Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes
zu. Und die Commot-Krieger, selbst wenn sie nur kurze Zeit rasteten und in größter Eile vorwärts drängten, konnten wenig von der verlorenen Zeit einholen.
Tag für Tag blickte Taran nach einem Zeichen von Eilonwy und Gurgi aus, und er hoffte entgegen aller Vernunft, dass sie doch noch eine Möglichkeit finden würden, sie einzuholen. Doch die beiden Freunde waren verschwunden, und Fflewddurs verzweifelte Fröhlichkeit und Versicherung, dass beide ganz plötzlich auftauchen würden, klang falsch und gequält.
Am dritten Tag, als der Morgen bereits weit fortgeschritten war, kam ein Kundschafter in wildem Galopp zurück und berichtete von seltsamen Bewegungen in einem Kiefernwald. Taran ließ anhalten und befahl den Männern, sich eilig in Schlachtordnung aufzustellen, dann ritt er mit Fflewddur, um nachzusehen.
Durch die Bäume, die in einiger Entfernung vor ihnen aufragten, nahm er nur eine undeutliche Bewegung wahr, als wenn Schatten von Zweigen über die Schneefelder zögen. Doch dann schrie der Barde auf, und Taran stieß ins Horn.
Aus den Wäldern bewegte sich eine lange Schlange aus kurzen, stämmigen Gestalten auf sie zu. Eingehüllt in weiße Mäntel und Kapuzen waren sie in dem Schnee fast nicht zu erkennen. Und erst als sie über eine kahle, felsübersäte Stelle marschierten, konnte Taran die einzelnen Gestalten unterscheiden. Ihre festen Lederstiefel, die mit Riemen umschnürt waren, wurden von den langen Mänteln fast völlig verborgen. Sie sahen aus wie Baumstümpfe, die sich hastig bewegten. An den Schultern und an der Taille waren sie seltsam verformt, und Taran vermutete deshalb, dass sie Waffen oder Schnappsäcke trugen.
»Großer Belin!«, schrie Fflewddur. »Wenn es stimmt, was ich jetzt denke …«
Taran war bereits abgesessen und stürmte den Hang hinunter. Dem Barden bedeutete er, ihm zu folgen. An der Spitze der Schlange, die aus mehr als hundert Gestalten zu bestehen schien, ging eine plumpe Gestalt, die ihnen wohlvertraut war. Denn obwohl auch sie weiß eingemummt war, sahen doch die Spitzen der roten Haare unter der Mütze hervor. In der Hand trug sie eine kurze, breite Axt, in der anderen eine mächtige Stange. Sie hatte Taran und Fflewddur entdeckt und kam ihnen entgegen.
Taran und Fflewddur ergriffen die Hand des Männchens, schlugen ihm auf die Schulter und riefen ihm so viele Fragen und Grußworte zu, dass dieses sich die Ohren zuhielt. »Doli!«, rief Taran. »Guter alter Doli!«
»Ich habe dich auch beim ersten Mal ganz gut verstanden«, schnaubte der Zwerg. »Falls ich jemals gezweifelt haben sollte, ob du mich wiedererkennst, so hast du mich jetzt völlig überzeugt.«
Er stemmte die Fäuste in die Seite, blickte mit strengem Blick zu Taran auf und versuchte – wie gewöhnlich –, so unfreundlich auszusehen, wie er nur irgend konnte. Trotzdem glänzten seine hellen roten Augen vor Freude, und sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, das er erfolglos in seinen üblichen finsteren Gesichtsausdruck zu verwandeln suchte.
»Du hast uns ganz schön herumgejagt«, beschwerte sich Doli aus dem Feenvolk und gab seinen Leuten einen Wink, ihm und Taran den Hang hinauf zu folgen.
»Wir haben erfahren, dass du in die Berge gegangen bist, doch haben wir dich erst heute entdeckt.«
»Doli!« Taran hatte sich noch nicht von der Überraschung erholt, seinen Freund so unerwartet wieder zu sehen. »Welcher glückliche Zufall bringt dich zu uns?«
»Glücklicher Zufall?«, brummte Doli. »Nennst du das einen Zufall und noch dazu einen glücklichen, wenn man Tag und Nacht in Schnee und Sturm marschiert? Jeder aus dem Volk der Unterirdischen ist unterwegs – Befehl von König Eiddileg. Meine Aufgabe war, dich zu finden und dir meine Dienste anzubieten. Ich will dich ja nicht beleidigen, aber wenn irgendjemand in Prydain Hilfe braucht, kann ich sicher sein, dass es immer du bist. So, hier sind wir also.«
»Gwystyl hat es gut gemacht«, sagte Taran. »Wir wussten, dass er auf dem Weg in euer Reich war, aber wir hatten Angst, König Eiddileg würde ihn nicht anhören …«
»Ich kann nicht behaupten, dass er sehr erfreut war«, entgegnete Doli grinsend. »Er wäre sogar fast geplatzt. Ich war gerade da, als unser schwermütiger Freund von deiner Bedrängnis erzählte, und ich glaubte, meine Ohren würden zerspringen, so hat Eiddileg getobt. ›Diese erbärmlichen Dummköpfe! Diese dickköpfigen Einfaltspinsel! Diese gehirnamputierten Bohnenstangen!‹ Alles seine Meinung über
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