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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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aufgerappelt hatten, als die Soldaten bereits – ungleich kontrollierter – um sie herum aufgesetzt hatten.
    Einer der drei trat vor, und eine Mischung aus Zorn und Unglauben stand ihm ins markante Gesicht geschrieben. »Iegi!«
    »Hauptmann Nirwin.« Der Angesprochene wirkte auf einmal sehr kleinlaut.
    »Was treibt Ihr hier? Euer Vater ist vor Sorge halb wahnsinnig. Ihr wolltet nur für eine Stunde einen Ausflug machen, mittlerweile sind fast acht Stunden vergangen. Und wo sind Eure Rüstung und Eure Waffe? Und was ist das für ein Bursche?« Nirwins Miene war so düster, sie hätte einen strahlenden Sonnentag verdunkeln können.
    »Das alles zu erklären, würde mehr Zeit erfordern, als wir im Augenblick haben«, wandte Iegi ein. »Nur so viel: Wir trafen uns oben am alten Wachturm, der das Tal überblickt, und er benötigte meine Hilfe, denn die Grawls greifen seine Leute an.«
    »Die Grawls?«, fragte Nirwin scharf.
    »Ja, sie sind vor kurzer Zeit ins Tal eingedrungen und eilen nun in Richtung der menschlichen Siedlung.«
    »Ortensruh«, warf Tarean ein, doch der Taijirinsoldat beachtete ihn gar nicht.
    »Gut«, sagte er, »wir brauchen keine Einzelheiten zu hören. Euer Vater befahl mir, Euch sofort zurück nach Cayvallon zu bringen, sobald wir Euch gefunden haben. Wölfe oder Menschen interessieren uns nicht. Also sagt Eurem …« Er zögerte und es fiel ihm sichtlich schwer, es auszusprechen. »… Freund Lebewohl und kommt. Wir müssen uns beeilen.«
    »Aber …« Iegi war fassungslos. »Das können wir nicht machen. Sie brauchen unsere Hilfe!«
    Doch Nirwin blieb hart. »Euer Vater befahl mir, Euch nach Cayvallon zu bringen. Wir mischen uns nicht in die Angelegenheiten der Flachländer ein.«
    Der Blick des jungen Taijirin irrte zwischen den Soldaten und Tarean hin und her. Auf seinem Gesicht stritten Zorn und Verzweiflung um die Vorherrschaft. Schließlich griff Iegi an seinen Hals, löste das Amulett, das ihn am Nachmittag auf so wundersame Weise geheilt hatte, und hielt es Tarean mit ausgestrecktem Arm hin.
    »Was tust du?!«, rief Tarean.
    »Hier, nimm!«
    »Das kann ich nicht annehmen. Dein Vater hat es dir geschenkt.«
    »Iegi«, setzte der Taijirin-Hauptmann an, doch der junge Vogelmensch brachte ihn mit einer knappen Geste zum Schweigen. »Und nun schenke ich es dir«, sagte er an Tarean gerichtet. »Das Volk der Taijirin mag nicht an der Seite der Menschen kämpfen. Aber ein Taijirin und ein Mensch haben heute gemeinsam die Klingen gegen die Gräuel aus dem Osten erhoben. Dies hier soll dein Andenken an diesen Tag sein. Und außerdem«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu, »brauchst du es im Augenblick wahrlich nötiger als ich.«
    »Aber ich weiß nicht einmal, wie ich seine Magie beschwören soll.« In der Ferne heulte ein einzelner Wolf, und ein scharfer Wind aus dem Flachland wehte das Tal hinauf. »Ich kenne die richtigen Worte nicht!«
    »Wir müssen gehen, Iegi«, drängte Nirwin und zog den Taijirin an der Schulter zurück.
    »Es ist egal, was du sagst. Du musst nur daran glauben«, rief ihm Iegi zum Abschied zu. »Und nun lauf. Und leb wohl! Und lass dich nicht noch am Ende des Tages umbringen. Wir haben zu viel auf uns genommen, um es lebend bis hierher zu schaffen.«
    Gegen seinen Willen musste Tarean grinsen. »Ich versuche, dran zu denken. Danke Iegi. Und leb wohl!« Dann wandte er sich um und eilte los. Hinter sich hörte er das Rauschen schlagender Schwingen, und kurz darauf glitten vier dunkle Schatten im letzten Licht des Tages durch die Lüfte davon.
    Und Tarean rannte. Sie hatten durch ihren Flug einen Vorsprung gewonnen, aber er war nicht besonders groß. Schon glaubte er, die Wolflinge die Handelsstraße heraufströmen zu sehen und jeden Moment erwartete er, die Alarmglocken in Ortensruh schlagen zu hören, welche die Männer zu den Waffen riefen und um Beistand aus Dornhall ersuchten. Doch er sah weder das eine, noch hörte er das andere, während er den Pfad zur Fuhrwerkstraße hinunterrannte, atemlos hechelnd und erneut jede einzelne kleine Wunde schmerzhaft spürend, die er am Nachmittag erlitten hatte. Sein Herz raste, doch die Aufregung trieb ihn unermüdlich weiter, während er die letzten Schritte der Straße zur Burg überwand und über die noch heruntergelassene Zugbrücke polterte.
    Am Tor wachten zwei Soldaten, der drahtige Henrod und der hünenhafte Bor. »Tarean?«, fragte Bor überrascht, als sie den Jungen bemerkten, der ihnen

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