Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr
euch nicht vorstellen …«
Taran konnte nicht länger an sich halten. »Was hast du angestellt?«, schrie er ihn unvermittelt an. »Warum hast du die Abteilung verlassen? Du kannst von Glück sagen, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist, als dass du dich verirrt hast!«
Prinz Rhun sah ein wenig verirrt aus. »Die Abteilung verlassen?«, fragte er. »Wieso? Ich habe sie gar nicht verlassen, jedenfalls nicht absichtlich, verstehst du. Ich bin vom Pferd gefallen und dann musste ich hinter dem Gaul herjagen, bis ich ihn hier bei dieser Hütte fand. Und da es um diese Zeit schon dunkel war, legte ich mich eben schlafen.
Das ist doch vernünftig! Warum soll man im Freien schlafen, wenn man ein Dach über dem Kopf haben kann?
Und wenn wir schon von Sichverirren sprechen«, schloss der Prinz seine Rede nicht ohne Würde, »dann scheint mir eher, dass ihr euch verirrt habt. Denn wo ich reite, da findet auch die Suche statt, wenn du verstehst, wie ich das meine. Schließlich habe ich das Kommando …«
»Ja, du hast das Kommando«, unterbrach ihn Taran zornig, »denn du bist der Königssohn.« Er hielt plötzlich inne. Noch einen Augenblick und er hätte laut hinausgeschrien, dass er König Rhuddlum geschworen hatte den Prinzen zu schützen. Taran knirschte mit den Zähnen. »Prinz Rhun«, sagte er kalt, »du brauchst uns nicht daran zu erinnern, dass wir deinem Befehl unterstehen, aber im Interesse deiner Sicherheit bitte ich dich dringend, stets bei uns zu bleiben.«
»Und ich rate dir, halte dich fern von unheimlichen Hütten«, riet ihm Fflewddur. »Als ich das letzte Mal in den Marschen von Morva in einer solchen Hütte war, wäre ich beinahe in eine Kröte verwandelt worden. Meide sie, die Hütten, nicht die Kröten«, fügte er noch hinzu. »Man weiß nie, in welche Unannehmlichkeiten man kommen kann. Und wenn man es merkt, ist es meist schon zu spät.«
»In eine Kröte verwandelt?«, rief Rhun, ohne im Geringsten erschreckt zu sein. »Ich glaube, das könnte sehr interessant sein. Das sollte man einmal ausprobieren. Aber hier ist nichts dergleichen. Hier lebt kein Mensch. Die Hütte ist offenbar schon lange verlassen.«
»Also, dann beeil dich«, sagte Taran, der beschloss, den Prinzen nie mehr aus den Augen zu lassen. »Wir müssen zu den anderen zurück. Wir haben einen langen anstrengenden Ritt vor uns.«
»Sofort«, antwortete Rhun, der nichts auf dem Leib trug als sein Hemd. »Ich werde meine Sachen zusammensuchen.«
Gurgi war unterdessen wieder vom Baum herabgestiegen. Seine Neugier war stärker als seine Vorsicht. So hüpfte er über die Lichtung und steckte seinen Kopf durch die Tür und wagte sich endlich sogar mit Rhun zusammen ins Innere. Fflewddur und Taran, der schon ungeduldig wurde, folgten ihm.
Es war so, wie der Prinz gesagt hatte. Eine dicke Staubschicht bedeckte die einfachen Holztische und Bänke. In einer Ecke hatte eine Spinne ein riesiges Netz gesponnen, aber selbst die Spinnwebe wirkte verstaubt und verlassen. Auf dem zerborstenen Herd lagen die verkohlten Reste eines längst erloschenen Feuers, daneben umgestürzte große Kochtöpfe, die jetzt leer und ausgetrocknet waren. Die Scherben von irdenen Schüsseln und Krügen waren auf dem Boden verstreut. Durch die Löcher im Dach war das Laub vieler Herbste gefallen und hatte einen zertrümmerten Schemel unter sich begraben. In der Hütte herrschte Stille, die Geräusche des Waldes drangen nicht herein. Taran stand unbehaglich dabei, während der Prinz seine Kleider zusammensuchte.
Der Anblick so vieler merkwürdiger Dinge begeisterte Gurgi. Er begann sogleich darin herumzustöbern. »Seht nur! Seht nur!«, rief er und hielt ein Bündel zerfetzter Pergamentblätter empor.
Taran kniete neben ihm nieder und untersuchte das zerschlissene Bündel. Er sah, dass Feldmäuse das Paket längst entdeckt hatten. Viele Blätter waren völlig zernagt. Andere hatte der Regen durchweicht. Die wenigen unbeschädigten Seiten waren eng mit Schriftzeichen bedeckt. Nur die Blätter, die Taran ganz unten aus dem Haufen herauszog, befanden sich in gutem Zustand. Sie waren sorgfältig in Leder gebunden und bildeten einen kleinen Band. Sie waren rein und unbeschrieben.
Prinz Rhun, dem es immer noch nicht gelungen war, sein Schwert umzugürten, trat heran und sah Taran über die Schulter. »Oho!«, rief er aus. »Was hast du denn da? Ich kann mir nicht denken, was das sein soll, aber es sieht interessant aus. Und das hübsche kleine Büchlein. Ich hätte
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