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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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stehlen?«
    »Dieb!«, schrie Goryon. »Zunächst einmal: Ich nahm, was mir gehört!«
    »Lügner!«, brüllte Gast. »Nie hat sie dir gehört!«
    »Unverschämtheit! Beleidigung!«, brüllte Goryon. Sein Gesicht färbte sich dunkelrot, seine Hand griff nach dem Schwert.
    »Ruhe!«, donnerte Smoit. Er schwang seine Streitaxt gegen die Cantref-Fürsten. »Euer König spricht! Wie könnt ihr es wagen, miteinander zu streiten und euch zu beschimpfen, ihr schweinsköpfigen Streithähne!« Smoit gab seinen Kriegern ein Zeichen, dass sie Gast und Goryon festnehmen sollten. Aus den Reihen der zwei bewaffneten Haufen erhob sich ein Wutschrei. Die Reiter entblößten ihre Schwerter, und Taran fürchtete einen Augenblick, dass der Kampf erneut ausbrechen werde. Aber Smoits Krieger ließen sich nicht einschüchtern. Der Anblick des wütenden Königs bewog die Reiter schließlich sich zurückzuziehen.
    »In meinem Kerker sollt ihr lernen, wie man als Nachbarn gut miteinander auskommt«, schrie Smoit. »Dort werdet ihr bleiben, bis ihr die Lektion begriffen habt. Und Cornillo – ich habe mir den Schädel aufgeschlagen und alle Knochen gebrochen, ich bin geritten, bis ich am Rande des Hungertodes war, darum behalte ich Cornillo für mich! Als Kampfpreis! Und als kleine Entschädigung für die Unannehmlichkeiten, die ihr mir bereitet habt! Noch ein Tag, und ihr hättet den ganzen Cantref in Brand gesteckt!«
    Bei diesen Worten erhoben Gast und Goryon laut und wütend Protest. Auch Taran konnte seine Zunge nicht länger im Zaum halten. Er trat vor den König: »Herr, auch eine lebenslängliche Haft in deinem Kerker wird kein Weizenhälmchen auf diesem verwüsteten Feld mehr zum Wachsen bringen. Aeddan hat verloren, was er zu gewinnen hoffte: eine einzige Ernte, die ihn und seine Frau am Leben erhalten sollte. Du hast versprochen, mir einen Wunsch zu erfüllen. Ich wollte nichts haben. Darf ich aber jetzt um eine Gnade bitten?«
    »Sag, was du willst, mein Junge«, antwortete Smoit. »Du bekommst es.«
    Taran zögerte einen Augenblick. Dann trat er auf die Cantref-Fürsten zu und stand ihnen Auge in Auge gegenüber. Er wandte sich an Smoit.
    »Ich bitte dich«, sagte er, »lass Gast und Goryon frei.«
    Smoit blinzelte erstaunt. Goryon aber, der Taran zum ersten Mal eines Blickes würdigte, rief aus: »Das ist ja der Schweinehirt, der mich um mein Pferd geprellt hat! Ich habe ihn für einen Bauernlümmel gehalten, aber er bittet um eine Gunst, die eines Edelmannes würdig ist. Gewähre sie, Smoit. Er spricht klug!«
    »Lass sie frei«, fuhr Taran fort, »damit sie mit Aeddon arbeiten und wieder gutmachen können, was sie zerstört haben.«
    »Was?«, empörte sich Gast. »Ich hielt ihn für einen Helden, aber er ist nur ein Bauernlümmel! Wie kann er es wagen, zu fordern, dass Gast der Großmütige den Boden umgräbt wie ein Maulwurf und noch dazu ohne Lohn!«
    »Unverschämtheit! Frechheit! Gemeinheit!«, kreischte Goryon. »Ich dulde es nicht, dass ein Sauhirt zu Gericht sitzt über Goryon den Kühnen!«
    »Und auch nicht über Gast den Großmütigen!«, rief Gast.
    »Dann sitzt selbst über euch zu Gericht«, antwortete Taran, nahm zwei Handvoll Erde und geknickte Schösslinge auf und hielt sie den erbosten Cantref-Fürsten vor Augen. »Das ist alles, was von Aeddans bestelltem Feld noch übrig ist. Ihr könnt ebenso gut ein Schwert nehmen und ihn erschlagen. Schau her, Fürst Goryon, denn hierin liegt mehr Wahrheit als in deinen Märchen von Riesen und Ungeheuern. Das war ihm teurer, Fürst Gast, als dir alle deine Schätze – und er nannte es mit mehr Recht sein Eigen, denn er hat es sich erarbeitet.«
    Gast und Goryon waren still geworden. Die beiden rauen Cantref-Fürsten starrten auf den Boden wie zwei dumme Jungen. Aeddan und seine Frau sahen zu und waren sprachlos.
    »Der Junge hat einen besseren Kopf auf den Schultern als ich«, rief Smoit, »und sein Urteil ist klug. Allerdings wäre der Kerker mehr nach meinem Geschmack gewesen.«
    Widerstrebend stimmten die Cantref-Fürsten der Entscheidung zu.
    Taran wandte sich an Smoit. »Und dann möchte ich dich noch um dieses eine bitten: Sei gnädig, wenn man deiner Gnade am meisten bedarf. Du beanspruchst Cornillo für dich selbst? Herr, gib sie Aeddan.«
    »Cornillo hergeben?« Smoit spuckte vor Empörung. »Meinen Kampfpreis …« Dann aber nickte er doch zustimmend. »So sei es, mein Junge.«
    »Aeddan soll sie behalten«, fuhr Taran fort, »und Gast und Goryon sollen ihre

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