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Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr

Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr

Titel: Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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hatte, legte die Ruder in die Dollen und ließ das Boot dahintreiben. »Schade, dass du davon nicht schon früher gesprochen hast«, sagte er, als Taran ihm die goldene Kugel überreichte. Sie begann hell zu leuchten. Gwydion breitete seinen Mantel aus und schirmte das Licht ab. Schnell nahm er das Buch aus Tarans Hand, schlug es auf und hielt die Kugel nahe an die leeren Seiten. Die alte Schrift wurde sichtbar. Aus Gwydions Gesicht wich alle Farbe.
    »Es steht nicht in meiner Macht das zu lesen«, sagte er, »aber ich erkenne, was es ist: der kostbarste Schatz des Hauses Llyr.«
    »Ein Schatz?«, flüsterte Taran. »Was für ein Schatz? Gehört er Eilonwy?«
    Gwydion nickte. »Sie ist die letzte Prinzessin von Llyr, das Erbe fällt also an sie. Du weißt noch nicht, dass durch Generationen die Töchter des Hauses Llyr zu den kunstreichsten Zauberinnen in Prydain gehörten. Sie gebrauchten ihre Macht weise und zum Nutzen der Menschheit. In ihrer Burg von Caer Colur sammelten sie ihre Schätze, magische Geräte und Zauberbücher, deren Wesen auch ich nicht kenne.
    Die Chroniken des Hauses Llyr deuten nur in vagen Worten an, wie diese Geheimnisse vor Unberufenen gehütet wurden. Die Kunde weiß von einem mächtigen Zauber mit dem geheimnisvollen Namen ›Goldener Pelydryn‹ und von einem Buch, das alle Geheimnisse der magischen Geräte birgt und viele Zaubersprüche.
    Aber Caer Colur wurde verlassen und sank in Trümmer, als Angharad, die Tochter der Regat, aus dem Schloss entwich, um gegen den Willen ihrer Mutter zu heiraten. Das Buch der Zaubersprüche nahm sie mit sich. Seitdem gilt es als verloren. Vom Goldenen Pelydryn wusste man nichts mehr.« Gwydion blickte auf die Kugel. »Der Goldene Pelydryn war nicht verloren. Wie konnte man das Geheimnis besser verbergen als im Spielzeug eines Kindes?
    Eilonwy glaubte, sie sei zu Achren gesandt worden, um bei ihr die Künste einer Zauberin zu lernen«, fuhr Gwydion fort. »Das war aber nicht wahr. Achren raubte Eilonwy und brachte sie als Kind nach Spiral Castle.«
    »Erkannte denn Achren den Zauber nicht?«, wollte Taran wissen. »Warum ließ sie ihn in Eilonwys Händen?«
    »Sie wusste natürlich von Eilonwys Erbe und von der Kraft des Pelydryn. Aber sie wusste auch, dass er seine Macht verliert, wenn man ihn der rechtmäßigen Besitzerin gewaltsam nimmt. Und dann fehlte ja auch das Buch der Zaubersprüche. Ehe es nicht gefunden war, konnte auch Achren nichts unternehmen.«
    »Und ohne eine Ahnung davon zu haben«, ergänzte Taran, »hatte ausgerechnet Glew das Zauberbuch erworben. Armer, dummer Kerl. Er glaubte, er sei betrogen worden.«
    »Das war er auch«, erwiderte Gwydion, »denn ohne das Licht des Goldenen Pelydryn konnte er die alte Schrift nicht lesen. Und selbst dann hätte es ihm nichts genutzt. Die Zaubersprüche wirken nur bei einer Tochter des Hauses Llyr. Eilonwy allein hat durch ihre Geburt die Gabe sie zu lesen – und auch dann erst, wenn sie dem Kindesalter entwachsen ist. Jetzt ist es so weit. Sie gebietet über die Zauberkräfte von Caer Colur. Und deshalb ließ Achren sie entführen.«
    »Dann ist Eilonwy gerettet«, rief Taran erleichtert. »Wenn sie allein über die Zaubersprüche gebietet, dann wagt Achren es nicht, ihr ein Leid zuzufügen. Und auch uns kann nichts geschehen, denn Pelydryn und Zauberbuch sind in unserer Hand!«
    »Vielleicht«, erwiderte Gwydion grimmig, »ist Eilonwy in größerer Gefahr als je zuvor.«
    Sorgsam barg Gwydion das Buch und die goldene Kugel in seiner Jacke und ruderte mit doppelten Kräften weiter. Er brachte das Fahrzeug weiter in die See hinaus und ruderte mit regelmäßigen Schlägen in einem weiten Halbkreis um die Insel und trieb es mit wachsender Geschwindigkeit voran, bis es schließlich in einen engen, vom Schaum der Brandung erfüllten Kanal hineinschoss.
    Die Zinnen von Caer Colur hoben sich schwarz von dem dunklen Hintergrund ab. Nebel wogte um die riesigen steinernen Pfeiler. Sie waren wohl einst stolz ragende Türme gewesen, nun aber verfallene bizarre Ruinen, die wie die ausgezackten Stücke eines zerhauenen Schwertes in den Nachthimmel stachen.
    Als sie näher herankamen, sahen sie die schweren eisenbeschlagenen Tore, Überreste aus einer Zeit, wo Caer Colur eine Festung gewesen war, die noch zur Hauptinsel gehörte. Die Tore waren dem Meer zugewandt, aber sie standen, da die Burg abgesunken war, bis zur halben Höhe im ewig bewegten Wasser. Die Wogen donnerten und schlugen dagegen, als wollten sie

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