Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes
Augenblick bemerkte er, was auch Coll gesehen hatte. Ein Teil der Kesselkrieger hatte sich von der Haupttruppe abgesondert und versuchte nun, durch eine ungeschützte Bresche zu klettern.
Coll erreichte sie, als der erste der stummen Krieger über den Mauersteinen erschien. Der Alte warf sich auf ihn, ließ seinen Speer fallen, umklammerte den Gegner mit seinen mächtigen Armen und warf ihn zurück. Andere Kesselkrieger strömten zur Mauerlücke, und Coll ergriff das Schwert und wirbelte die blanke Klinge blindlings um sich. Doch die Waffe zerbrach, und zornig schrie der riesige Bauer auf. Er warf den Knauf fort und griff mit seiner bloßen Faust an. Die lebenden Toten klammerte sich an ihn und versuchten ihn in ihre Mitte zu zerren. Er aber schüttelte sie ab, entriss einem das Schwert und schwang es, als wollte er eine Eiche mit einem einzigen Schlag fällen.
Im nächsten Moment war Taran an seiner Seite. Die Hörner der Häscher schrieen das Rückzugssignal. Jetzt erst erkannte Taran, dass der Angriff endgültig beendet war. Die Kesselkrieger hatten schon begonnen die Höhen zu ersteigen; das Rote Brachland war für sie versperrt.
Coll war am Kopf verwundet. Sein Schaffellmantel war blutdurchtränkt, zerstochen und zerrissen von den Klingen der Kesselkrieger. Eilig trugen ihn Taran und Fflewddur zum Ende der Mauer. Gurgi winselte verschreckt und besorgt und kam hastig, ihnen zu helfen. Eilonwy hatte den Mantel abgelegt, um den Alten darauf zu betten.
»Ihnen nach, mein Junge«, keuchte Coll. »Lass sie nicht zur Ruhe kommen. Die Zweige haben die Flut abgehalten, aber sie muss wieder und wieder aufgehalten und umgeleitet werden, wenn du ihr den Weg nach Annuvin versperren willst.«
»Ein einziger, starker Eichenstamm hat sie eingedämmt«, entgegnete Taran. »Wiederum habe ich mich auf ihn gestützt.« Er ergriff Colls schwielige Hand und versuchte ihn vorsichtig anzuheben.
Colls breites Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Ich bin ein Bauer«, murmelte er, »aber doch Krieger genug, um meine Todeswunde zu erkennen. Geh, mein Junge. Nimm nicht mehr an Bürde mit, als du unbedingt musst.«
»Was denn«, widersprach Taran, »soll ich mein Versprechen brechen, das ich dir gegeben habe? Dass wir zusammen umgraben und jäten wollen?«
Aber die Worte klangen schmerzvoll.
Eilonwy blickte Taran ernst und besorgt an.
»Ich hatte gehofft, dass ich einst in meinem Garten schlafen würde«, sagte Coll. »Das Summen der Bienen würde mir besser gefallen als das Horn Gwyns des Jägers. Aber ich merke, dass ich darüber nicht entscheiden kann.«
»Das Horn Gwyns bläst nicht für dich«, sagte Taran. »Was du hörst, ist das Signal für die Kesselkrieger, die sich zurückziehen.«
Doch noch während er sprach, erklangen die entfernten Töne eines Horns über die Hügel, und das verklingende Echo zitterte wie ein Schatten über dem kahlen Land. Eilonwy bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.
»Sieh nach unseren Pflanzen, mein Junge«, sagte Coll.
»Wir werden es gemeinsam tun«, entgegnete Taran. »Das Unkraut wird dir ebenso wenig widerstehen können wie die Krieger Arawns.«
Der mächtige alte Bauer antwortete nicht. Taran erkannte, dass Coll tot war. Taran hob in der harten Erde ein Grab aus. Von keinem ließ er sich helfen. Die Freunde suchten in der Zwischenzeit Steine von der alten Mauer zusammen. Als der Grabhügel aufgeschichtet war über Coll Sohn des Collfrewr, stand Taran immer noch bewegungslos da. Aber er befahl Fflewddur und den anderen, eilig weiterzuziehen. In den Hügeln von Bran-Galedd würde er sie beim Einbruch der Nacht treffen.
Lange stand er schweigend da. Doch als der Himmel dunkler wurde, wandte er sich schließlich ab und stieg schwerfällig in den Sattel. Noch einen Augenblick hielt er an dem Grabhügel aus roter Erde und unbehauenen Steinen.
»Schlaf gut, Rübenzüchter und Sammler von Äpfeln«, flüsterte Taran. »Du bist weit entfernt von deiner Heimat. So wie ich.«
Er ritt allein über das düstere Brachland, auf die Hügel zu, die auf ihn warteten.
Dunkelheit
n den Tagen, die nun folgten, versuchten die Gefährten die Kesselkrieger zu überholen, um sich ihnen erneut in den Weg zu werfen. Doch kamen sie nur mühsam voran. Taran wusste, dass Coll die Wahrheit gesprochen hatte, als er sagte, dass die Berge von Bran-Galedd zugleich Freunde und Feinde sein könnten: Die Felsschlünde und die engen Durchlässe, die abrupten Steilwände, die unvermittelt zu Eisschluchten abfielen,
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