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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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aus den dunklen Ecken zwischen den Häusern in den Rücken fielen.
    Im Dorfzentrum herrschte ein heilloses Chaos. Mehrere der schindelgedeckten Dachstühle der eng beieinander stehenden Häuser, die das kopfsteingepflasterte Rund umgaben, brannten, und ein beißender Rauch wehte durch die Luft, während die Flammen die Szenerie in ein unstetes gelbes Licht tauchten. Am rechten Ende des Platzes, dort, wo sich die Hauptstraße fortsetzte, hatten die Verteidiger zu Beginn des Kampfes offenbar einige Karren und Marktstände umgeworfen und zu einer provisorischen Barrikade aufgetürmt. Doch jetzt erinnerten nur noch drei oder vier verkeilte Gefährte an den ebenso tapferen wie aussichtslosen Versuch, den Ansturm der Wolfskrieger aufzuhalten. Der Rest des behelfsmäßigen Bollwerks lag in Trümmern über den halben Marktplatz verteilt.
    Überall auf dem Platz rangen die Bewohner von Ortensruh mit ihren wölfischen Feinden. An einer Stelle versuchte ein Bauer, sich mit einem Dreschflegel einen Grawl vom Leib zu halten, während ein anderer hastig eine alte Armbrust nachlud. An einem anderen Ort duellierten sich ein bärtiger Greis, zweifelsohne ein Veteran des letzten großen Krieges, und ein hünenhafter Wolf mit struppigem dunkelgrauem Fell. Reglose Körper lagen verkrümmt und teilweise mit seltsam verdrehten Gliedern auf dem blutgetränkten Erdboden, und es waren mehr Menschen unter ihnen als Wölfe.
    Ilrod brachte sein Pferd mit einem Ruck zum Stehen. »Acht Mann zu den Barrikaden«, brüllte er. »Der Rest folgt mir.« Ohne zu zögern, glitt er vom Rücken seines Pferdes, hob Schild und Schwert und warf sich ins Kampfgetümmel, um den bedrängten Bewohnern von Ortensruh zur Seite zu stehen. Um ihn herum sprangen die übrigen Soldaten von ihren Pferden, und Tarean tat es ihnen gleich. Den Waffenmeister zwei Schritte vor sich, den hünenhaften Bor zur Linken und einen sehnigen Soldaten, dessen Name ihm entfallen war, zur Rechten, rannte der Junge los.
    »Zwei Gruppen bilden und dann zusammenbleiben«, befahl der Waffenmeister mit lauter Stimme. »Jeder deckt seine Gefährten. Kreist die Wölfe ein, und lasst sie eure Klingen schmecken!«
    Und schon steckten sie alle mitten im schlimmsten Durcheinander. Unbewusst hielt sich Tarean in Bors Nähe. Nicht, dass er den Wachsoldaten so gut gekannt hätte, aber dessen beeindruckende Statur und der schwere Streitkolben in seinen Händen vermittelten ein Gefühl von Sicherheit auf diesem Feld des schnellen und plötzlichen Todes.
    Schon tauchte wie aus dem Nichts kommend ein Grawl vor ihm auf, ein langes, krummes Messer in der haarigen Pranke. Tarean riss sein Schwert hoch und lenkte den ungestümen Angriff des Ungeheuers ab, prallte dabei jedoch mit seinem ungleich schwereren Gegner zusammen und taumelte nach hinten. Im selben Moment traf ein mächtiger Hieb den Wolfskrieger in die Seite und ließ ihn jaulend herumfahren. Tarean sah seine Chance, als die Bestie ihm den Rücken zukehrte und schlug, so hart er konnte, mit seiner Klinge zu. Japsend ging der Grawl zu Boden. Es schien unangemessen, ja, widerwärtig leicht, diese Ungetüme zu besiegen, so ganz anders als während seines Zusammenstoßes mit ihnen oben auf dem Wallhorn früher am Tag.
    Doch dem Jungen blieb nicht viel Zeit, sich über seinen ersten Sieg zu freuen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine schnelle Bewegung und warf sich zur Seite – keinen Augenblick zu früh, denn dort, wo er eben noch gestanden hatte, zerteilte nun ein breites schwarzes Axtblatt die rauchgeschwängerte Nachtluft.
    »Zusammenbleiben!«, vernahm er wie von Ferne den Ruf Ilrods. »Gegenseitig Deckung geben!«
    Er bemühte sich redlich, dem Befehl Folge zu leisten. Aber die Wolflinge waren Nahkämpfer und auf dunklen, unübersichtlichen Kampfschauplätzen eindeutig in ihrem Element. Es bedurfte einiges an Übung und Disziplin, um den wilden, teils selbstmörderischen Angriffen zu widerstehen, ohne sich von den haarigen, tobenden Leibern in die falsche Richtung abdrängen und von den eigenen Mitstreitern trennen zu lassen – Übung und Disziplin, die Tarean noch nicht hatte.
    Und so dauerte es keine drei rasch aufeinander folgenden Zweikämpfe mit heranstürmenden Wolfskriegern, und er stand allein von Feinden umringt da. Den sehnigen Soldaten hatte er völlig aus den Augen verloren. Bor tauschte einige Schritt weiter links wuchtige Hiebe mit gleich zwei Wölfen aus – einige Schritt nur, aber es hätte auch eine abgrundtiefe Schlucht oder

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