach für … wie lange war ich schon hier? Nun ja, eine lange Weile. Er hatte sicher die Polizei eingeschaltet. So wie ich ihn kenne, hatte er wahrscheinlich bereits all meine Freunde und die Schule kontaktiert und gefragt, ob sie wüssten, wo ich sei. Es war schrecklich, nicht zu wissen, was ein Kind tat oder besser gesagt, wo es war. Nun ja, wenigstens hatte ich noch Kontakt zu meinem Vater. Andere Leute sprachen nie mit ihrem eigenen Fleisch und Blut – wie Calvin und Giardio. Natürlich ist das verständlich, denn Calvin ist ein Vampir, der mich auch … Nein! Schon wieder die falsche Route. Ähm … Giardio. Ich rief ihn mir vor Augen. Seine wunderschönen, betörenden kobaltblauen Augen. Und sein Lächeln, das locker einen Eis-Cappuccino zum Schmelzen bringen konnte. Ich erinnerte mich an das Gefühl, als ich seine Flügel berührt hatte. Wie er mir in die Augen sah. Wie seine Finger die meinen streiften. Ich vermisste ihn, hoffte inständig, dass es ihm gutging. Ich betete, dass ich ihn bald wiedersehen würde, und stützte meinen Kopf in meine Hand. Seltsam, es fühlte sich nass an. Ich strich mir über die Wange und bemerkte erst jetzt, dass ich weinte. Frustriert stand ich auf und warf einen Blick aus dem Fenster. Draussen dämmerte es.

    Auf dem Weg zum Abendessen probte ich das Lächeln, mit dem ich alle begrüssen würde. Ein Lächeln, das besagte: Es ist nicht so, als hätte ich heute Nachmittag das Blut eines Pferdes getrunken, weil ich zum Vampir geworden bin und deshalb normales Essen widerlich finde und daher das Essen eine richtige Qual sein wird, denn ihr alle habt – und sollt auch – keine Ahnung haben. Und das ist nicht mal mein einziges Problem, obwohl es zugegebenermassen vielleicht mein grösstes ist. Aber ich mache mir auch schreckliche Sorgen um Giardio, der in den Krieg gegen seinen eigenen Vater gezogen ist, aber natürlich lasse ich mir auch das nicht anmerken, denn sonst fragt ihr alle: »Was ist denn los?«, und das würde nur dazu führen, dass ich euch entweder die Wahrheit sagen muss oder aber etwas erfinden, und darauf habe ich nun wirklich keine Lust, daher tue ich so, als wäre ich einfach nur froh, hier zu sein, nachdem ich einen angeblich gewöhnlichen Tag hatte.
    Zugegeben, es sollte ein sehr ausdrucksvolles Lächeln sein, aber ich war mir nicht sicher, ob es mir tatsächlich gelingen würde. Aber ich gab mein Bestes und kam noch einmal davon. Ich wünschte, ich könnte dasselbe über das Essen sagen. So aber musste ich Dinge in mich hineinstopfen und herunterwürgen, die ich vor gut zwölf Stunden noch als genüsslich empfunden hatte. Glücklicherweise jedoch nur einige Bissen, denn die Stimmung war bedrückt und alle stocherten nur im Teller herum. Wir alle warteten auf einen Boten, der uns verkünden würde, wie es im Krieg

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