Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
ältesten und berühmtesten Künstler des Zwergenvolkes hat ihn geschmiedet.«
Orddu ließ sich den Ring geben, hielt ihn ans Auge und prüfte ihn. »Lieblich«, sagte sie. »Fast so lieblich und ebenmäßig wie du, mein Lämmchen. Doch behalte ihn lieber selbst! Eines Tages wirst du ihn vielleicht verwenden können – wir ganz bestimmt nicht.« Sie gab ihr den Ring zurück, und Eilonwy steckte ihn missmutig wieder an.
»Hier hätte ich noch was anderes«, fuhr sie fort und holte aus den Falten ihres Gewandes die goldene Kugel hervor. »Sie leuchtet im Dunkeln. Ob ihr dafür Verwendung habt?«
»Lieb von dir, uns dein Spielzeug anzubieten«, erwiderte Orddu. »Doch dafür sind wir entschieden zu alt, und außerdem gibt es Kerzen.«
»Dann, meine Damen, will ich euch ein Angebot machen!«, rief Fflewddur, indem er mit großer Gebärde die Harfe von seiner Schulter nahm. »Dass ihr Vorratsbeutel, Pferde und Ringe ablehnt, kann ich zur Not verstehen. Wie wäre es aber mit dieser Harfe, die fast von allein spielt? Für euch, die ihr einsam im tristen Moor haust, müsste ihr Wohllaut ein Labsal sein!«
Damit setzte er das herrlich geschwungene Instrument an die Schulter, und kaum dass er die Saiten berührt hatte, ließen sie eine liebliche Weise hören. »Nun? Wie gefällt euch das?«
»Sie hat einen schönen Klang«, meinte Orwen verträumt. »Denkt nur, wie herrlich es sein müsste, wenn sie uns gehörte! Wie könnten wir singen und spielen und lustig sein an den langen Abenden!«
Orddu betrachtete sich die Harfe genauer. »Ich sehe, dass auffallend viele Saiten geflickt sind. Ist dir das Donnerwetter hineingefahren?«
»Das Donnerwetter eigentlich nicht gerade«, gestand der Barde. »Sie haben die unglückselige Eigenschaft, immer dann zu reißen, sobald ich … Nun ja, sobald ich den Tatsachen ein wenig mehr Farbe gebe, als ihnen zukommt. Euch, meine werten Damen, wird dieser Ärger gewiss erspart bleiben.«
»Hm«, meinte Orddu. »Ich verstehe ja, dass dir die Harfe lieb und teuer ist. Doch wenn wir Musik hören wollen, dann lassen wir ein paar Vögel kommen. Du wirst zugeben müssen, dass das bedeutend einfacher für uns ist. Drum behalte sie lieber selbst!«
»Und sonst habt ihr nichts zu bieten?«, forschte Orwen.
»Nein, das ist alles«, sagte der Barde enttäuscht. »Mit Ausnahme unserer Kleider und Schuhe, sofern euch daran gelegen ist.«
»O bewahre!«, rief Orddu. »Behaltet das Zeug, sonst erfriert ihr noch unterwegs, wenn ihr ohne den Schwarzen Crochan zurückkehrt! Ja, ihr habt recht gehört, meine Küken: So leid es mir für euch tut – ihr habt anscheinend wirklich nichts, was uns reizen könnte, den Kessel dagegen einzutauschen.«
Das Geheimnis des Zauberkessels
ebt wohl, meine kleinen Eulen!«, rief Orddu und schickte sich an, in die Hütte zurückzukehren. »Vielleicht war es gut für euch, dass wir nicht ins Geschäft kommen konnten! Am besten, ihr flattert nach Hause in euer Nest – und vergesst nicht, den kleinen Dallben von uns zu grüßen!«
»Warte!«, stieß Taran hervor und wollte ihr nacheilen. Eilonwy durchschaute seine Absicht, packte ihn am Arm und schob ihn zur Seite. Orddu blieb stehen und wandte sich nach ihnen um.
»Ich könnte euch …«, sagte Taran mit leiser Stimme. »Ich könnte euch noch etwas bieten …« Er holte tief Atem, dann fuhr er entschlossen fort: »Es ist die Spange, die ich am Hals trage. Adaon hat sie mir geschenkt, der Sohn des Taliesin.«
»Eine Spange?«, fragte Orddu neugierig. »Tatsächlich, eine Spange von Eisen! Lass sehen – ich glaube, die könnte für uns von Wert sein! Warum hast du sie denn nicht gleich erwähnt?«
Taran blickte der Zauberin fest in die Augen. Langsam griff er nach Adaons Spange und flüsterte: »Von allem Anfang an, Orddu, hast du mit uns gespielt. Du hast die Spange gesehen und wolltest sie haben – sie ganz allein!«
»Was macht das schon aus?«, meinte Orddu. »Ob du dich von ihr trennen willst oder nicht, steht bei dir – dazu kann dich niemand zwingen. Die Spange kennen wir übrigens gut. Menwy, der Urvater aller Barden, hat sie geschmiedet, das ist nun schon lange her …«
»Warum habt ihr uns nicht getötet und sie mir einfach abgenommen?«, murmelte Ta r a n.
Orddu lächelte traurig. »Verstehst du das nicht, mein armes Spätzchen? Wie Wissen, Wahrheit und Liebe selbst, so muss auch die Spange aus freien Stücken weitergegeben werden, sonst ist ihre Kraft gebrochen. Menwy, der Barde hat einen
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