Taran Bd 1 - Das Buch der Drei
das Taran fast übersehen hätte. Der Gwythaint wehrte sich nicht dagegen, als der Junge ihm mit Eilonwys Hilfe einen Verband anlegte. Dann riss Taran sich ein Stück Stoff von der Jacke, tränkte es mit dem Kräutersud und träufelte ihn dem Vogel Tropfen um Tropfen in den Schnabel.
»Alles schön und gut«, brummte Doli. »Aber wie willst du das garstige Ding von hier wegbringen? Unterm Arm etwa – oder?«
»Ich weiß noch nicht«, sagte Taran. »Vielleicht sollte ich ihn in den Mantel wickeln.«
Doli verdrehte gequält die Augen. »Immer dasselbe!«, knurrte er. »Ihr großen Tölpel könnt nicht von da bis dort denken. Falls du von mir erwartest, dass ich dir einen Käfig baue, dann irrst du dich!«
»Ein Käfig wäre genau das Richtige«, sagte Taran. »Doch sei unbesorgt, ich verzichte auf deine Hilfe, ich baue mir selbst einen.«
Der Zwerg schaute Taran verächtlich zu, als er Ruten sammelte und daraus einen Käfig zu flechten versuchte. Schließlich riss ihm die Geduld, und er herrschte den Jungen an. »Aufhören! Aufhören mit der Pfuscherei! Mach mir mal Platz da!« Er stieß Taran zur Seite, hockte sich auf den Boden nieder und griff nach den Ruten. Dann schabte er sie mit dem Messer glatt, verflocht sie kunstvoll miteinander – und im Handumdrehen war der Käfig fertig.
»Großartig kannst du das!«, sagte Eilonwy. »Das ist sicher mehr wert, als wenn man sich unsichtbar machen kann.«
Der Zwerg gab ihr keine Antwort, er blickte sie nur verdrossen an. Taran polsterte den Boden des Käfigs mit Blättern aus und setzte den Gwythaint vorsichtig hinein. Dann nahmen sie den Marsch wieder auf. Doli schlug eine raschere Gangart an, um die verlorene Zeit einzubringen. Er hastete die Berghänge hinab, ohne sich im Mindesten darum zu scheren, ob Taran und die anderen überhaupt imstande waren, ihm zu folgen.
Während des Tages erholte sich der Gwythaint zusehends. Bei jedem Halt fütterte ihn der Junge und flößte ihm etwas von seinem Kräutersud ein. Gurgi war noch immer so verstört, dass er es nicht wagte, sich dem Käfig zu nähern. Fflewddur hingegen machte den Versuch, mit dem Vogel Freundschaft zu schließen. Als er jedoch den Finger durchs Gitter steckte, zuckte der Gwythaint zurück und hieb mit dem Schnabel nach ihm. »Das führt zu nichts Gutem!«, rief Doli. »Ich warne euch! Aber ihr braucht euch an meine Warnung ja nicht zu halten.«
Bei Einbruch der Dunkelheit schlugen sie das Nachtlager auf und besprachen die Pläne für den nächsten Tag. Der Gwythaint hatte sich vollends erholt. Gierig verschlang er die Bissen, die Taran ihm durch das Gitter reichte. Nach der Fütterung ließ er sich auf dem Boden des Käfigs nieder; den Kopf aufgerichtet, spähte er in die Runde und verfolgte mit seinen Blicken jede Bewegung. Taran wagte es schließlich, einen Finger durch das Gitter zu schieben und den Gwythaint am Kopf zu kraulen. Das Tier zischte ihn nicht mehr an und versuchte auch nicht, ihm wehzutun. Der Gwythaint erlaubte es nun sogar Eilonwy, ihn zu füttern; doch auch ein neuerlicher Versuch des Barden, Freundschaft mit ihm zu schließen, schlug fehl.
»Er scheint sich gemerkt zu haben, dass du fürs Kopfabschlagen gewesen bist«, sagte Eilonwy. »Wenn jemand dafür gestimmt hätte, dass man mir den Kopf abschlägt, und hinterher käme er, um sich bei mir anzubiedern – auf den würde ich auch loshacken.«
»Gwydion hat mir erzählt, dass Arawn die Gwythaints von klein auf zum Bösen abrichte«, sagte Taran. »Ich wünschte, der Fürst wäre hier und zeigte uns, wie man das Tier behandeln muss, um ihm die Bosheit zu nehmen. Nun, vielleicht gibt es einen guten Falkner in Caer Dathyl, der sich auf solche Dinge versteht und uns weiterhilft …«
Am nächsten Morgen war der Käfig leer.
Doli, der vor den anderen aufgestanden war, hatte es als Erster entdeckt. Wütend hielt er Taran den Käfig unter die Nase. Der Gwythaint hatte die Rutenstäbe des Gitters mit seinem Schnabel in Stücke gehackt.
»Da hast du nun die Bescherung!«, schrie Doli. »Ich hab dir’s ja gleich gesagt, aber du hast ja nicht auf mich hören wollen. Jetzt ist der Bursche gewiss schon auf halbem Weg nach Annuvin – und wenn Arawn bisher nichts von uns gewusst haben sollte: Nun weiß er es bald! Ich muss sagen, das hast du schlau gemacht, mehr als schlau. Darauf kannst du dir was einbilden, du Narr!«
Taran konnte seine Enttäuschung nicht verbergen.
Fflewddur sagte nichts, aber er blickte grimmig drein.
»Ich habe
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