Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes
zu bringen. Einer von uns sollte mit dir gehen«, fügte er hinzu. »Du kannst dir ja denken, wer das sein wird. Guter alter Doli! Ich habe so viel Zeit mit den Menschen zugebracht, dass mir Annuvin kaum schaden wird. Ja, ich gehe mit euch«, fuhr Doli fort und brummte wütend. »Es gibt sonst keine Möglichkeit. Guter alter Doli! Manchmal wünsche ich mir wirklich, ich wäre nicht so umgänglich.«
Der Zauberer
er alte Mann saß wie ein verdrossenes Kind über den mit Büchern übersäten Tisch gebeugt, den Kopf in den Armen vergraben. Um die knochigen Schultern trug er einen Mantel. Das Feuer flackerte noch im Herd, doch die winterliche Kälte drang tiefer in sein Mark als je zuvor. Zu seinen Füßen lag Hen Wen und bewegte sich unruhig. Sie wimmerte mit einer dünnen, klagenden Stimme. Dallben, der weder schlief noch wachte, streckte seine zerbrechliche Hand aus und kratzte sie am Ohr.
Das Schwein beruhigte sich nicht. Sein rosiger Rüssel verzog sich, und es grunzte und schnaubte unglücklich und versuchte den Kopf zwischen den Falten des Mantels zu verbergen. Der Meister erhob sich endlich.
»Was ist denn, Hen? Ist unsere Zeit gekommen?« Er gab dem Schwein einen zärtlichen Patsch und erhob sich steif aus seinem hölzernen Sessel. »Es ist nur ein Augenblick, nicht länger, was immer auch folgen wird.«
Ohne Eile ergriff er einen Eschenholzstab und humpelte aus der Kammer. Hen Wen folgte ihm auf den Fersen. An der Tür zerrte der alte Mann den Mantel enger um die Schultern und trat hinaus in die Nacht. Der Mond war voll und schwamm weit weg in einem unergründlichen Himmel. Dallben blieb stehen und lauschte angestrengt. Einem anderen wäre das kleine Gehöft still erschienen, still wie der Mond selbst. Doch der alte Zauberer zog die Augenbrauen zusammen und nickte.
»Du hast recht, Hen«, murmelte er. »Ich höre sie jetzt. Aber sie sind noch weit entfernt.« Dann fügte er lachend hinzu: »Soll ich denn so lange auf sie warten, dass die Kälte mir bis in die Knochen dringt?«
Doch er drehte sich nicht um, sondern trat noch einige Schritte weiter in den Hof. Seine Augen, die schwer und müde waren, wurden nun hell und scharf wie Eiskristalle. Er spähte wachsam hinüber zum Obstgarten, als wollte er mit seinen Blicken die Schatten durchdringen, die wie Efeuranken den zurücktretenden Wald umwucherten. Hen Wen hielt sich hinter ihm und beobachtete den Alten mit beinahe besorgtem Ausdruck in ihrem breiten, borstigen Gesicht.
»Es scheint, als seien es zwanzig Leute«, bemerkte Dallben und fügte mit einer Grimasse hinzu: »Ich weiß nicht, soll ich deswegen erleichtert oder verletzt sein? Nur zwanzig? Das ist eine armselige Zahl. Und doch würden mehr eher hinderlich sein bei einer solch langen Reise. Vor allem durch das Tal des Ystrad, wo ständig gekämpft wird. Nein, zwanzig kann als wohl ausgewählt und angemessen angesehen werden.«
Eine Zeit lang wartete der Alte schweigend und geduldig. Dann wurde das Geräusch von entferntem Hufgetrappel deutlicher, verstummte schließlich, als seien die Reiter abgesessen und führten nun die Tiere am Zügel. Vor dem Hintergrund der verfilzten Bäume, dort wo am Rande des Stoppelfeldes der Wald begann, hätten die hervorspringenden Gestalten genauso gut Schatten von Ästen sein können. Dallben richtete sich auf, hob den Kopf und stieß den Atem so leise aus, als blase er eine Pusteblume an.
Im nächsten Augenblick fuhr ein scharfer Sturm über das Feld. Auf dem Gehöft blieb alles ruhig. Doch der Wind schlug mit der Gewalt von tausend Schwertern in den Wald, dass die Bäume stöhnten und krachten. Pferde wieherten, Männer schrien, wenn sie plötzlich von Ästen getroffen wurden. Der Sturm traf die Krieger, und diese hoben die Waffen, um sich gegen die unbekannte Gewalt zu schützen. Und doch drangen sie weiter vor und kämpften sich durch den windgepeitschten Wald. Schließlich erreichten sie das Stoppelfeld. Als der Sturm einsetzte, hatte eine ängstlich quiekende Hen Wen kehrtgemacht und war in die Hütte zurückgeflohen. Dallben hob eine Hand, und der Sturm erstarb so rasch, wie er aufgekommen war. Nachdenklich stieß er seinen Stab auf den gefrorenen Boden.
Donner grollte, der Boden erbebte, und das Feld hob und senkte sich wie eine bewegte See. Die Krieger taumelten und verloren ihren festen Halt. Viele von ihnen flohen in den Wald und brachten sich in Sicherheit, vor Angst, die Erde könnte sich öffnen und sie alle verschlingen. Doch der Rest drängte
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