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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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gesetzt: Das Muster hast du dir selbst ausgesucht.«
    »Das stimmt«, gab Taran zu, »aber wenn ich es jetzt so betrachte, hätte ich besser ein anderes wählen sollen.«
    »Na«, Dwyvach kicherte trocken, »wenn das so ist, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder du arbeitest weiter an einem Mantel, den du ungern tragen wirst, oder du ziehst das Gewebe wieder auf und beginnst von vorne. Der Webstuhl fertigt nur das Muster, das man auflegt.«
    Lange starrte Taran auf sein Werk. Endlich holte er tief Luft, seufzte und schüttelte den Kopf. »Also gut, dann fange ich wieder von vorne an.«
    In den nächsten Tagen zog er die Fäden heraus und spannte neue ein. Dann aber merkte er, dass ihm die Arbeit schneller von der Hand ging als früher, und seine Zuversicht wuchs mit seiner Geschicklichkeit. Als der Mantel schließlich fertig war, hielt er ihn stolz in die Höhe. »Dieser ist viel schöner als der alte!«, rief er. »Aber ich glaube, ich kann nie mehr einen Mantel tragen, ohne an jeden einzelnen Faden zu denken.«
    Gurgi kreischte vor Begeisterung, und Dwyvach nickte anerkennend mit dem Kopf. »Gut gemacht«, sagte sie. Sie blickte Taran freundlich an und lächelte. »Du hast geschickte Finger, Wanderer«, sagte sie. »Und du könntest einer der besten Weber Prydains werden. Wenn mein Spinnrocken und deine Knöchel öfter zusammenstießen, als dir lieb war, dann nur, weil ich dich des Tadels für würdig hielt. Bleib bei mir, wenn du willst, arbeite an meinem Webstuhl, und du sollst alles lernen, was ich weiß.«
    Taran schwieg. Da lächelte die Weberin und ergriff wieder das Wort. »Ich weiß, was in deinem Herzen vorgeht, Wanderer«, sagte sie. »Ein junger Mann ist rastlos, ja, und ein junges Mädchen auch – ich bin noch nicht so alt, dass ich das vergessen hätte. Dein Gesicht sagt mir, dass du nicht in Commot Gwenith bleiben möchtest.«
    Taran nickte. »Ich hatte gehofft, ich könnte ein Schmied werden, und ich hatte gehofft, ein Weber zu werden. Aber du sprichst die Wahrheit. Das ist nicht mein Weg.«
    »Dann müssen wir also Abschied nehmen«, antwortete die Frau. »Vergiss aber nicht«, fügte sie in ihrem gewohnten scharfen Ton hinzu, »wenn das Leben ein Webstuhl ist, dann lässt sich das Muster, das du einwebst, nicht so leicht wieder aufziehen.«
    Taran und Gurgi brachen auf und ritten in nördlicher Richtung weiter. Bald lag der Commot Gwenith hinter ihnen. Taran trug den neuen Mantel und das neue Schwert, aber seine Freude darüber machte bald einer ungewissen Unruhe Platz. Die Worte Dwyvachs lagen ihm im Sinn, und seine Gedanken wandten sich einem anderen Webstuhl zu, der fern in den Marschen von Morva stand. »Und Orddu?«, sagte er. »Webt sie etwa anderes als Fäden? Das Rotkehlchen hat seine Würmer aus der Erde gescharrt. Aber habe ich wirklich mein eigenes Muster gefunden? Oder bin ich nichts anderes als ein Faden auf ihrem Webstuhl? Wenn das so ist, fürchte ich, dann ein Faden von geringem Wert. Jedenfalls«, schloss er mit einem traurigen Lachen, »ist es ein langer und recht wirrer Faden.«
    Aber diese düsteren Gedanken wichen von ihm, als ihn einige Tage später Melynlas auf eine Anhöhe trug und er auf den schönsten Commot hinabblickte, den er je gesehen hatte: Ein stattlicher Bestand von Föhren und Tannen umschloss wohl bestellte Felder, die sich grün und üppig ausbreiteten. Weiße, strohgedeckte Gehöfte leuchteten in den Strahlen der Sonne. Selbst die Luft schien anders zu sein, kühl und erfüllt vom herben Duft der Nadelbäume. Sein Herz schlug schneller bei diesem Anblick, und eine seltsame Erregung bemächtigte sich seiner. Gurgi war neben ihn getreten. »Lieber Herr, können wir nicht bleiben?«
    »Ja«, murmelte Taran und wandte den Blick nicht von den Feldern und Gehöften. »Ja. Hier werden wir Rast machen.«
    Er lenkte Melynlas den Hang hinab, und Gurgi folgte eilig. Sie überquerten einen seichten Flusslauf und hielten an. Ein rüstiger alter Mann füllte ockerfarbenen Ton in hölzerne Eimer, die neben ihm auf der Erde standen. Sein eisengraues Haar und sein Bart waren kurz geschnitten, und trotz seines Alters schienen seine Arme so kräftig zu sein wie die des Schmieds Hevydd.
    »Ich grüße dich, Meister«, rief Taran. »Was ist das für eine Gegend?«
    Der Mann drehte sich um, fuhr sich mit dem Handrücken über die zerfurchte Stirn und blickte Taran aus hellen blauen Augen an. »Der Fluss, in dem dein Pferd steht – und ihn, nebenbei bemerkt, in Schlamm

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