Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
mächtigen Zauber hineingeschmiedet und sie mit Träumen, Weisheiten und Ahnungen angefüllt. Du könntest mit dieser Spange viel Ehre und Ruhm gewinnen, mein kleiner Falke. Wer sie zu nutzen versteht, der vermag sich mit allen Helden Prydains zu messen, selbst mit dem Fürsten Gwydion. Darum überlege dir gut, was du damit tust! Einmal weggegeben, gelangt sie nie wieder in deine Hand zurück.«
Einen Augenblick zögerte Taran. Er musste an die Ameisen am Wegrand denken und an die Spinne im Netz, an die Errettung vor dem Bergrutsch, an Gurgis Lobrede für seine Weisheit, an die bewundernden Blicke Eilonwys – und an Adaon. Sollte er seine Spange wirklich für diesen scheußliche Kessel hergeben?
Taran nickte. Kaum in der Lage zu sprechen, würgte er heiser hervor: »Ich bleibe bei meinem Angebot.« Langsam nestelte er die Spange los. Als er sie in Oddus ausgestreckte Hand fallen ließ, war es ihm, als erlösche in seinem Herzen ein klares Licht.
»Einverstanden, mein Täubchen!«, rief Orddu. »Menwys Spange für den Crochan.«
»So ist es«, erklärte der Junge trotzig. »Der Schwarze Crochan ist unser – nun können wir mit ihm tun, was wir wollen!«
»Das könnt ihr«, bestätigte Orddu. »Einerlei, was ihr damit im Sinn habt: Wir werden euch nicht hineinreden.«
»Hinter dem Stall liegen Hämmer und Eisenstangen«, sagte der Junge. »Leiht ihr sie aus, oder verlangt ihr auch dafür eine Bezahlung?«
»Ihr könnt sie benützen«, antwortete Orddu. »Wir sind keine Krämerseelen, wie du zu glauben scheinst.«
Taran führte die Gefährten hinter den Stall. Doch bevor er ihnen seine weiteren Pläne auseinander zu setzen begann, reichte er ihnen die Hand und sagte: »Ich schulde euch großen Dank, meine Freunde. Jeder von euch ist bereit gewesen, sich mir zuliebe von dem zu trennen, was ihm am meisten bedeutet. Fflewddurs Harfe und Gurgis Vorratsbeutel, Eilonwys Ring und die strahlende Kugel von Gold – nach allem, was wir in dieser Stunde erlebt haben, hat sich in meinen Augen ihr Wert vervielfacht, ihr guten und treuen Gefährten!«
Dann packte er einen der schweren Hämmer, die an der Wand des Stalles lehnten, und rief: »Nun ans Werk, Freunde! Lasst uns die Sache, die wir gemeinsam begonnen haben, gemeinsam zu Ende bringen!«
Mit Eisenstangen und Schmiedehämmern bewehrt, eilten die vier zum Schwarzen Crochan zurück. Von den Zauberweibern neugierig beobachtet, hob Taran den Hammer und schmetterte ihn mit aller Gewalt auf den Kessel nieder.
Der Hammer prallte zurück, der Crochan dröhnte wie eine dumpfe Glocke, doch er blieb unversehrt. Mit zornigem Aufschrei schlug Taran ein zweites Mal zu. Auch Fflewddur und Eilonwy hämmerten auf den Kessel ein, während ihn Gurgi mit einer der Eisenstangen bearbeitete.
Obwohl sie sich mächtig anstrengten, gelang es den Freunden nicht, dem Crochan den geringsten Schaden zuzufügen. Schließlich ließ Taran den Hammer sinken, um sich den Schweiß aus der Stirn zu wischen.
»O meine dummen Gänschen!«, rief Orddu. »Falls ihr den Schwarzen Kessel mit euren Schlägen und Stößen zerstören wollt, muss ich euch leider sagen: Das könnt ihr mit ihm nicht machen!«
»Und ob wir das können!«, entgegnete Eilonwy. »Der Schwarze Crochan ist unser, Taran hat ihn euch abgekauft. Wenn wir ihn nun zerschmettern, so ist das unsere Sache!«
»Aber selbstredend!«, erwiderte Orddu sanft. »Hämmert nur ruhig weiter, von mir aus den ganzen Winter lang, ohne Unterlass! Den Crochan freilich werdet ihr auf diese Weise niemals zerstören, das müsst ihr anders anstellen!«
Gurgi, der gerade drauf und dran war, in den Kessel hineinzukriechen und ihn von innen her zu bearbeiten, ließ davon ab, um Orddu zu lauschen. Die Alte fuhr fort:
»Da der Kessel euch nun gehört, sollt ihr auch wissen, wie man ihn vernichten kann. Die Sache ist ganz einfach: Ein lebender Mensch muss hineinsteigen – da birst der Crochan auseinander. Allerdings hat die Geschichte einen kleinen Haken. Das arme Entlein, das sich hineinbegibt, kommt dabei um.«
Gurgi wich mit einem Schreckensruf zurück und begann in sicherer Entfernung seine Eisenstange zu schwingen, wobei er fürchterliche Verwünschungen ausstieß und dem Crochan mit der Faust drohte.
»Dies ist alles«, sagte Orddu freundlich. »Der Zauberkessel hat euch nur eine Spange von Eisen gekostet – aber es kostet ein Menschenleben, ihn zu zerstören. Freilich muss er, der sein Leben für die Zerstörung des Kessels hingibt, es freiwillig
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