Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr
gefangen hielten. Alles war so ungewiss: Das Buch und seine Bedeutung und selbst die geheime Kraft von Eilonwys Spielzeug waren Rätsel, die zu den vielen anderen hinzukamen.
»Warum?«, murmelte er. »Warum ist diese Schrift nur dann klar, wenn das Licht der Kugel darauf fällt? Und warum leuchtet sie für Rhun, da das doch früher nie geschah? Warum leuchtete sie für mich, nebenbei bemerkt?«
»Als Barde«, antwortete Fflewddur, »weiß ich viel von diesen Zauberdingen und ich kann dir sagen …« Auf der Harfe erklang eine Saite, als zerrisse sie. »Oh, ja«, berichtigte sich Fflewddur. »Tatsache ist, dass ich sehr wenig davon weiß. Eilonwy hat natürlich die Gabe sie zum Leuchten zu bringen, wann sie will. Sie ist ja eine halbe Zauberin, wie du weißt, und ihr gehört das Spielzeug. Was uns angeht, so kann ich nur Vermutungen anstellen. Vielleicht ist es so – wie soll ich es ausdrücken –, dass man einfach nicht daran denkt. Oder auch nicht an sich selbst.
Das heißt zum Beispiel«, fuhr Fflewddur fort, »als ich an der Höhle versuchte das Ding zum Leuchten zu bringen, da sagte ich zu mir: Wenn ich es schaffen könnte, wenn ich den Weg für uns finden könnte …«
»Vielleicht«, gab Taran zur Antwort und sah hinüber, wo das Ufer im bleichen Mondlicht schimmerte. »Vielleicht hast du die Wahrheit gefunden. Auch ich dachte zunächst an mich. Dann aber dachte ich, wie ich mich erinnere, an Eilonwy, nur an sie; und die Kugel leuchtete auf. Prinz Rhun war bereit sein Leben zu opfern; seine Gedanken galten unserer Rettung, nicht seiner eigenen. Und da er das größte Opfer anbot, strahlte für ihn das Spielzeug am hellsten.
Ist das vielleicht das Geheimnis? Mehr an die anderen denken als an sich selbst?«
»Das könnte wenigstens eines der Geheimnisse sein«, erwiderte Fflewddur. »Und da du dieses entdeckt hast, hast du wirklich ein großes Geheimnis entdeckt. Mit oder ohne Spielzeug.«
Die Berge waren niedriger geworden und flache Wiesen tauchten auf, auf denen karges Riedgras gedieh. Ein Hauch von Salz und Brackwasser wehte herüber. Der Fluss wurde breiter und ergoss sich in eine Bucht. Dahinter ahnte man das Meer. Zur Rechten hörte Taran das Rauschen der Brandung. Widerstrebend erklärte er sich bereit, bis zur Morgendämmerung nicht weiter vorzudringen.
Während Fflewddur den Prinzen und Gurgi weckte, machte Taran das Floß am Ufer fest.
Die Gefährten machten es sich auf einem Haufen Schilf bequem und Gurgi öffnete den Vorratssack zu einem handfesten Frühstück. Ungeduldig wie er war, erstieg Taran einen kleinen Hügel, um aufs Meer hinauszuspähen.
»Bleib im Schatten«, sprach die Stimme Gwydions, »Achrens Augen sind scharf.«
Die Insel
er Fürst von Don erhob sich geräuschlos. Die Kopfbedeckung und das Werkzeug des Schuhmachers hatte er zwar abgelegt, aber noch immer trug er die schäbigen Lumpen seiner Verkleidung. Auf seiner Schulter saß Kaw, blinzelte und sträubte sein Gefieder, ärgerlich darüber, dass er geweckt wurde. Als er aber Taran erspähte, hob er den Kopf und begann freudig zu krächzen. Taran stieß einen Ruf der Überraschung aus. Prinz Rhun eilte herbei, schwang grimmig sein Schwert und versuchte ein möglichst wildes Gesicht zu machen.
»Wie? Das ist ja unser Schuster!«, rief Rhun und ließ die Waffe beim Anblick der hohen Gestalt sinken. »Ist er es denn wirklich?«
»Das ist kein Schuster, sondern Gwydion, Fürst von Don«, flüsterte Taran hastig.
Gurgi und Fflewddur waren auch herbeigelaufen. Der Barde riss vor Staunen den Mund weit auf. »Beim Großen Belin!«, stammelte er. »Wenn ich denke, dass wir auf Dinas Rhydnant einen Stall miteinander teilten! Fürst Gwydion, hättest du mir doch ein Zeichen gegeben!«
»Verzeih mir, dass ich dich getäuscht habe«, antwortete Gwydion. »Ich musste so handeln. Stillschweigen war zu diesem Zeitpunkt der beste Schutz für mich.«
»Ich wollte Euch auf Dinas Rhydnant noch treffen«, sagte Taran, »aber Magg ließ uns keine Zeit. Er raubte Eilonwy. Wir haben von einem Ort gehört, wohin er sie wahrscheinlich gebracht hat: Caer Colur. Dort hoffen wir sie zu finden.«
»Durch Kaw habe ich schon einen Teil eurer Erlebnisse erfahren«, sagte Gwydion. »Er erzählte mir von eurem Entschluss dem Fluss zu folgen. Er verlor euch aus den Augen, als Llyan ihn verfolgte, aber er fand mich hier.
Auch Achren wollte nach Caer Colur«, fuhr Gwydion fort. »Als ich dies erfuhr, versuchte ich, ihr in einem Schiff zu folgen.
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