Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
brach Gwystyl in lautes Gewimmer aus.
»Ich kenne die Marschen von Morva dem Namen nach«, sagte Adaon. »Sie müssen in westlicher Richtung liegen; wie weit von hier, weiß ich nicht.«
»Man braucht etwa einen Tag, bis man dort ist«, erklärte der Barde. »Es hat mich auf meinen Wanderungen einmal dorthin verschlagen, drum weiß ich das. Eine trostlose Gegend, zum Fürchten gewissermaßen. Ich selbst habe mich freilich nicht davon stören lassen, furchtlos und unerschrocken bin ich hindurchgeschritten …«
Mit schrillem Klirren riss eine Harfensaite entzwei.
»Nun ja«, berichtigte sich der Barde rasch. »Ich bin mehr oder weniger außen herumgegangen. Welcher vernünftige Mensch watet freiwillig mitten durch Sümpfe und stinkende Schlammkuhlen! Wenn es jedoch um den Schwarzen Kessel geht, bin ich Tarans Meinung und sage: Wir müssen hin! Ein Fflam schreckt vor nichts zurück!«
»Und schon gar nicht vor großen Sprüchen!«, spottete Doli. »Anfangs hat Gwystyl uns schamlos angelogen: Doch jetzt bin ich sicher, dass er die Wahrheit spricht. Ich habe von Orddu, Orwen und Orgoch gehört, weit hinten in Eiddilegs Reich – und was ich von ihnen gehört habe, war nicht gerade erbaulich. Niemand weiß viel von ihnen; und die, welche mehr wissen, schweigen.«
Eilonwy wandte sich an den Jungen und meinte: »Ich finde, wir sollten Doli Gehör schenken. Hat uns Fürst Gwydion nicht befohlen, nach Caer Cadarn zu gehen?«
»Versteh mich doch endlich!«, bat Taran. »Als der Fürst uns nach Caer Cadarn beschied, hatte er keine Ahnung, dass wir den Kessel inzwischen finden könnten.«
»Noch hast du ihn nicht gefunden!«, erwiderte Eilonwy.
»Immerhin wissen wir, wo wir zu suchen haben«, warf Fflewddur ein. »Ist das etwa nichts?«
»Trotzdem!«, fuhr Eilonwy fort. »Ich halte es für das einzig Richtige, Gwydion aufzusuchen und ihm Bescheid zu geben.«
»Dem kann ich nur beipflichten«, sagte Doli mit Nachdruck. »Was haben wir in den Marschen von Morva verloren? Es wird schwierig genug sein, wenn wir nach Caer Cadarn gehen. Nehmt Vernunft an und hört auf Prinzessin Eilonwy!«
Taran zögerte eine Weile und dachte nach. »Mag sein, dass ihr recht habt«, meinte er schließlich. »Gwydion sollte so rasch wie möglich erfahren, was wir erkundet haben. Morgant und seine Krieger könnten uns dann bei der Suche nach dem geraubten Kessel zur Hand gehen.«
Es fiel ihm nicht leicht, so zu sprechen. Obwohl er in seinem Innersten darauf brannte, den Zauberkessel auf eigene Faust zu erobern, musste er Doli und Eilonwy Recht geben.
Er hatte den beiden kaum zugestimmt, da frohlockte Ellidyr: »Gut gewählt, Schweinejunge! Zieh dich mit deinen Freunden nach Caer Cadarn zurück, lass uns Abschied nehmen!«
»Abschied?«, rief Taran verwirrt.
»Meinst du, ich ginge mit euch?«, fragte Ellidyr hochmütig. »Zieh deines Weges, Schweinejunge – der meine führt in die Marschen von Morva. In Caer Cadarn magst du auf mich warten. Wärm dir den Mut am Feuer, bis ich den Kessel bringe: ich ganz allein!«
In Tarans Augen blitzte es zornig auf. Die Vorstellung, Ellidyr könnte den Schwarzen Kessel allein aus den Marschen von Morva holen, war unerträglich für ihn.
»Ich will meinen Mut wärmen, Sohn des Pen-Llarcau, wo es mir passt!«, rief er. »Mögt ihr anderen ziehen, wohin ihr wollt – ein Narr, der auf Zwerge und kleine Mädchen hört!«
Eilonwy brach in schrilles Gezeter aus, und Doli setzte zu einer empörten Entgegnung an. Taran schnitt ihm das Wort ab. Der erste Zorn war verraucht, nun wurde er ruhiger. »Das ist keine Sache des Mutes«, sagte er. »Ellidyr mag mich verhöhnen, so viel er will: Ich lasse mich nicht zu unüberlegten Schritten hinreißen. Aber bedenkt doch, dass König Arawn nach dem Kessel fahndet, genau wie wir. Wenn wir nach Caer Cadarn ziehen, wird Arawn uns zuvorkommen und den Kessel an sich bringen.«
»Woher willst du das wissen?«, warf Doli ein. »Wer sagt dir denn, dass er weiß, wo der Kessel zu suchen ist? Ich für meinen Teil bin davon überzeugt, dass es klüger ist, wenn wir nach Caer Cadarn ziehen statt in die Marschen von Morva.«
»Und außerdem sind das alles bloß Sprüche, die ihr da macht«, fügte Eilonwy rasch hinzu. »Habt ihr vergessen, dass hier nur einer das Recht hat, Befehle zu geben und eine Entscheidung zu fällen?«
Taran lief rot an und neigte den Kopf. »Verzeih mir, Adaon, ich bin vorlaut gewesen. Alles soll so geschehen, wie du es für richtig hältst.«
Adaon
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