Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr
»Vielleicht ein Boot? Könnte das sein? Hat diese ekelhafte Spinne dafür gesorgt, dass eines bereitlag? Es würde mich nicht wundern, wenn er alles schon im Voraus geplant hatte.«
Taran schritt das Ufer ab. »Ich sehe Fußabdrücke!«, rief er. »Der Boden ist ziemlich aufgewühlt. Eilonwy hat sicher mit ihm gekämpft, ja, genau hier. Und da hat sie wohl auch ihr Spielzeug fallen lassen.«
Taran stand einen Augenblick da und beobachtete die wirbelnde Strömung. Dann zog er das Schwert. »Kommt, helft mir!«, forderte er Gurgi und den Barden auf und ging auf das Weidengebüsch zu.
»Nanu, was hast du denn vor?«, rief Rhun, als Taran mit aller Kraft auf die untersten Zweige einhieb. »Ein Feuer machen? Das werden wir kaum nötig haben.«
»Aber wir können uns ein Floß bauen«, gab Taran zurück und warf die abgehauenen Zweige auf den Boden. »Der Fluss hat Magg geholfen. Jetzt soll er uns helfen.«
Die Gefährten rissen Schlinggewächse von den Baumstämmen und banden die Äste zusammen, wobei sie gleichzeitig die behelfsmäßigen Stricke mit Streifen verlängerten, die sie sich von ihren eigenen Kleidern rissen.
Das Floß war bald fertig, wenn es auch recht plump war und eher wie ein Bündel Brennholz aussah. Als Taran endlich die letzten Knoten in dem Gewirr von Schlingpflanzen und Stofffetzen zusammenschnürte, schrie Gurgi entsetzt auf. Taran sprang hoch und blickte um sich. Gurgi deutete mit wilden Gesten auf die lockeren Baumgruppen weiter flussaufwärts.
Llyan war aus den Wäldern hervorgebrochen. Die große gelbbraune Wildkatze hielt einen Augenblick inne; die eine Pfote hatte sie erhoben. Der Schwanz schlug ihre Flanken. Ihre Augen starrten auf die Gefährten, die schreckensbleich zurückwichen.
»Das Floß!«, schrie Taran. »In den Fluss damit!« Er packte das schwerfällige Fahrzeug an einem Ende und mühte sich es ins Wasser zu stoßen. Unter gellendem Geschrei eilte Gurgi herbei, um ihm zu helfen. Auch der Prinz plagte sich nach Kräften. Der Barde war bereits in den Fluss gesprungen, wo er nun bis zu den Hüften in der Strömung stand und keuchend an den Zweigen zerrte.
Llyan richtete die buschigen Ohren auf und ließ die Schnurrbarthaare zittern, als ihr Blick auf den Barden fiel. Aber aus ihrem Maul kam kein wildes Gebrüll, sondern ein glockengleicher fragender Schrei. Ihre Augen leuchteten in einem eigenartigen Glanz, als sie auf ihren großen breiten Pfoten heransprang. Unter lautem Schnurren bewegte sich die Wildkatze auf den entsetzten Barden zu.
»Großer Belin!«, schrie Fflewddur. »Sie will mich wiederhaben!«
In diesem Augenblick öffnete Kaw, der bisher lautlos auf einem tief herabhängenden Zweig gesessen hatte, die Flügel und stürzte sich auf Llyan. Unter gewaltigem Geschrei und Gekrächze stieß der Rabe völlig unerwartet auf das Ungeheuer herab. Llyan blieb stehen und brüllte zornig auf und schon rauschte der Rabe haarbreit an Llyans mächtigem Schädel vorbei, schlug mit den Flügeln und hieb mit dem spitzen Schnabel nach der Katze.
Überrascht ließ sich Llyan auf die Hinterpfoten nieder und wandte sich dem Raben zu. Kaw zog einen engen Kreis und stieß abermals zu. Llyan sprang hoch, zeigte die Krallen und schlug zu. Entsetzt schrie Taran auf, als die schwarzen Federn nach allen Seiten stoben, sah aber zugleich, dass der Rabe keinen ernstlichen Schaden genommen hatte und sich wieder auf Llyan stürzte. Kaw tanzte der Bestie vor dem Kopf herum wie eine große schwarze Hornisse, schwatzte unverschämt, als wollte er sie reizen, schlug ihr mit den Flügeln in die Augen und war schon wieder auf und davon. Beim nächsten Angriff kam er so nahe, dass Llyan mit den zuschnappenden Zähnen eine der Schwanzfedern erwischte. Kaw aber fasste mit dem Schnabel eines der gekräuselten Schnurrbarthaare und riss es aus.
Llyan vergaß den Barden und die Gefährten, die sich noch immer vergebens mit dem Floß plagten, und jagte unter wütendem Geheul hinter dem Raben her. Der aber flatterte vom Ufer hinweg in die Wälder. Llyan folgte ihm, bis ihr Gebrüll zwischen den Bäumen verhallte.
Mit einem letzten Ruck brachten die Gefährten ihr Floß ins Wasser und krochen hinauf. Die Strömung ergriff das Fahrzeug und wirbelte es so herum, dass es beinahe kenterte, ehe Taran eine Stange ins Wasser stoßen konnte. Fflewddur und Gurgi bewahrten das Fahrzeug vor einem Zusammenstoß mit einem Felsenriff. Prinz Rhun, der bis auf die Haut durchnässt war, paddelte verzweifelt mit den
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