Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr
auf Ordnung und Sauberkeit. Er wäre kaum fortgegangen, ohne die Bude hier einmal aufzuräumen. Und ohne seine Stiefelchen. Armer kleiner Kerl«, seufzte er. »Das beweist nur, wie gefährlich es ist, wenn man sich auf dergleichen einlässt. Für alle seine Mühe musste er sich nun auch noch auffressen lassen. Und wenn du mich fragst, dann halte ich es fürs Klügste, unverzüglich aufzubrechen.«
Taran nickte und erhob sich. In diesem Augenblick hörten sie angstvolles Wiehern und den Hufschlag davonrasender Pferde.
»Die Pferde!«, schrie Taran und rannte zur Tür.
Doch ehe er sie erreichte, brach sie aus den Angeln. Taran griff nach dem Schwert und taumelte zurück. Ein Ungeheuer stürzte sich auf ihn.
In Llyans Gewalt
arans Klinge flog in weitem Bogen davon, er selbst warf sich zu Boden, um dem unerwarteten Angriff auszuweichen. Das Untier sprang mit einem gewaltigen Satz über seinen Kopf hinweg und stieß ein wütendes Gebrüll aus, während die Gefährten entsetzt nach allen Seiten auseinanderstoben.
In dem Durcheinander von fallenden Stühlen und Bänken und in dem Wirbel trockenen Laubes sah Taran, dass Fflewddur auf einen Tisch gesprungen war und sich dabei in der Spinnwebe verfangen hatte, die ihn nun von Kopf bis zu den Füßen wie ein Mantel umhüllte. Prinz Rhun, der vergebens versucht hatte in den Kamin hinaufzukriechen, lag hilflos in der Asche des Herdes. Gurgi hatte sich so klein gemacht, wie er nur konnte und hockte in einer Ecke, wo er kläglich heulte und wimmerte: »Hilfe! Oh, helft mir! Schützt Gurgis armes, zartes Haupt vor Püffen und Knüffen!«
»Das ist Llyan!«, rief Taran.
»Allerdings!«, gab Fflewddur zurück. »Jetzt glaube ich gern, dass Glew längst verschlungen und verdaut ist.«
Ein lang gezogenes, drohendes Knurren ließ ihn verstummen. Die Bestie schien einen Augenblick zu zögern, als wisse sie nicht, auf wen sie sich zuerst stürzen solle. Taran konnte erst jetzt richtig erkennen, wie das Ungeheuer aussah.
Zwar hatte Glew in seinem Tagebuch genau beschrieben, wie Llyan rasch heranwuchs; aber Taran hätte nie gedacht, dass eine Wildkatze so groß werden könnte. Das Tier war so hoch wie ein Pferd, doch schlanker und geschmeidiger. Allein der Schwanz, der dicker war als Tarans Arm, füllte einen guten Teil der Hütte. Das dichte weiche Fell war goldbraun, schwarz und orange gezeichnet. An den Spitzen der Ohren sträubten sich pinselartig Haarbüschel. Die langen Schnurrbarthaare zuckten und die schrecklichen gelben Augen wanderten blitzschnell von einem zum anderen. Angesichts der spitzen, weiß schimmernden Zähne gab es keinen Zweifel, dass die Bestie alles verschlingen konnte, worauf sie Appetit hatte.
Die Riesenkatze wandte Taran mehr Aufmerksamkeit zu, als ihm lieb sein konnte, und streckte eine ihrer Pfoten nach ihm aus. Fflewddur zog sein Schwert aus der Scheide; ohne auf das Spinnengewebe zu achten, sprang er vom Tisch, stieß einen Schrei aus und schwang seine Waffe. Sofort fuhr Llyan herum. Mit einer raschen Bewegung ihres Schwanzes schleuderte sie Taran noch einmal kopfüber zu Boden. Ehe Fflewddur zustoßen konnte, führte Llyan mit ihrer schweren Tatze blitzschnell einen Hieb. Das ging alles so plötzlich, dass Taran nur noch sah, wie die Waffe des Sängers davonflog und gegen die Tür prallte, während Fflewddur selbst Hals über Kopf zu Boden stürzte.
Mit einem unwilligen Knurren und einem fast verächtlich anmutenden Zucken der Schultern wandte sich Llyan wieder Taran zu. Sie duckte sich, streckte den Hals vor und ließ ihre Schnurrbarthaare zittern. Dabei pirschte sie sich immer näher heran. Taran wagte nicht die geringste Bewegung. Er hielt sogar den Atem an. Llyan umkreiste ihn und stieß schmatzende Laute aus. Mit einem Blick aus den Augenwinkeln sah Taran, wie der Barde versuchte wieder auf die Füße zu kommen, aber er bedeutete ihm, er solle sich ganz ruhig verhalten.
»Sie ist mehr neugierig als wütend«, flüsterte Taran. »Sonst hätte sie uns längst in Stücke gerissen. Keine Bewegung! Vielleicht geht sie wieder.«
»Freut mich das zu hören«, gab Fflewddur mit bebender Stimme zurück. »Ich will daran denken, wenn sie mich verschlingt. Es wird mich dann trösten.«
»Ich glaube nicht, dass sie Hunger hat«, meinte Taran. »Wenn sie während der Nacht draußen auf der Jagd war, dann hat sie sich wohl voll gefressen.«
»Umso schlimmer für uns«, erwiderte Fflewddur. »Sie wird uns also als Vorrat aufbewahren, bis sie wieder
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