Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr
das Seil gerieben hatte.
»Vorsicht!«, schrie Taran. »Der Boden gibt nach!«
»Ich fürchte, du hast recht!«, sagte Fflewddur zurück. »Wir können dir dann ja von unten her helfen.«
Taran sah, wie der Barde auf seinem Hosenboden in die Grube herabrutschte und mit einem zornigen Grunzen neben ihm landete. Gurgi, dessen Haar aussah, als hätte er den ganzen Schmutz von der Höhlenwand gekratzt, purzelte hinterher. Prinz Rhun versuchte die Augen zu öffnen und begann sich wieder zu regen.
»Hallo, hallo!«, murmelte er. »Was ist denn passiert? Diese Wurzeln saßen erstaunlich tief.«
»Das Land ist vermutlich am Ufer entlang unterspült«, sagte Taran. »Als du an den Wurzeln zerrtest, brach unter deinem Gewicht der Boden ein. Keine Angst«, fügte er hinzu und suchte den Prinzen zu beruhigen, »wir werden dich bald wieder draußen haben. Hilf uns nur, dass du wieder hochkommst. Kannst du dich denn überhaupt bewegen?«
Der Prinz nickte, biss die Zähne zusammen und begann mithilfe der Gefährten, die ihn stützten, mühsam an der Wand der Grube emporzuklimmen. Aber er hatte kaum die halbe Höhe erreicht, da verlor er den Halt. Taran versuchte mit aller Kraft seinen Sturz aufzuhalten; Rhun klammerte sich verzweifelt an einer Wurzel fest und schwebte für einen Augenblick frei in der Luft.
Die Wurzel riss ab und Rhun fiel wie ein Stein herunter. Die Wand des Schachtes begann herunterzupoltern, die Höhlung ringsum brach zusammen. Taran stemmte sich mit den Armen gegen die Lawine aus Erde und Gestein. Er wurde niedergeworfen, der Boden unter seinen Füßen gab nach und stürzte zusammen, sodass er wild strampelnd ins Bodenlose versank.
Ein heftiger Schlag betäubte ihn. Lockere Erde drang ihm in Mund und Nase. Die Lungen platzten ihm schier, als er sich mit aller Kraft von der Last zu befreien suchte, die ihn zu erdrücken drohte. Jetzt erst merkte er, dass er inzwischen wieder festen Grund unter sich hatte. Sein Kopf war noch ganz benommen, aber er arbeitete sich mit Händen und Füßen durch Lehm und Geröll hindurch, bis er schließlich wieder frei atmen konnte.
Ächzend und zitternd ließ er sich niedersinken. Die Dunkelheit um ihn war so abgrundtief und undurchdringlich, dass sie ihn zu ersticken schien. Endlich fühlte er wieder genügend Kraft in sich, um wenigstens den Kopf zu heben. Doch vergebens suchte er in der Finsternis etwas zu erkennen. Er rief die Namen der Gefährten, erhielt aber keine Antwort. Seine Stimme verhallte wie ein fremdes Echo. Verzweifelt rief er noch einmal.
»Hallo, hallo!«, antwortete schwach eine andere Stimme.
»Prinz Rhun!«, schrie Taran. »Wo bist du? Bist du in Sicherheit?«
»Ich weiß nicht«, gab der Prinz zurück. »Wenn ich mehr sehen würde, könnte ich dir mehr sagen.«
Auf Händen und Füßen kroch Taran weiter. Beim Umhertasten stieß er mit den Fingern auf ein raues Etwas, das sich regte und wimmerte.
»Schrecklich, oh, schrecklich!«, stöhnte Gurgi. »Rasseln und Prasseln stößt den armen Gurgi in fürchterliche Finsternis. Er kann nichts sehen.«
»Großer Belin!«, kam nun auch Fflewddurs Stimme aus der Dunkelheit. »Ich freue mich, dass es euch nicht besser geht. Für einen Moment dachte ich, ich hätte mein Augenlicht verloren. Ich schwöre, ich kann mit geschlossenen Augen mehr sehen!«
Taran befahl Gurgi, sich an seinen Gürtel zu klammern; dann kroch er in die Richtung, aus der die Stimme des Barden kam. Bald hatten die Gefährten einander gefunden und auch den Prinzen, dem es gelungen war, sich aus seiner misslichen Lage selbst zu befreien.
»Fflewddur«, sagte Taran mit mutloser Stimme, »ich fürchte, der Erdrutsch hat den Ausgang der Höhle versperrt. Wir wollen versuchen uns einen Ausweg zu graben.«
»Wenn du meine Meinung hören willst«, erwiderte der Barde, »dann ist das Graben zunächst gar nicht so wichtig. Wir müssen zuerst eine Stelle finden, wo wir graben können. Ob wir uns durch den ganzen Wust hindurcharbeiten können, ist, wenn ich mich ganz vorsichtig ausdrücken will, höchst zweifelhaft. Selbst ein Maulwurf hätte es schwer. Doch ich bin bereit einen Versuch zu wagen. Ein Fflam ist unverzagt! Aber«, fügte er hinzu, »ohne Licht werden wir den Rest unserer Tage vergebens an diesen Wänden kratzen.«
Taran nickte und dachte angestrengt nach. »Das stimmt. Licht ist für uns so nötig wie Luft.« Er wandte sich an Gurgi. »Versuch es doch mit deinen Feuersteinen. Wir haben zwar keinen Schwamm hier, aber wenn ich
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