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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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Schauer überkam mich, als ich ein sauberes, feuchtes Reissen hörte. Es war leise, aber es liess mich leer schlucken.
    Ich stieg vom Pferd und band es an einen Baum, ich wusste nicht, ob es noch hier sein würde, wenn ich zurückkehrte, falls ich zurückkehrte, flüsterte die pessimistische Seite in mir, aber einen Versuch war es wert. Langsam und immer auf der Hut, ging ich in die Richtung des Lärms, obwohl sich alles in mir sträubte und ich lieber weggerannt wäre.
    Mit jedem Schritt starb in mir etwas, liess ich ein wenig Menschlichkeit zurück. Es war nicht eine Folge der Verwandlung zum Vampir, die noch nicht abgeschlossen war, sondern Selbstschutz. Ich wusste nicht, was mich erwartete, aber ich konnte es mir vorstellen. Und um mich davor zu schützen, musste das Monster in mir die Oberhand gewinnen. Nach vier weiteren Schritten war es so weit. Die Menschlichkeit war, zumindest für den Moment, verloren. Ich atmete tief ein, mich darauf einstellend, die Luft für eine Weile anzuhalten, denn ich wollte nicht in Versuchung geraten. Dann lief ich los.

    Ich stand am Rande des Schlachtfeldes. Es war riesig und es wimmelte von Kreaturen: Menschen, Elfen, Riesen, Hexer und Vampire. Mein Erscheinen wurde nicht bemerkt. Ich stand halb verborgen hinter einer Tanne, und nur einige Vampire schienen mich zu sehen. Sie nicktenmir zu, und ich tat es ihnen nach. Sie durften nicht wissen, auf wessen Seite ich stand.
    Ohne die kleinste Regung blickte ich mich unter den Leichen in meiner Nähe um. Eine Welle der Erleichterung überkam mich, als ich bemerkte, dass auch einige Blutsauger darunter waren. Mit ihrer bleichen Haut sahen sie ebenso aus wie die vereinzelten blutleeren Körper der gefallenen Opfer aus unseren Reihen.
    Meine Sinne waren durch die Verwandlung geschärft worden, ich konnte zu viel hören. Nicht einmal mehr die kleinste Wunde, die jemandem zugefügt wurde, blieb meinem Gehör verborgen.
    Ich gab mir einen Ruck und wand mich geschickt durch die Kämpfenden hindurch – als hielt mich eine höhere Macht dazu an, immer weiterzugehen.
    Blut konnte ich noch nie sehen, ich verabscheute auch Kriminalromane und Horrorfilme. Und nun befand ich mich selbst in einem. Ein winziger Teil meines alten Selbst sträubte sich dagegen, mit offenen Augen weiter zu gehen, war aber nicht stark genug.
    Meine Instinkte schlugen plötzlich Alarm. Eine kleine Bewegung rechts von mir erweckte meine Aufmerksamkeit. Die glänzende Klinge eines Schwertes, das auf mich herabsauste, zog mich nun vollends in das Geschehen hinein, und das auf eine Art, die ich lieber vermieden hätte. Ich würde gerne sagen, dass ich lieber selbst gestorben wäre; doch wäre dem so gewesen, ich hätte dem Schwert leicht ausweichen können und hätte mich nicht mit überwältigender Geschwindigkeit umgedreht, die Waffe dem Soldat aus der Hand gerissen und in zwei Stücke gebrochen. Eine rasende, kochende Wut stieg in mir auf und ich stürzte mich wie eine Furie auf ihn. Ja, wie ein blutrünstiger Vampir. Ein kleiner Stoss in den Nacken. So leicht war es, ihn auszulöschen. Ihm für immer das Lebenslicht auszublasen. Er sank mit gebrochenem Genick zusammen. Seine Augen waren schmerzgeweitet, und ich stellte kühl fest, dass mir die Person unbekannt war.
    Auf eine grausame Art mit mir zufrieden und gleichzeitig abgestossen, drehte ich mich um, der höheren Macht folgend. Und da, mitten im Schlachtfeld, stand die Welt still.

8.
    Das konnte nicht sein. Es war unmöglich. Und doch würde er diesen Geruch überall erkennen. Kayla, die an seiner Seite kämpfte, musste seine Verwirrtheit gespürt haben, denn sie sah ihn besorgt an. Er winkte ab und liess sie stehen. Er wusste, dass es gefährlich war, doch er musste sich versichern. Denn es konnte einfach nicht sein! Was tat sie hier?
    Es war seltsam. Es fühlte sich an, als ob eine höhere Macht ihn leitete, ihm den Weg zeigte. Er liess sich einfach treiben. Ihr Geruch wurde immer stärker; er sog tief die Luft ein. Sie war erfüllt von Schweiss, Tod und Blut. Und ihrem Geruch.
    Er bahnte sich einen Weg durch die Kämpfenden, seine Leibwächter und treusten Anhänger immer an seiner Seite. Schliesslich war er sozusagen der Grund für diesen Krieg. Er und sie.
    Ihr Geruch wurde intensiver. Dauernd musste er sich daran erinnern, dass sie nun eine von ihnen war, kein Opfer, ein Täter.
    Mit neu gewonnener Sicherheit folgte er dem Zug der höheren Macht.

XI
    Die Welt stand so still wie er vor mir.

9.
    Er war der

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