Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes
seinen Stab fest gepackt und wehrte den Schlag ab. Die Klinge zersplitterte an dem biegsamen Holz, und die Metallstücke fielen scheppernd zu Boden.
Pryderi schleuderte den Knauf von sich, doch waren seine Augen nicht erfüllt von Angst, sondern von Verachtung. »Man hat mich vor deinen Kräften gewarnt, Zauberer. Aber ich habe es vorgezogen, mich mit eigenen Augen zu überzeugen.«
Dallben hatte sich nicht bewegt. »Hat man dich tatsächlich gewarnt? Ich glaube es nicht. Würde es stimmen, so hättest du nicht gewagt, vor mich zu treten.«
»Deine Macht ist groß, Zauberer«, sagte Pryderi, »aber nicht so groß wie deine Schwäche. Ich kenne dein Geheimnis. Bekämpfe mich, wenn du willst – am Ende werde ich doch siegen. Von allen deinen Kräften ist dir eine einzige bei Strafe deines Todes verboten. Beherrschst du die Winde? Kannst du die Erde beben machen? Spielereien. Du kannst nicht tun, was der gemeinste Krieger tun kann: Du kannst nicht töten.«
Aus seinem Mantel hatte Pryderi einen schwarzen kurzen Dolch gezogen, der am Heft das Siegel Annuvins trug.
»Mir ist kein derartiges Verbot auferlegt«, sagte er. »So wie man mich gewarnt hat, so hat man mich auch gerüstet. Diese Klinge kommt von Arawn selbst. Gegen sie vermag dein Zauber nichts.«
Dallbens runzliges Gesicht trug nun den Ausdruck tiefen Mitleids und großer Sorge.
»Armer Narr«, murmelte er. »Es ist wahr. Diese Waffe aus Annuvin kann mir das Leben nehmen, und ich kann mich deiner Hand nicht erwehren. Doch du bist blind wie der Maulwurf in der Erde, Fürst Pryderi, frage dich doch, wer der Meister, wer der Sklave ist. Arawn hat dich betrogen.
Ja, betrogen«, sagte Dallben kalt. »Du hast geglaubt, du wirst ihn dazu bringen, dir zu dienen. Dabei hast du ihm unbewusst mehr gedient als sämtliche seiner gekauften Gefolgsleute. Er hat dich gesandt, mich zu töten. Und er hat dir ein Mittel dafür gegeben. Vielleicht wirst du mich töten; doch das wird dann Arawns Sieg sein, nicht deiner. Wenn du einmal getan hast, was der Fürst von Annuvin von dir verlangte, bist du nur noch nutzloser Ballast. Er weiß sehr gut, dass ich dich niemals lebend von Caer Dallben wegziehen lasse. Du bist bereits ein toter Mann, Fürst Pryderi, so wie du dastehst.«
Pryderi hob den schwarzen Dolch. »Mit Worten suchst du deinen Tod abzuwehren.«
»Sieh zum Fenster«, entgegnete Dallben ruhig.
Durch das Fenster flutete ein roter Schein in die Stube. Ein breiter Gürtel aus Flammen umgab Caer Dallben. Pryderi zögerte und trat zurück.
»Du hast halben Versprechungen vertraut«, sagte Dallben. »Kein Mensch wurde durch mich getötet. Aber die, die meine Macht verspotten, tun es auf eigene Gefahr. Erstich mich, Fürst Pryderi, und die Flammen werden Caer Dallben vernichten. Es gibt keinen Ausweg für dich.«
Pryderis goldenes Gesicht zeigte ungläubiges Staunen, und Furcht stieg langsam in seinen Augen hoch.
»Du lügst«, flüsterte er heiser. »Die Flammen werden erlöschen, wenn du dein Leben aushauchst.«
»Das wirst du sehen, Fürst«, sagte Dallben.
»Ich habe meinen Beweis!«, rief Pryderi. »Arawn würde nicht das vernichten, was er am nötigsten braucht. Ich hatte zwei Aufträge. Und bei all deiner Weisheit hast du dies nicht erraten. Dein Tod war nur ein Teil; der zweite war, das ›Buch der Drei‹ zu holen.«
Dallben schüttelte traurig den Kopf und blickte zu dem schweren, ledergebundenen Buch hinüber. »Dann bist du zweifach betrogen. Dieses Buch wird weder Arawn noch seinen bösen Zielen dienen. Es wird auch dir nicht dienen, Fürst Pryderi.«
Die Stimme des alten Meisters war kalt wie der Wintersturm.
»Du hast deine Hände in Blut getaucht, und in deiner Überheblichkeit hast du versucht, deine Mitmenschen zu richten. Wolltest du Prydain helfen? Dann hast du ein schlechtes Mittel gewählt. Gutes kann nicht aus Bösem entspringen. Du hast dich mit Arawn verbündet, um ein Ziel zu erreichen, das dir erhaben schien. Jetzt bist du Gefangener dieses Bösen, das du überwinden wolltest – Gefangener und Opfer. Denn im ›Buch der Drei‹ bist du bereits zum Tode verurteilt.«
Dallbens Augen schienen in Flammen zu stehen, und die Wahrheit seiner Worte schnürte Pryderi die Kehle zu. Der König war aschfahl geworden. Mit einem Aufschrei schleuderte er den Dolch von sich und versuchte das Buch zu erreichen.
»Berühre es nicht!«, warnte Dallben.
Aber Pryderi hatte es bereits ergriffen.
Und in diesem Augenblick fuhr ein greller Blitz wie ein
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