Taran Bd 1 - Das Buch der Drei
Streichen haben wir uns den Weg gebahnt, mitten durch einen Wall von Feinden.«
Taran rechnete jeden Augenblick damit, dass an Fflewddurs Harfe ein paar Saiten reißen mussten. Zu seinem Erstaunen blieben sie alle ganz.
»Nun ja«, schloss der Barde achselzuckend seinen Bericht. »So war das also. Eigentlich war nichts dabei, wenn man’s hinter sich hat. Ich war ohnehin fest davon überzeugt, dass nichts schiefgehen konnte. Das stand für mich außerhalb jeden Zweifels.«
Erst jetzt riss mit lautem Scheppern eine der Saiten entzwei. Da beugte sich Fflewddur zu Taran hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: »Um ehrlich zu sein – es war grässlich! Niemand konnte erwarten, dass wir es schaffen würden.«
Eilonwy packte Fflewddur am Arm und drängte ihn zur Tür. »Hinaus!«, rief sie. »Fort mit euch allen! Seht ihr nicht, dass er Ruhe braucht!« Sie schob Gurgi, den Zwerg und den Barden hinaus auf den Gang. »Und jetzt bleibt ihr draußen! Niemand darf ohne meine Erlaubnis zu ihm herein!«
»Auch ich nicht?«
Beim Klang dieser neuen Stimme fuhr Taran hoch. Träumte er oder war er wach?
Im Türrahmen stand Fürst Gwydion.
Im ersten Augenblick hätte Taran ihn fast nicht wiedererkannt – in dem prächtigen, reich bestickten Gewand mit der kunstvoll geschmiedeten Sonnenscheibe aus purem Gold auf der Brust. Kraft und Zuversicht strahlten aus seinen grünen Augen. Genauso hatte der Junge sich Gwydion immer vorgestellt – damals, zu Hause in Caer Dallben. Ohne auf seinen verwundeten Arm zu achten, sprang er vom Lager auf.
Gwydion schritt auf ihn zu. Übermannt von der Würde und Hoheit, die von ihm ausgingen, beugte Taran das Knie und stammelte: »O mein Fürst!«
»Begrüßt so der Freund den Freund?« Gwydion reichte dem Jungen die Hand und zog ihn empor. »Was ist mit dir? Fürchtest du wieder, ich könnte die Absicht haben, dich zu vergiften?«
Taran suchte nach Worten. »Ihr … lebt?«, stieß er keuchend hervor. »Ihr lebt wirklich?« Er beugte sich über Gwydions Hand und weinte, ohne sich dessen zu schämen.
»Ich habe den Eindruck, dass ich im Augenblick weitaus lebendiger bin als du«, sagte Gwydion. Jetzt erst bemerkte der Junge das Schwert in der schwarzen Scheide an seiner Hüfte.
»Woher – habt Ihr es?«, fragte er leise.
»Ein königliches Geschenk«, antwortete Gwydion. »Das Geschenk einer jungen Dame.«
»Er hat es von mir«, sagte Eilonwy; und zu Taran gewandt, fuhr sie fort: »Ich hatte dich doch gewarnt, es zu ziehen – aber du hast ja nicht hören wollen!«
»Deine Kraft hat zum Glück nicht ausgereicht«, sagte Gwydion zu Taran. »Wäre es dir gelungen, das Königsschwert ganz aus der Scheide zu reißen – die Flamme Dyrnwyns hätte dich getötet. Dyrnwyn, das hat Eilonwy richtig erkannt, ist ein Schwert der Macht. So alt ist es, dass ich die Kunde davon für ein Märchen hielt. Große Geheimnisse ranken sich um Dyrnwyn, sein Verschwinden hat Spiral Castle zerstört und Arawn einen schweren Schlag versetzt.«
Mit einer raschen, kraftvollen Bewegung zog Gwydion die Klinge blank und reckte sie hoch. Gleißendes Licht erfüllte den Raum. Erstaunt und erschrocken wich Taran zurück und hob schützend den Arm vor die Augen. Gwydion schob die flammende Waffe rasch wieder in die Scheide.
»Als ich den Fürsten Gwydion sah«, bekannte das Mädchen, »da wusste ich: Er und kein anderer ist der Mann, dem das Schwert aus der Gruft des Königs gebührt. Ehrlich gesagt – ich bin gar nicht böse darüber, das plumpe Ding endlich los zu sein.«
»Was redest du ständig dazwischen?«, fuhr Taran sie an. »Ich brenne darauf, dass mein Freund mir erzählt, was ihm widerfahren ist – und du lässt ihn kaum zu Wort kommen!«
Gwydion brachte den Jungen zurück auf sein Lager und deckte ihn zu.
»Ich möchte dir nicht mit einer langen Geschichte zur Last fallen«, sagte er. »Dass wir den Angriff Arawns für diesmal abwehren konnten, weißt du ja. Wie und wann er das nächste Mal zuschlagen wird, vermag niemand zu sagen – doch brauchen wir ihn im Augenblick kaum zu fürchten.«
»Und Achren?«, fragte Taran. »War sie in Spiral Castle, als es zusammenstürzte?«
»Nein«, sagte Gwydion. »Bald nachdem man uns voneinander getrennt hatte, ließ sie mich aus der Zelle holen und auf ein Pferd binden. Dann brachte sie mich, von den Kesselkriegern begleitet, zum Turm der Schrecken.«
»Zum – Turm der Schrecken?«, fragte Taran.
»Ein befestigter Stützpunkt Arawns«, sagte Gwydion, »unweit
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