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Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel

Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel

Titel: Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Jetzt, da die Würfel gefallen waren, wurde ihm schwer ums Herz, besonders bei dem Gedanken an Adaon. Was mochte Taliesins Sohn wohl bewogen haben, ihm, Taran, der so viel jünger war, die Entscheidung in dieser schwierigen Sache anheim zu stellen? Wie zufällig lenkte er Melynlas an die Seite Adaons und sagte mit leiser Stimme: »Ich frage mich, ob wir nicht lieber umkehren sollten. Falls du mir etwas verheimlicht hast, Sohn des Taliesin, das zu wissen für meine Entscheidung wichtig gewesen wäre, dann sag es mir bitte jetzt!«
    Adaon ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Er saß aufrecht im Sattel, mit einem Ausdruck von stolzer Gelassenheit um die Augen, die Stirn voller Sternenglanz. Nach langem Schweigen erklärte er:
    »Jeder Mensch muss das Schicksal tragen, das ihm beschieden ist – gleichgültig, ob er es kennt oder nicht.«
    »Ich habe den Eindruck, dass du um viele Dinge weißt, über die du mit niemandem sprechen kannst«, antwortete der Junge. »Wenn ich an deinen Traum denke – damals, in jener Nacht vor dem Aufbruch in Caer Dallben: Du hast Morgant gesehen und Ellidyr; und mir hast du vorausgesagt, dass ich trauern würde. Von dir selbst aber hast du nicht geträumt?«
    Adaon lächelte. »Wenn das alles ist, was dich bekümmert – dem lässt sich abhelfen! Ich sah mich auf einer Lichtung ruhen, an einem stürmischen Tag im Spätherbst; und doch war es warm ringsum, denn die Sonne schien, Vögel sangen und Blumen sprossen aus nacktem Gestein hervor.«
    »Ein freundlicher Traum«, sagte Eilonwy. »Aber schwer zu deuten.«
    Der Junge nickte. »Ich hatte befürchtet, du habest Böses geträumt und nicht davon sprechen wollen. Wie gut, dass ich mich getäuscht habe!«
    Adaon sagte nichts darauf, und Taran hing wieder seinen Gedanken nach. Melynlas fand den Weg trotz der Dunkelheit allein. Sicheren Trittes vermied er herabgefallene Äste und lose Steine, ohne dass Taran ihm die geringste Hilfe zu geben brauchte. Dem Jungen wurden die Lider schwer, er beugte sich auf die Mähne des Hengstes nieder und murmelte: »Geh nur zu, mein Freund – geh nur zu …«
    Bei Tagesanbruch gab Adaon ihnen das Zeichen zur Rast. Während der Nacht war es Taran so vorgekommen, als wären sie ständig bergab geritten. Zwar befanden sie sich noch immer im Wald von Idris, doch das Gelände war eben geworden. Die meisten Bäume trugen noch ihre Blätter, die Landschaft hier wirkte im Ganzen weniger starr und unheimlich, als in der Nähe des Dunklen Tores.
    Der Zwerg kam auf dampfendem Pony herangesprengt und meldete: »Keine Häscher Arawns in der Nähe!« Dennoch schien er dem Frieden nicht recht zu trauen und meinte: »Ob uns Gwystyls Puder viel nützen wird? Arawns Häscher sind nicht auf den Kopf gefallen. Sie werden sich denken, wohin wir gezogen sind. Früher oder später stöbern sie uns doch aufl Dieser verdammte Mehlwurm mit seinem Raben! Ich wünschte, wir wären ihm nie begegnet!«
    Ellidyr war aus dem Sattel gestiegen und untersuchte Islimachs linken Vorderhuf. Auch Taran saß ab; er trat neben ihn, um zu sehen, was los sei. Islimach blähte die Nüstern und fletschte die Zähne, als er in ihre Nähe kam.
    »Sie lahmt«, meinte Taran. »Ich fürchte, sie wird zurückbleiben, wenn es uns nicht gelingt, ihr zu helfen.«
    »Um mir das sagen zu lassen, brauche ich keinen Schweinejungen«, entgegnete Ellidyr barsch. Dann untersuchte er Islimachs Huf so behutsam, wie Taran es ihm nie zugetraut hätte.
    »Du wirst sie entlasten müssen«, schlug Taran vor. »Am besten reitest du eine Zeit lang bei Fflewddur mit.«
    Ellidyr blickte ihn finster an. »Was Islimach angeht, kannst du dir deine Weisheit sparen. Wir sind nicht auf fremde Hilfe angewiesen.«
    Taran ließ sich so rasch nicht abweisen. »Möglich, dass ich den Schaden finde«, sagte er. »Zeig mal her!«, damit kniete er nieder und langte nach Islimachs Vorderhuf.
    »Dass du sie ja nicht anfasst!«, schrie Ellidyr. »Sie erlaubt keinem Fremden, sie zu berühren!«
    Islimach schnappte nach Taran, und Ellidyr lachte höhnisch auf.
    »Finger weg, Schweinejunge, bevor es dir leid tut!«
    Taran erhob sich und fasste nach Islimachs Halfter. Das Ross machte Miene, ihn niederzutrampeln. Es bäumte sich auf und schlug mit den Hufen nach ihm; ein Hieb streifte seine linke Schulter; doch Taran blieb fest. Er legte die Hand auf Islimachs schmalen, knochigen Kopf, wobei er beruhigend auf sie einsprach. Allmählich gab Ellidyrs Stute den Widerstand auf. Ihre Muskeln entspannten

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