Taran Bd 1 - Das Buch der Drei
Lieber, das werd ich dir nie vergessen!«
Grunzend und schnaufend folgte Hen Wen dem Jungen und seinen Begleitern nach, bis sie zu einer Stelle jenseits der Felder gelangten, wo ein einzelner Zwerg sie erwartete. Die Unterirdischen erklärten ihnen, dies sei Doli, der Führer, den König Eiddileg ihnen versprochen habe. Doli war von kurzer, gedrungener Gestalt, fast so breit wie lang. Er trug eine rostfarbene Lederjacke und derbe kniehohe Stiefel. Sein Kopf war von einer runden Kappe bedeckt, unter deren Rand ein paar Strähnen feuerroten Haares hervorquollen. Eine Axt und ein kurzes Schwert hingen an seinem Gürtel, außerdem war er mit Pfeil und Bogen bewaffnet.
Taran verbeugte sich höflich vor ihm. Doli starrte ihn aus hellroten Augen an und knurrte. Dann holte er zu Tarans Überraschung tief Atem und hielt die Luft an, bis sein Gesicht puterrot anlief. Es hatte den Anschein, als werde er jeden Augenblick platzen. Doch plötzlich stieß er die Luft wieder aus und atmete hastig weiter.
»Was ist los mit dir?«, fragte Taran.
»Du kannst mich noch nicht sehen, nicht wahr?«, keuchte Doli. »Warum sollte ich dich nicht sehen können?«, erwiderte Taran befremdet.
Doli warf ihm einen ärgerlichen Blick zu und schwieg. Zwei Unterirdische führten Gwydions Schimmel herbei. König Eiddileg hatte Wort gehalten: Melyngars Satteltaschen waren mit Vorräten voll gestopft, an Waffen fehlte es auch nicht. Das weiße Ross war mit Speeren, Bogen und Pfeilen beladen. Wie alle Waffen der Unterirdischen waren sie kurz und schwer, aber handlich.
Mit einer Handbewegung forderte Doli den Jungen und seine Gefährten auf, ihm zu folgen. Unter ständigem Raunzen und Murren wies er ihnen den Weg zu einer hohen Felswand. Als sie davor standen, sahen sie, dass eine Treppe hinaufführte. Doli wies mit dem Kopf auf die Stufen, und sie begannen den Aufstieg.
Es ging steil hinauf, steiler als je zuvor in den Bergen der Oberwelt. Melyngar kletterte geduldig voran, prustend und ächzend schleppte Hen Wen sich auf ihren kurzen Beinen hinterdrein. Alle atmeten auf, als sie endlich die obere Kante des Felsens erreicht hatten. Nun schritten sie einen schmalen, mit Steinen gepflasterten Fußpfad entlang, bis sie plötzlich vor einer Wand aus gleißendem Licht standen: Sie befanden sich auf der Rückseite eines hohen Wasserfalls. Einzeln von Stein zu Stein springend, überquerten sie einen schäumenden Bach und gelangten dann unvermittelt ins Freie hinaus.
Doli warf einen Blick nach der Sonne. »Nicht mehr viel Tageslicht übrig«, maulte er. »Glaubt bloß nicht, dass ich mir während der Nacht die Beine ablaufe. Ich hab mich um dieses Geschäft nicht gerissen, versteht ihr, bin einfach dazu befohlen worden. Wenn ich mir euch so ansehe – ach du liebe Zeit! Wollen hoffen, dass ihr’s mit keinen feindlichen Kriegern zu tun bekommt. Oder kann einer von euch ein Schwert führen, he?«
Dolis Worte waren alles andere als schmeichelhaft gewesen. Taran hoffte gleichwohl, ihr Begleiter werde mit der Zeit etwas umgänglicher werden. Doli schien jedoch alles, was er zu sagen hatte, gesagt zu haben. Als der Junge ihn eine Weile später ansprach, wandte er sich ab und begann von neuem den Atem anzuhalten.
»Um Himmels willen, hör auf damit!«, bat ihn Eilonwy.
»Wenn man dir zuschaut, kommt man sich vor, als habe man eine Unmenge Wasser geschluckt.«
»Es klappt immer noch nicht«, seufzte Doli.
»Was denn?«, fragte der Junge.
»Nun, was wohl?«, antwortete Doli missmutig. »Ich versuche mich unsichtbar zu machen.«
»Unsichtbar?«, staunte Fflewddur.
»Ja, unsichtbar«, stöhnte der Zwerg. »Alle meine Verwandten und Freunde können das. Einfach so: Atem anhalten – fertig! Bloß mir will es nicht gelingen. Kein Wunder, dass alle sich über mich lustig machen und dass mich der König mit einem Haufen von Narren losschickt. Dazu bin ich gut genug – ich, der ich ohnehin alle unangenehmen und kniffligen Dinge erledigen muss, die es in Eiddilegs Reich zu erledigen gibt.«
Wieder hielt Doli den Atem an; sein Gesicht wurde blau, seine Ohren begannen zu zittern.
»Ich glaube, jetzt schaffst du es!«, sagte der Barde mit aufmunterndem Lächeln. »Du bist schon ganz durchsichtig an den Rändern …« Kaum waren die Worte heraus, da zersprang eine Harfensaite. Fflewddur blickte schuldbewusst zu Boden und murmelte: »Verdammt noch mal – ich gebe ja zu, dass ich wieder ein bisschen übertrieben habe; aber ich habe es bloß aus Mitleid
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