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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Schreck lähmte ihn von Neuem. In Mordas Klauen blitzte das Kleinod auf. Plötzlich aber war Taran frei von Furcht. Er sah deutlich die geschliffenen Flächen des Steins vor sich und die knochige Klaue, die ihn hielt. Auch gewahrte er nun zum ersten Mal, dass an Mordas Hand der kleine Finger fehlte und dass an seiner Stelle ein hässlicher Stummel aus vernarbtem, faltigem Fleisch war.
    »Du willst mein Leben?«, zischte Morda. »Dann such es doch, Schweinehirt! Mein Leben ist nicht in meinem Körper. Nein, es ist weit von hier, dem Zugriff des Todes selbst entzogen. Denn noch eine letzte, höchste Macht habe ich erworben«, sprach der Zauberer weiter. »So wie mein Zauberstein das Leben der Sterblichen verwandeln kann, so kann er mein eigenes Leben schützen. Ich habe es mir entzogen und es sicher verwahrt, wo niemand es je finden wird. Du willst mich töten? Deine Hoffnung ist nutzlos wie das Schwert, das du in Händen hältst. Jetzt, Schweinehirt, büße für deinen Trotz! Hund oder Adler, das wäre ein zu edles Geschick. Du sollst in der Dunkelheit der Erde umherkriechen als niedrigste aller Kreaturen, als knochenloser, blinder Wurm.«
    Im Inneren des Edelsteins glomm das Licht auf. Tarans Schwert entfiel seiner Hand, er barg das Gesicht in den Armen und taumelte, als habe ihn der Donner gerührt, aber er stürzte nicht. Sein Körper war nicht verwandelt, er blieb er selbst.
    »Was widersteht meinem Zauber?«, schrie Morda mit schrecklicher Stimme. Für einen Augenblick schien Furcht aus seinen Zügen zu sprechen. »Als ob ich gegen mich selbst ankämpfte.« Seine lidlosen Augen starrten Taran ungläubig an, und seine Hand mit dem fehlenden Finger umfasste den Stein noch fester.
    Taran hatte einen eigenartigen Gedanken. Das Leben sicher geborgen? Wo niemand es finden konnte? Taran vermochte nicht den Blick von der Hand des Hexenmeisters zu wenden. Ein kleiner Finger. Das Kästchen in dem hohlen Baum. Langsam und immer noch voller Angst, dass seine Hoffnung ihn trügen könnte, schob Taran eine Hand in die Jacke und zog das polierte Knochenstückchen hervor.
    Als Morda es erblickte, schien sein Gesicht zu verfallen. Der Mund öffnete sich, die Lippen zitterten, die Stimme wurde zu einem heiseren Flüstern. »Was hast du da in der Hand, Schweinehirt! Gib es mir! Gib es her, ich befehle es dir!«
    »Es ist ein unbedeutendes Ding, das meine Gefährten und ich fanden«, erwiderte Taran. »Wie könnte es für dich irgendeinen Wert haben, Morda? Wie kannst du eine solche Kleinigkeit begehren?«
    Auf der Stirn des Zauberers begann sich kalter Angstschweiß zu sammeln. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. Mit schauerlicher Stimme, der er vergebens einen sanften Klang zu geben versuchte, schmeichelte er: »Mein Junge, du bist kühn genug, mir entgegenzutreten. Ich wollte nur deinen Mut prüfen, um zu sehen, ob du es wert bist, mir zu dienen, und ob du einer reichen Belohnung würdig bist. Als Beweis meiner Freundschaft sollst du Gold haben. Und als Beweis deiner Freundschaft sollst du mir das kleine Ding da geben, diese Kleinigkeit in deiner Hand …«
    »Diesen wertlosen Splitter?«, fragte Taran. »Willst du ihn als Spielzeug? Dann wollen wir ihn teilen – die Hälfte für mich, die Hälfte für dich.«
    »Nein! Nein, brich ihn nicht entzwei!« Mordas Gesicht wurde aschfahl. Er streckte seine hagere Klaue aus und machte einen Schritt auf Taran zu. Doch dieser wich schnell zurück und hielt das Knochenstückchen hoch. »Ein wertloses Ding soll das sein?«, schrie Taran. »Dein Leben ist es, Morda! Ich halte dein Leben in meiner Hand!«
    Mordas Augen rollten wie die eines Wahnsinnigen in den tiefen Höhlen. Er zitterte heftig, und sein Körper schwankte, als werde er von einem jähen Wind geschüttelt. »Ja, ja!« In seiner Stimme klang Todesfurcht. »Mein Leben! Geborgen in meinem Finger! Mit einem Messer schnitt ich ihn selbst von meiner Hand. Gib her! Gib ihn mir wieder!«
    »Du hast dich über alle Menschen emporgehoben«, erwiderte Taran. »Du hast ihre Schwäche verhöhnt, ihre Vergänglichkeit verachtet; du wolltest dich nicht zu ihnen rechnen. Aber ich, der ich weder Namen noch Erbe habe, weiß doch, dass ich ein Mensch bin.«
    »Töte mich nicht!«, schrie Morda. »Mein Leben gehört dir. Nimm es mir nicht!« Der Zauberer warf sich auf die Knie und streckte die zitternden Arme aus. Seine blutleeren Lippen bebten, als er das sprach. »Höre mich an! Höre mich an! Viele Zauberkünste, viele Geheimnisse

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