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Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes

Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes

Titel: Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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Er legte die Stirn in Falten, als suche er nach etwas, was seit langem in einem Winkel seines Gedächtnisses verborgen lag. »Du müsstest – ja, die Ähnlichkeit ist erstaunlich: Kaw Sohn des Kadwyr. Ja, natürlich. Vergib mir, dass ich dich nicht sogleich erkannt habe, doch es gibt eine so große Anzahl von Krähensippen, dass es mich manchmal verwirrt. Ich kannte deinen Vater, seit er ein dünnbeiniger Grünschnabel war.« Medwyn lächelte, als er sich daran erinnerte. »Dieser Bursche war kein Fremder in meinem Tal – ein gebrochener Flügel musste geflickt, ein Bein eingerenkt werden, kurz: Er hatte eine Schramme nach der anderen.
    Ich hoffe doch, dass du nicht seinem Beispiel nacheiferst«, fügte er hinzu. »Ich habe schon viel über deinen Mut gehört und über eine – bestimmte Neigung, sagen wir, zu Ausgelassenheit. Auch ist bis zu mir gedrungen, dass du einem Hilfsschweinehirten in Caer Dallben dienst. Melynlas ist sein Name, glaube ich. Nein – entschuldige. Der Name des Schweinehirten ist mir im Augenblick entfallen. Nun, das spielt keine Rolle. Diene ihm treu, Sohn des Kadwyr, denn sein Herz ist edel. Von dem Menschenvolk war er einer der wenigen, die ich in meinem Tal geduldet habe. Was dich betrifft, so scheint mir, dass du eine Begegnung mit den Gwythaints hattest. Sei vorsichtig. Viele von Arawns Boten streifen heutzutage durch den Himmel. Doch nun bist du in Sicherheit. Und bald wirst du wieder gesund sein und fliegen können.«
    Auf der Rückenlehne von Medwyns Stuhl hockte ein mächtiger Adler und beäugte die Krähe aufmerksam. Neben dem alten Mann saß der Wolf Brynach – mager und grau –, schlug mit dem Schwanz und grinste die Krähe an. Kurz darauf trottete ein zweiter Wolf herein, der kleiner war und einen weißen Fleck auf der Brust hatte, und ließ sich neben dem Männchen nieder.
    »Oh, Briavael«, sagte Medwyn, »bist du gekommen, um unseren Gast zu begrüßen? Wie sein Vater wird er uns zweifellos eine abenteuerliche Geschichte erzählen können.«
    Kaw sprach daraufhin in seiner eigenen Sprache, die Medwyn mühelos verstand. Während er aufmerksam lauschte, wurde das Gesicht des Alten ernst. Und als die Krähe geendet hatte, schwieg Medwyn eine Weile und hing seinen Gedanken nach. Brynach wimmerte unsicher.
    »So ist es also geschehen«, sagte Medwyn bedrückt. »Ich hätte es wissen müssen, denn ich spürte eine ungewöhnliche Furcht unter den Tieren. Immer mehr finden ihren Weg hierher. Sie sind auf der Flucht vor etwas, das sie selbst nur undeutlich wahrnehmen. Sie erzählen von Truppen bewaffneter Häscher im ganzen Land, von Männern, die Waffen tragen. Nun verstehe ich die Bedeutung dieser Kunde. Der Tag, den ich seit jeher gefürchtet habe, ist angebrochen. Doch mein Tal kann nicht alle aufnehmen, die Zuflucht suchen werden.«
    Medwyn hatte die Stimme erhoben, sodass sie wie ein wütender Sturmwind gellte. »Das Menschengeschlecht trotzt der Sklaverei Annuvins so wie alle Kreatur in ganz Prydain. In den Schatten des Todesreiches wird der Gesang der Nachtigall ersticken und sterben. Die Gänge der Dachse und Maulwürfe werden zu Gefängnissen werden. Kein Tier wird freudig und freien Herzens umherstreifen oder -fliegen. Diejenigen, die nicht getötet werden, erleiden das Schicksal der Gwythaints, die man vor langer Zeit gefangen, gequält, gebrochen hat, sodass aus den sanften, liebenswerten Vögeln bösartige, heimtückische Kreaturen wurden, die den schrecklichen Zielen Arawns dienen.«
    Medwyn wandte sich an den Adler. »Du, Edyrnion, fliege geschwind zu den luftigen Horsten deiner Sippe. Bitte sie, sie möchten sich vollständig versammeln.
    Du, Brynach, und du, Briavael«, befahl er den Wölfen, die ihre Ohren aufstellten, »verbreitet die Nachricht unter euresgleichen; unter den Bären, die Pranken haben zu schlagen, unter den Hirschen mit den scharfen Geweihen; unter all den Waldbewohnern, groß und klein.«
    Medwyn hatte sich zu voller Höhe aufgerichtet. Seine Hände verkrampften sich und glichen knotigen Wurzeln, die sich in die Erde krallen. Die Krähe beobachtete ihn erschrocken und schweigend. Medwyns Augen blitzten, und seine tiefe Stimme schwoll an wie dumpfes Donnergrollen. »Sprecht zu ihnen in meinem Namen und sagt ihnen: Das sind die Worte desjenigen, der das Schiff gebaut hat, als dunkle Wasser Prydain überfluteten, desjenigen, der eure Vorväter in Sicherheit brachte. In dieser Flut des Bösen muss nun jedes Nest, jeder Bau eine Festung sein. Alle

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