Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
Doli verloren haben«, sagte der Junge stirnrunzelnd. »Mit seiner Hilfe wäre es eine Kleinigkeit, das herauszufinden. Nun, wir haben ja eine ganze Nacht lang Zeit, um den Kessel zu suchen. Doch gehen wir nun in den Schuppen und tun wir, als ob wir uns schlafen legten, sonst schöpfen die drei Verdacht.«
Der Schuppen, von dem Orddu gesprochen hatte, war ein niedriges, leer stehendes Gebäude, durch dessen rissige Wände der Herbstwind pfiff. »Ziemlich kühl hier«, bemerkte der Barde fröstelnd. »Und luftiger, als mir lieb ist zum Pläneschmieden …«
»Ich wünschte, wir hätten ein wenig Stroh!«, seufzte Eilonwy. »Sonst werden wir auf dem nackten Lehmboden über kurz oder lang zu Eiszapfen.«
»Gurgi hat Stroh gesehen«, erklärte der Tiermensch eifrig, »er holt es im Hühnerhaus!« Damit huschte er aus dem Schuppen.
Taran schritt unruhig auf und ab. »Wenn ich nur eine Ahnung hätte, wo wir den Kessel suchen sollen!«, sagte er.
»Kannst du nicht Adaons Spange danach fragen?«, meinte der Barde. »Leg dich aufs Ohr und schlaf eine Weile! Kann sein, dass du einen Traum hast, mit dem uns geholfen ist.«
Der Junge erwiderte achselzuckend: »Ich weiß nicht, ob das so einfach zu machen geht.«
»Ein Versuch kann nicht schaden«, entgegnete Fflewddur. »Außerdem wüsste ich nicht, was wir sonst unternehmen könnten.«
»Wir könnten den Zauberweibern zum Beispiel den Schornstein verstopfen«, erklärte Eilonwy. »Wenn sie genügend Rauch geschluckt haben, geben sie uns den Kessel vielleicht heraus – es sei denn, sie kriegen es in den falschen Hals und verhexen uns. Übrigens: Falls ich mich recht entsinne, hat ihre Hütte gar keinen Schornstein – möglicherweise ein Glück für uns …«
Bald darauf kam Gurgi mit einem mächtigen Bündel Stroh in den Schuppen zurück. Während Taran und Fflewddur das Stroh auf dem Fußboden ausbreiteten, eilte der Tiermensch davon, um noch mehr zu holen. »Vielleicht sollte ich’s wirklich mit einem Traum versuchen«, meinte der Junge versonnen.
»Davon rede ich ja die ganze Zeit!«, rief der Barde. »Los, worauf wartest du eigentlich? Hinlegen, Hand an die Spange und Augen zu!«
Taran hatte sich’s kaum auf dem Stroh bequem gemacht, da kam Gurgi zurück. Diesmal mit leeren Händen, die Augen weit aufgerissen, am ganzen Leib zitternd vor Furcht. Er war nicht imstande, ein Wort zu sagen.
Taran sprang auf und rief »Was ist los mit dir?«
Gurgi gab ihnen zu verstehen, dass sie ihm folgen sollten. Er rannte mit den Gefährten zum Hühnerhaus. In einer Ecke des halb verfallenen Stalles, mitten im Stroh, stand – der Schwarze Kessel!
Plump war er, mannshoch und rußgeschwärzt. An seiner buckligen Außenwand waren rötliche Flecken und Tupfen zu sehen: kein Rost, wie der Junge wusste. Der Crochan hatte einen langen eisernen Handgriff. Zwei mächtige Ringe waren an seinen Rand geschmiedet.
»Das ist er!«, flüsterte Taran mit heiserer Stimme.
Er hatte Verständnis für Gurgis Entsetzen. Auch ihm war beim Anblick des Kessels zu Mute, als griffe ihm eine eiskalte Hand nach dem Herzen.
Fflewddur war bleich geworden, Eilonwy hielt sich mit beiden Händen den Mund zu, Gurgi kauerte schlotternd neben der Tür. Obwohl er den Schwarzen Crochan gefunden hatte, zeigte er weder Stolz noch Freude.
»Er scheint es tatsächlich zu sein«, stammelte der Barde unter heftigem Schlucken. »Andererseits ist es durchaus möglich, dass er es nicht ist. Haben die alten Hexen denn nicht behauptet, sie hätten mehrere solcher Kessel? Dass wir bloß keinen Fehler machen!«
»Es ist der Crochan«, sagte Taran. »Ich habe von ihm geträumt, und ich spüre ganz deutlich das Böse, das von ihm ausgeht.«
»Ich auch«, gestand Eilonwy. »Er ist angefüllt bis zum Rand mit Tod und Leiden. Kein Wunder, dass Gwydion ihn zerstören will!« Dann wandte sie sich zu Taran und sagte: »Deine Entscheidung, ihn ohne Verzug zu suchen, war richtig. Alles, was ich dagegen gesagt habe, nehme ich nun zurück. Der Crochan muss so bald wie möglich zerstört werden!«
»Ja, ja«, seufzte Fflewddur. »Ich fühle ja auch, dass ihr recht habt. Warum konnte es nicht ein netter kleiner Wurstkessel sein, an Stelle dieses scheußlichen Ungetüms!« Er holte tief Atem und fügte hinzu: »Dann also los, Freunde, lasst ihn uns wegschaffen! Was ein echter Fflam ist, der kennt kein Zaudern.«
»Halt!«, rief der Junge und hielt ihn zurück. »Wir müssen die Dunkelheit abwarten! Dann erst können wir den
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