Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
dann kämen wir möglicherweise damit zurecht; doch so, wie die Dinge jetzt liegen, betrügen wir uns nur selbst.«
»Mag sein«, räumte Eilonwy ein. »Doch was sollten wir sonst tun? Vielleicht gelingt es uns trotzdem, den Kessel nach Hause zu schleppen.«
Taran schnitt neue Zweige für das Traggestell ab, sein Herz war so schwer wie der Schwarze Crochan. Als sie dann endlich die Höhe des Bergrückens erklommen hatten, erlebten sie eine neuerliche Enttäuschung: Einer braunen Schlange gleich wand sich jenseits des Höhenzuges ein Fluss durch die Niederung.
Taran starrte entgeistert hinab, dann sagte er mutlos: »Nun weiß ich ganz gewiss, dass wir den Kessel niemals nach Caer Dallben bringen werden.«
»Unsinn!«, entgegnete Eilonwy. »Wenn du jetzt aufgibst, hättest du Adaons Spange gleich in den Sumpf werfen können!«
»Wenn mich nicht alles täuscht, ist das der Tevvyn-Fluss«, sagte Fflewddur mit wichtiger Miene. »Ich habe ihn einst weiter nördlich durchquert, wo er seinen Ursprung nimmt. Ist es nicht immer wieder erstaunlich, wenn man bedenkt, welche Fülle an Kenntnissen man als wandernder Barde sammeln kann?«
»Ich fürchte, mit deinen Kenntnissen ist uns im Augenblick wenig gedient«, meinte Taran mit einem Achselzucken. »Es sei denn, du kannst uns verraten, wie wir am besten hinüberkommen.«
Eilonwy deutete auf eine mit Riedgras bewachsene Uferstelle und sagte: »Der Fluss scheint dort drüben ein wenig seichter zu sein. Wie lang wollt ihr hier eigentlich sitzen bleiben und warten, bis uns die Gwythaints finden?«
Taran holte tief Atem und meinte: »Nun gut, dann versuchen wir’s also!«
Mühsam kämpften sie sich zum Ufer durch. Gurgi führte die Pferde ins Wasser. Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, folgten ihm Taran und Fflewddur mit dem Crochan. Eilonwy watete neben ihnen und bemühte sich, den schwankenden Kessel im Gleichgewicht zu halten. Das Wasser war so kalt, dass es schmerzte. Taran und Fflewddur taten ihr Bestes, um zu verhindern, dass ihnen das Traggestell von den Schultern glitt. Der Fluss war zum Glück nicht besonders tief. Als sie sich etwa in seiner Mitte befanden, reichte ihnen das Wasser nur bis zum Gürtel.
»Bald ist es geschafft!«, rief der Junge zuversichtlich.
Gurgi hatte inzwischen die Pferde an Land gebracht und kehrte zurück, um den Freunden zu helfen. Je näher sie dem anderen Ufer kamen, desto steiniger wurde der Grund. Schließlich mussten sie über einige größere Felsblöcke hinwegsteigen. Als sie das Ufer schon fast erreicht hatten, schrie der Barde erschrocken auf. Der Crochan kam ins Rutschen und kippte mit einem Platsch ins Wasser.
Taran machte kehrt, um Fflewddur zu helfen. Der Barde war über einen Felsblock gestürzt. Als er sich aufrichtete, war er weiß vor Schmerz im Gesicht.
Seine Linke hing schlaff herab.
»Ob sie gebrochen ist, ob sie gebrochen ist?« Fflewddur brachte nur immer den einen Satz heraus, während Taran und Eilonwy ihn ans Ufer führten.
»Das wird sich gleich zeigen«, meinte der Junge. Er half dem Barden sich hinzusetzen und öffnete ihm den Mantel; dann untersuchte er vorsichtig die verletzte Hand, mit der Fflewddur unter den Rand des Kessels gekommen war. »Allem Anschein nach ist sie wirklich gebrochen«, erklärte er stirnrunzelnd.
Daraufhin brach der Barde in lautes Wehklagen aus. »Schrecklich, schrecklich! Ein echter Fflam ist zwar immer lustig und guter Dinge – doch dies ist entschieden zu viel für mich!«
»Nun, nun«, sprach ihm Eilonwy Mut zu. »Nur nicht den Kopf verlieren, wir werden sie eben schienen.«
»Nutzlos!«, entgegnete Fflewddur. »Was hin ist, ist hin. Dieser verfluchte Crochan hat sie auf dem Gewissen – das Scheusal, das elende!«
»Lass mich nur machen!«, versicherte Taran, während er mehrere Streifen von seinem Mantel abriss. »Schließlich hab ich von Coll gelernt, was in solchen Fällen zu tun ist. Freilich wird deine Hand nicht von heute auf morgen heilen.«
»Die Hand?«, rief Fflewddur. »Es geht mir nicht um die Hand, es geht um die Harfe!«
»Die Harfe ist unversehrt.« Eilonwy nahm ihm das Instrument von der Schulter und legte es ihm in den Schoß.
»Dem großen Belin sei Dank!«, rief der Barde, wobei er die Harfe mit der unverletzten Hand zärtlich streichelte. »Hände? Die heilen bekanntlich von selbst. Außerdem habe ich ihrer zwei – zum Unterschied von der Harfe!« Er seufzte erleichtert auf. »Glaubt mir, ich fühle mich schon bedeutend besser!«
Sein
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