Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr
Eilonwys Spielzeug erkannte er stattdessen, dass sie in einem Winkel einer ungeheuren Höhle gelandet waren. Sie dehnte sich vor den Blicken der Gefährten wie ein riesiger Wald nach einem Eissturm. Steinerne Säulen ragten empor wie gewaltige Baumstämme und bildeten oben ein Gewölbe, von dem armlange Eiszapfen herabhingen. Die mächtigen Vorsprünge an den düsteren Wänden glitzerten in den Strahlen der Goldkugel wie die schneeweißen Blüten des Weißdornstrauchs. Scharlachrote und grüne Adern zogen sich durch die leuchtenden steinernen Pfeiler. Strahlende Kristallbänder wanden sich an den bizarr ausladenden Wänden entlang, vor deren dunklem Hintergrund man Wasserbäche schimmern sah. Dahinter lagen unabsehbar endlose Säle mit Seen, flach und glänzend wie Spiegel. Manche leuchteten in einem dunklen Grün, andere in blassem Blau.
»Wohin sind wir hier geraten!«, flüsterte Taran. »Das muss ein Teil des Zwergenreiches sein.«
Fflewddur schüttelte den Kopf. »Das Volk der Zwerge hat gewiss unterirdische Gänge und Höhlen, wo du sie am wenigsten vermutest. Ich zweifle aber, dass diese Höhle dazugehört. Es gibt hier nicht das geringste Zeichen von Leben.«
Gurgi sagte gar nichts. Er starrte nur mit weit geöffneten Augen in die Höhle. Prinz Rhun machte kein Hehl aus seinem Entzücken. »Na, hört mal, das ist wirklich erstaunlich«, sagte er. »Davon werde ich meinem Vater berichten müssen. Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass diese Wunderwelt für Besucher geöffnet wird. Es wäre eine Schande, wenn das hier wieder vergessen würde.«
»Du hast recht«, erwiderte Taran überwältigt. »Das Wunder der Natur darf nicht begraben werden.«
»Und doch kann es für uns das Grab bedeuten«, bemerkte Fflewddur trocken. »Ein echter Fflam genießt, was sich dem Auge bietet – das ist ein Vorteil, wenn man ein wandernder Sänger ist –, er genießt es aber, wenn ich mir’s recht überlege, lieber von außen; und dorthin sollten wir uns so schnell wie möglich wieder verfügen.«
Die Gefährten folgten ihren eigenen Spuren bis zu der Stelle, wohin sie bei dem Erdrutsch geraten waren. Was Taran befürchtet hatte, zeigte sich jetzt deutlich im Licht der goldenen Kugel. Es war aussichtslos, einen Gang zu graben, denn schwere Felsbrocken füllten das Loch und verstopften es völlig. Während Prinz Rhun sich auf einem Felsen ausruhte und Gurgi in seinem Vorratssack nach etwas Essbarem herumsuchte, berieten sich Taran und Fflewddur.
»Wir müssen unbedingt einen anderen Ausgang finden«, sagte Taran. »König Rhuddlum und seine Leute werden jetzt Eilonwy nie mehr erreichen. Wir sind die Einzigen, die die Richtung kennen, die Magg eingeschlagen hat.«
»Das ist alles nur zu wahr«, erwiderte Fflewddur düster. »Aber ich fürchte, dieses Wissen wird hier mit uns begraben. Achren selbst hätte uns in keinen undurchdringlicheren Kerker einschließen können.
Sicher gibt es noch andere Ein- und Ausgänge«, meinte der Barde weiter, »aber diese Höhlen können sich wer weiß wie weit ausdehnen. Unterirdische Welten, sie können ungeheuer sein – und der Eingang vielleicht nicht größer als das Loch eines Kaninchenbaus.«
Dennoch, so kamen sie überein, hatten sie keine andere Wahl, als tiefer in die Höhle einzudringen und nach einem Gang zu suchen, der sie nach oben führte. Taran und der Barde, den Prinzen von Mona vorsichtshalber zwischen sich, machten sich auf den Weg durch die steinernen Wälder, und Gurgi trottete hinterher und hielt sich an Tarans Gürtel fest.
Ohne Ankündigung legte Prinz Rhun plötzlich die Hände als Trichter an den Mund und rief: »Hallo! Hallo!«, mit voller Kraft. »Ist jemand hier? Hallo!«
»Rhun«, schrie Taran. »Sei still! Du bringst uns noch mehr in Gefahr!«
»Das glaube ich kaum«, gab Rhun harmlos zurück. »Mir scheint es besser, wir finden überhaupt irgendetwas oder irgendjemand als gar nichts.«
»Und dabei Kopf und Kragen riskieren!«, erwiderte Taran unfreundlich.
Er blieb stehen, bis die Echos verhallt waren. Kein weiterer Laut kam aus den Tiefen der Höhlen, sodass Taran den Gefährten vorsichtig das Zeichen zum Weitermarsch gab.
Vor ihnen hob und senkte sich der Boden wie in hohen Wogen und Wellentälern, als wäre ein stürmisches Meer plötzlich im Frost erstarrt. Im nächsten Felsensaal bildeten die Felsen eigenartige Formen, die an unbewegte Wolkenmassen erinnerten.
Hier machten die Gefährten einen Augenblick Rast. Der Weg war enger und
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