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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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eigentlich auf das ein? Genau genommen war es jämmerlich. Ein Krieg. Er hatte immer geglaubt, sie wären ein Land, nicht zwei Heere. Zwar musste er sich eingestehen, dass er auch dazu beigetragen, hatte, aber es war nun mal so schwierig zu widerstehen. Und wieso sich mit Ersatz zufriedengeben, wenn das Echte viel besser war?
    Selbstverständlich kannte er die Antwort: Weil es nicht allzu gut ankam, wenn man sich von lebenden Wesen ernäherte. Trotzdem, ein bisschen flexibler konnten sie ja wohl sein.
    Er seufzte. Nach dieser Schlacht würde das gar nicht mehr nötig sein, denn sie würden ohnehin gewinnen, und dann herrschte er. Was würde seine erste Amtshandlung sein? Erwusste es schon: Ein Gesetz erlassen. Keiner durfte
ihm
was antun. Niemals, egal in welcher Situation. Hoffentlich würden die Schwachköpfe, mit denen er eine Spezies teilen musste, seinen Befehl befolgen. Ansonsten … er fletschte bedrohlich die Zähne und fuhr sich prompt noch einmal durchs Haar.
    Plötzlich umklammerte eine zarte Hand die seine. Sie sagte nichts, stand nur neben ihm. Er lehnte seinen Kopf an ihren.
    »Danke«, sagte er gerade so leise, dass nur sie es hören konnte. Als Antwort rieb sie mit ihrem Daumen über seinen Handrücken. Es wird alles gut, schien sie zu sagen. Wenn dem nur so wäre.

IX
    Blut.Neben mir.Vor mir.Hinter mir.Auf mir.Ich schreckte hoch und sah auf den Kadaver des Pferdes. Seine leblosen Augen schienen mich anzustarren. Was hast du getan? Das war die Frage, die aus ihnen und aus meinem Herzen sprach. Ich wischte mir über die blutverschmierten Lippen. Das Brennen in meiner Kehle hatte nachgelassen und in meinem Magen machte sich ein Sättigungsgefühl breit. Ich war von mir selbst angewidert, und doch leckte ich mir unwillkürlich die Lippen, wenn ich daran dachte, wie das Blut meine Kehle hinuntergeströmt war. Seufzend erhob ich mich und strich mit den Fingern über das verklebte Fell. Ein Gedanke begann sich in mir zu bilden. Was hatte Destiny gesagt? Du wirst dich selbst bis aufs Blut verlieren. Und ich konnte nur hoffen, dass das, was ich ahnte, sich als falsch herausstellen würde. Meine Haut war kalt und blass. Meine Augen dunkler. Normales Essen widerte mich an, und manchmal bewegte ich mich schneller als gewohnt. Ich konnte die Düfte von Menschen intensiv riechen, und meine Kehle brannte, wenn ich mich zu nahebei jemandem befand. Als ich Giardio umarmte, hatten sich meine Nägel in sein Fleisch gebohrt, weil ich mich nicht von seiner Halsschlagader trennen wollte. Ich bleckte meine Zähne, wenn ich Blut pulsieren sah oder hörte. Ich konnte Blut pulsieren sehen und hören. Ich kauerte mich hin, bereit zum Sprung. Ich hatte ein Pferd ausgetrunken. Ich war ein Vampir. »Unmöglich«, hauchte ich. Das konnte nicht sein. Es war ja nicht so, dass ich je mit einem Vampir in Kontakt gekommen oder sogar gebissen worden war.
    Du meine Güte, wie dumm war ich! Calvin! Aber Servalva hatte doch gesagt, sie hätte das Gift beseitigt. Meine Gedanken fuhren Achterbahn, während ich herauszufinden versuchte, was passiert war. Typisch! Mir musste das passieren! In der ersten Klasse waren wir in den Zoo gegangen, um Lamas zu streicheln, und jedes Kind hatte das ohne Probleme bewältigt, ich hingegen wurde unfreiwillig von der Spucke des Lamas geduscht. In der fünften Klasse mussten ich und zwei Freundinnen bei dem Spiel »Wahrheit oder Tat« Eier auf den Kopf schlagen, um zu herauszufinden, welches roh war. Und – grosse Überraschung – ich fand es heraus. Dann gab es noch den kleinen Zwischenfall mit dem Schokoladenpudding des Schulrektors. Und nun das. Frustriert warf ich die Hände in die Luft. Die Ärmel meines Kleides rutschten nach hinten und enthüllten schwache Linien, die auf meinem Arm einen Tropfen formten, in dem sich ein Auge befand. Ich starrte darauf, meine Gedanken fuhren Achterbahn. Es war definitiv keine Schürfung, und ich hatte kein Tattoo. Mein linker Arm. Mein linker Arm. Mein linker Arm. Statt auf der Achterbahn sass ich nun auf einem »Free Fall«, der gerade oben angekommenwar, Sekunden davon entfernt, in die Tiefe zu stürzen. »Die Gestalt in der Nacht«, flüsterte ich, und der »Free Fall« sauste los.

    Bald schon kam ich beim Palast an. Ich war weder ausser Atem, noch hatte ich lange gebraucht, den Weg zu Fuss zurückzulegen. Das tote Tier hatte ich beerdigt. Die Wachen sahen mich ausdruckslos an und liessen mich passiere, obwohl ich bestimmt schrecklich aussah. Ein Blick in den

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