Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
Vom Netzwerk:
einer der Soldaten mürrisch. »Er wird uns allen Unglück bringen.« Es war Bojéran, ein einäugiger, zynischer Veteran der Schlacht um den Drakenskal-Pass.
    Der Waffenmeister trieb sein Pferd neben das des Soldaten. »Er reitet mit uns«, knurrte er, »weil er ein Schwert zu führen vermag, wie jeder Mann hier im Hof. Außerdem wüssten wir noch nicht einmal, was uns dort draußen angreift, hätte er die Wölfe nicht entdeckt.«
    »Aber er ist der Sohn des …«
    » Sprich es nicht aus ! Und wenn dich die Angst übermannt, lass deine Kameraden im Stich und geh zu den Frauen und Kindern in den Speisesaal. Ist es das, was du willst?«
    Der Soldat machte ein verkniffenes Gesicht und wirkte für einen Augenblick versucht, im Zorn das Angebot anzunehmen, aber dann schüttelte er den Kopf.
    »Gut«, sagte Ilrod. »Ist sonst noch jemand unter euch, der streiten möchte, während Ortensruh brennt?«
    Leises verneinendes Gemurmel war die Antwort.
    »Also gut. Dann lasst uns reiten, Männer, und ein paar Wolflingen das Fell über die Ohren ziehen! Öffnet das Tor!«
    Mit einem Knarren schwangen die beiden schweren Flügel des Burgtores auf. Und los ging die wilde Jagd, als mehr als zwanzig Mann unter Rufen und donnerndem Hufgeklapper zur Burg hinaus, über die Zugbrücke hinweg und die Fuhrwerkstraße hinab Richtung Ortensruh preschten, dessen Dächer vom gelblichen Widerschein der Flammen erhellt waren.
    Schon von Ferne vernahmen sie das Gebrüll und Waffengeklirr des Kampfes. Die meisten Bewohner von Ortensruh waren einfache Bauern. Doch in Zeiten wie diesen war es besser, man wusste sich seiner Haut zu erwehren, ansonsten war es gut möglich, dass man von einem Ausflug in ein benachbartes Dorf nicht zurückkehrte. Und so mochten die jungen Burschen und die wehrhaften Männer einen Widerstand aufgeboten haben, den die Angreifer nicht erwartet hatten, aber ungeachtet allen Mutes und aller Entschlossenheit, mit der sie Heim und Herd verteidigten, bestand kaum die Hoffnung, dass sie lange würden aushalten können.
    Den kurzen Ritt erlebte Tarean wie im Rausch. Mitgerissen von den Reittieren der anderen Soldaten, die einen dichten, dahinjagenden Pulk bildeten, galoppierte sein Pferd die Fuhrwerkstraße entlang, und seine weit ausgreifenden Schritte fraßen die Distanz förmlich, ließen sie dahinschmelzen wie Eis an einem heißen Sommertag. Schon hatten sie die ersten Ausläufer von Ortensruh erreicht, ein paar Felder, das Gehöft des Kohlbauern, die Tierkoppel des Schafzüchters, die jetzt, da die Tiere zur Nacht im Stall waren, leer und verlassen dalag.
    Die Hauptstraße indes, die sich in der Mitte von Ortensruh zum Marktplatz ausweitete, war alles andere als verlassen. Männer in den weiß-braunen, wollenen Gewändern einfacher Bauern hasteten umher, manche mit Äxten, Forken und anderem landwirtschaftlichem Gerät bewaffnet, viele schmutzig und mit blutverschmierten Gesichtern. Einige Frauen waren auch zu sehen, die zu ihren verwundeten Brüdern, Vettern und Gemahlen eilten, um sie zu stützen und in eines der Häuser zu bringen. Nur wenige schrien in Panik oder stürzten völlig kopflos umher. Das ständige Leben am Rande der Finsternis hatte sie abgehärtet.
    Der Waffenmeister zügelte sein Pferd und brachte den berittenen Trupp mit erhobenem Arm zum Halten, als sie einen alten Mann erblickten, der ihnen, in die stumpfgraue Rüstung eines breganorischen Gardisten gekleidet, entgegengehumpelt kam. Sein Brustpanzer war verbeult, und der Stoff seines rechten Hosenbeins blutgetränkt.
    »Veteran Deorn, nicht wahr?«, fragte Ilrod.
    Der Alte nickte. »Ganz recht, Meister Ilrod. Es tut gut, Euch zu sehen.«
    »Wie ist die Lage?«
    »Wir kämpfen auf dem Marktplatz gegen sie. Aber es sind zu viele für uns, und sie gebärden sich wie toll.«
    »Und Euer Bein?«
    »Ein Schwerthieb.« Deorn hob abwehrend die Hand. »Doch kümmert Euch nicht um mich, Meister Ilrod. Ich werde mir selbst helfen. Reitet lieber rasch und steht den wenigen von uns, die noch Widerstand leisten, zur Seite.«
    Ilrod nickte. »So sei es. Viel Glück, guter Mann. Weiter!«
    Sie drückten ihren Pferden die Stiefel in die Flanken und preschten vorwärts über den festgestampften Erdboden der Hauptstraße. Aus den Seitengassen vernahmen sie vereinzelte Schreie, Knurren und das Splittern von Holz, und zweimal gebot Ilrod zweien seiner Männer, den Geräuschen nachzugehen. Denn was half ein Sieg gegen die Ungeheuer auf dem Marktplatz, wenn sie einem danach

Weitere Kostenlose Bücher