Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
Vom Netzwerk:
ist was?«, fragte Tarean und folgte mit dem Blick Iegis ausgestrecktem Arm, der hinab zum Taleingang deutete. Im ersten Moment sah er gar nichts in den Schatten, die sich mittlerweile über das Tal gelegt hatten. Doch dann war ihm, als bewege sich dort unten etwas, eine große, schweigende Menge, die durch das Dunkel zwischen den Findlingen entlang der Handelsstraße hinauf Richtung Ortensruh und Dornhall strebte. »Indra, Jerup und Vazar! Bitte sag mir, dass das keine …«
    »Grawls«, bestätigte der Taijirin mit den scharfen Augen eines Jagdvogels düster seine schlimmsten Befürchtungen.
    Tarean sprang auf. »Das kann nicht sein. Das ist viel zu früh. Der Bote sagte, Calvas sei noch auf der Suche nach Verbündeten und wir hätten noch genügend Zeit, ihm zuvorzukommen.«
    »Wovon sprichst du?«, fragte Iegi verwirrt.
    »Von dem Angriff«, rief Tarean aufgeregt, »dem letzten Angriff des Hexers auf Bergen und Albernia! Er will uns alle vernichten. Der Bote aus Cayvallon hat es gesagt.«
    Iegi schüttelte den Kopf. »Das alles höre ich zwar heute zum ersten Mal, aber das da unten ist keine Armee, die ein Land erobern kann. Es sind ein paar Dutzend Krieger, soweit ich das erkennen kann, und sie bewegen sich rasch und verstohlen. Das ist kein Angriff, das ist ein Überfall.«
    »Aber selbst ein paar Dutzend Wolfsmenschen reichen aus, um Ortensruh mit all seinen Einwohnern auszulöschen. Wenn sie schnell und hart zuschlagen, wird Hilfe aus Dornhall niemals rechtzeitig eintreffen – zumal mein Ahn und Ritter Wilfert auf der Feste des Hochkönigs weilen. Schnell, hilf mir.« Hastig fing Tarean an, die über das Dach verstreuten Holzscheite einzusammeln, doch schon nach wenigen Handgriffen warf er sie enttäuscht wieder zu Boden. »Sie haben sie mit Wasser übergossen. So werden wir es niemals schaffen, das Wachfeuer zu entzünden.«
    »Tarean.«
    Dann kam ihm eine Idee, und er hastete zur Stiege nach unten. »Rasch, wenn wir die Stühle und Bänke zerschlagen und hier hochtragen, können wir sie vielleicht verbrennen.« Er bereute auf einmal, die zweihändige Streitaxt des Wolflings gemeinsam mit Knochenkette, in dessen Rücken sie gesteckt hatte, entsorgt zu haben.
    »Tarean!« Iegi packte ihn an den Schultern.
    »Was ist?«
    »Die Glut im Herd ist erloschen und im Stockdunkeln dort unten werden wir niemals Feuerstein und Zunder finden. Wir haben nichts, um Feuer zu machen.«
    Die Worte des Vogelmenschen trafen ihn mit erbarmungsloser Wahrhaftigkeit. »Aber«, stammelte der Junge, »aber wir müssen etwas unternehmen. Ortensruh ist ohne Schutz.« Erst jetzt dämmerte ihm langsam, dass das Auftauchen der Wolflingrotte genau hier und genau heute vermutlich alles andere als ein Zufall gewesen war. »Ich muss meine Leute warnen.«
    Iegi seufzte. »Na schön. Wir können kein Feuer machen. Du kannst auch nicht den Berg hinab nach Hause laufen, du würdest niemals rechtzeitig eintreffen. Bleibt also nur eines …« Er musterte den Menschenjungen abschätzend. »Wie schwer bist du?«
    »Was?«, entfuhr es Tarean.
    »Wie viel wiegst du? Eine ungefähre Schätzung reicht.«
    »Ich … ich weiß es nicht. Vielleicht hundertdreißig Pfund.«
    Der Taijirin verzog das Gesicht. »Es wird kein Spazierflug werden, aber wenn wir all unsere Ausrüstung zurücklassen, sollte es möglich sein.«
    »Spazier…?« Tarean fiel die Kinnlade runter.
    »…flug. Ganz recht. Ich bin ein Taijirin, schon vergessen?«, erinnerte ihn Iegi und wollte zur Bekräftigung seiner Worte schwungvoll seine Schwingen ausbreiten, doch unvermittelt sprang Tarean vor und riss ihn zu Boden.
    »He!«, beschwerte sich der Vogelmensch.
    »Wir stehen auf dem Dach eines Wachturms, der auf einem Felsplateau errichtet wurde, das man vom ganzen Tal aus sehen kann«, zischte Tarean. »Das Letzte, was wir gebrauchen können, ist ein Wolfling, dessen Blick zufällig auf das Wallhorn fällt und der dabei bemerkt, dass hier oben noch jemand am Leben ist.«
    »Tarean, Heimlichkeit ist ein Luxus, den wir uns ohnehin nicht mehr leisten können«, erwiderte Iegi. »Würden wir das Wachfeuer entzünden, wäre es für jeden weithin sichtbar. Und unser Flug ins Tal hinab wird auch kaum unbemerkt bleiben, fürchte ich. Schnelligkeit – allein darauf kommt es nun an.«
    Der Junge nickte widerstrebend. »Du hast recht. Also, was muss ich tun?«
    »Wir lassen alles hier, was uns unnötig beschwert: unsere Waffen, meinen Harnisch, deine Tasche«, erklärte Iegi, während er die

Weitere Kostenlose Bücher