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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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eingelassen war, zurück an seinen Platz zog.
    Atemlos eilten sie durch den Raum, der sich als eine alte und offenbar seit langem ihrem Schicksal überlassene Lagerhalle entpuppte, durch deren löchriges Dach Reste von Tageslicht ins Innere fielen. Reihen um Reihen mannshoher Kisten und Fässer, die bis unter die Decke gestapelt zu sein schienen und zentimeterdick mit Staub bedeckt waren, ließen sich mehr erahnen denn sehen.
    Hinter ihnen erscholl das Heulen eines Wolfs. Die Meute war ihnen bereits auf den Fersen.
    »Was ist das hier?«, fragte Tarean, während sie zum Ausgang auf der anderen Seite der Halle rannten.
    »Das Warenlager irgendeines Händlers aus Bristaja«, gab Auril zurück. »Es heißt, er habe auf dem Fluss den Tod gefunden. Seitdem verrottet der Krempel hier.«
    »Das alles muss doch ein Vermögen wert sein!«
    »Die meisten Kisten und Fässer sind leer. Für Waren bestimmt, die nach Süden verschifft werden sollten. Aber wir haben wirklich andere Sorgen, als uns darüber Gedanken zu machen.« Die Albin blieb vor dem großen Holztor, das ins Freie führte, stehen und schob es einen Spalt weit auf. »Hm. Sieht gut aus«, murmelte sie und vergrößerte den Spalt weit genug, um hindurchzuschlüpfen.
    Tarean folgte ihr – und unvermittelt sahen sich die beiden zwei Grawls gegenüber, die im toten Winkel links vom Tor gestanden hatten. »Na großartig«, fluchte die Albin.
    Die Wolflinge waren offenbar genauso überrascht wie die beiden Flüchtenden, denn sie sprangen japsend von der Hauswand weg, an der sie dem Anschein nach im Halbschlaf dösend gelehnt hatten, und fingerten nach ihren schwarzen Krummsäbeln. Bevor Tarean auch nur reagieren konnte, war Auril bereits bei ihnen. Wie von selbst schienen die zwei Klingen aus ihren Scheiden in die geöffneten Hände der Albin zu springen, und in einem silbernen Bogen führte sie sie quer über die Brust des einen Wolflings. Das Monstrum gurgelte und kippte nach hinten um. Unterdessen war sein Kamerad jedoch endlich wach geworden und drang knurrend und mit gezückter Waffe auf die Albin ein. Er hatte allerdings kaum zwei Hiebe in ihre Richtung geführt, als ihn plötzlich mit einem Krachen eine schwere Holzkiste am Hinterkopf traf und ihn fällte wie einen Baum, der vom Blitz getroffen wird. Hinter ihm trat Bromm aus der Lagerhalle und rieb sich die Hände. »Du hast recht, Junge«, brummte er zufrieden. »Ich würde zwar kein Vermögen dafür hinlegen, aber ganz wertlos ist der Krempel hier drinnen doch nicht.«
    Die Albin warf ihrem Gefährten einen dankbaren Blick zu. »Weiter jetzt.«
    »Wohin?«, fragte Tarean.
    »Untergrund«, erwiderte Auril knapp, rannte einige Schritte nach rechts und machte sich dann an einem kreisrunden Stein zu schaffen, der in das Pflaster der Straße eingelassen war. »Hilf mir, Bromm.«
    Der Hüne trat hinzu, packte die Scheibe an zwei Einbuchtungen am Rand und hievte sie zur Seite. Darunter lag ein gemauerter Schacht, der lotrecht in die Erde hinabführte.
    »Die Kanalisation!«, entfuhr es dem Jungen.
    »Ganz recht«, nickte Auril. »Das beste Netzwerk von Fluchtwegen, das man sich wünschen kann. Ich vorneweg, du, Tarean, hinter mir und Bromm deckt uns den Rücken. Und erzähl mir nicht«, wandte sie sich mit erhobenem Zeigefinger an ihren Gefährten, »dass es da unten stinkt. Das weiß ich selbst.«
    »Wenn du meine Nase hättest, dann wüsstest du, was ich meine, wenn ich sage: Es stinkt«, murrte der Hüne, doch er zwängte sich gehorsam hinter Auril und Tarean in den engen Schacht, und es gelang ihm sogar, mit einem kräftigen Ruck den steinernen Deckel zur Kanalisation wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückzuziehen.
    Tarean erreichte das untere Ende des kurzen Schachts und landete auf einem schmalen Sims. Für einen Moment war es stockdunkel, doch dann vernahm er ein leises Zischen, und plötzlich hielt Auril eine kleine rote Flamme in der Hand, welche die Spitze eines kurzen Metallstabs umspielte. »Feenfeuer«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. Im Schein der winzigen Fackel sah der Junge, dass sie in einem niedrigen Gang mit gemauerten Wänden und gewölbter Decke standen. Das Sims, auf dem sie sich befanden, setzte sich zu beiden Seiten an der Wand entlang fort, daneben gluckerte etwa zwei Schritt breit die Kloake von Agialon, eine trübe Brühe, die in der Tat so erbärmlich zum Himmel stank, dass es Tarean schier den Magen umdrehte. Rasch hielt er sich mit einem Stück seines Mantels Mund und Nase zu.

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