Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
Doli. »Magst du dich nicht etwas klarer ausdrücken?«
Gwystyl beeilte sich, seinem Wunsch zu entsprechen. »Es handelt sich um ein Pulver, womit man für einige Zeit seine Spuren verwischen kann«, sagte er. »Ihr reibt eure Schuhsohlen damit ein, und ihr könnt, wenn es nötig ist, auch die Hufe der Pferde damit bestreichen. Solange es daran haftet – was freilich nur wenige Meilen der Fall sein wird –, hinterlasst ihr nicht die geringste Spur.«
»Großartig!«, meinte Taran. »Das ist es, was wir in unserer Lage brauchen! Mit Gwystyls Hilfe schütteln wir Arawns Häscher von unserer Fährte ab und entwischen ihnen!«
»Geduldet euch einen Augenblick«, sagte Gwystyl, »gleich bin ich wieder da.«
Als er das Zimmer verlassen wollte, nahm Doli ihn kurz beiseite. »Ich warne dich, Gwystyl! Du magst meine Freunde täuschen können – aber vergiss nicht, dass ich ein Unterirdischer bin wie du! Weshalb gibst du dir eigentlich so viel Mühe, uns loszuwerden? Willst du uns übers Ohr hauen? Langsam bekomme ich Lust, dich ein wenig auszuquetschen!« Er packte ihn im Genick und beutelte ihn, bis er kaum noch Luft bekam. »Und nun raus mit der Sprache! Was weißt du vom Schwarzen Kessel wirklich, wer hat ihn gestohlen?«
Gwystyl verdrehte die Augen und klopfte sich an die Brust. »Ich weiß es nicht, Doli, ich weiß es wirklich nicht!«
Kaw hatte alles mit scharfen Augen beobachtet. Nun schlug er in höchster Aufregung mit den Flügeln und krächzte so laut, dass Gurgi hochschreckte: »Orrr-du!«
Fflewddur Fflam wandte überrascht den Kopf. »Hat man so etwas schon gehört? Er hat keineswegs ›Kaw‹ gekrächzt, wie man erwarten sollte – ›Or-do‹ hat er gesagt, oder so was Ähnliches.«
»Orr-wen!«, ließ Kaw sich vernehmen. »Orr-goch!«
»Da!«, rief der Barde staunend. »Nun hat er noch mehr gesagt!«
»Merkwürdig!«, stimmte Taran zu. »Seht ihn euch an, wie er auf der Stange herumhüpft und mit den Flügeln schlägt! Was mag er bloß haben?«
»Es scheint mir, dass er uns etwas sagen will«, meinte Eilonwy. »Aber was wohl?«
Gwystyls Gesicht wurde grau-grün wie alter Käse.
»Offenbar willst du uns etwas verheimlichen«, sagte Doli barsch und nahm ihn erneut beim Kragen. »Der Rabe hat dich verraten, nun aber Schluss mit dem falschen Spiel, sonst quetsche ich dich zu Mus!«
»Nein, nein, Doli, bloß nicht – ich bitte dich!«, jammerte Gwystyl. »Kaw ist ein dummes, unvernünftiges Vieh, er krächzt allen möglichen Blödsinn zusammen im Lauf des Tages, es hat nichts zu sagen.«
Doli schenkte ihm keinen Glauben, er begann seine Drohung wahr zu machen. Gwystyl verdrehte die Augen und kreischte: »Nein, Doli, Gnade! Nicht quetschen, ich bitte dich! Wenn ich euch alles sage, wollt ihr mir dann versprechen, dass ihr von hier verschwindet?«
»Dann ja«, meinte Doli und lockerte den Griff ein wenig.
»Der Kessel«, fuhr Gwystyl eilig fort, »befindet sich in den Händen von Orddu, Orwen und Orgoch. Kaw wird es euch bestätigen, mehr weiß ich selbst nicht.«
»Und wer sind diese drei mit den seltsamen Namen?«, fragte der Junge, von Ungeduld übermannt.
»Wer sie sind?«, stöhnte Gwystyl. »Du hättest mich lieber fragen sollen, was sie sind!«
»Nun also«, rief Taran, »was sind sie?«
»Ich weiß es nicht«, ächzte Gwystyl mit einem Achselzucken. »Fest steht auf jeden Fall, dass sie den Schwarzen Kessel geraubt haben; und es wird gut sein, wenn ihr euch damit abfindet und die Geschichte auf sich beruhen lasst, glaubt mir das!«
»Orrdu, Orwen und Orgoch«, sagte der Junge hartnäckig. »Gleichgültig wer oder was sie sein mögen: Unsere Aufgabe ist es, sie aufzuspüren und ihnen den Kessel wegzunehmen. Jetzt umkehren?, frage ich – nie und nimmer! Los, Gwystyl, wo leben sie?«
»Leben?« Der arme Gwystyl schüttelte sich vor Grauen. »Sie leben nicht – nicht im üblichen Sinne jedenfalls. Das alles ist sehr verschwommen und undurchsichtig, ich weiß es wirklich nicht.«
Wieder schlug Kaw mit den Flügeln, er krächzte: »Morr-va!«
»Möglicherweise«, beeilte sich Gwystyl zu sagen, um dem erzürnten Doli zuvorzukommen, der abermals nach ihm greifen wollte, »möglicherweise trefft ihr sie in den Marschen von Morva an. Aber die Marschen von Morva sind weit und weglos, ihr werdet vergeblich nach Orddu, Orwen und Orgoch suchen. Und falls ihr sie dennoch finden solltet, was ich jedoch bezweifle, so würdet ihr wünschen, sie niemals gefunden zu haben!« Die Augen verdrehend,
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