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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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Wolfskrieger den Hinterhof verlassen hatte, dann senkte er langsam das Schwert, und so wie das Licht Esdurials verebbte, spürte er, wie jede Kraft seinen Körper verließ. Fahrig und völlig unnötigerweise wischte er die makellose Klinge an seinem Mantel ab und schob sie in die Scheide zurück. Sein Blick schweifte ein letztes Mal über den Hof. Die Leiber und das Blut der vier toten Wolflinge ließen den Ort wie ein Schlachthaus erscheinen. Binnen weniger Augenblicke hatte er sie niedergestreckt. Und dabei hatte er nicht einmal besonders gut oder elegant gekämpft. Ihn schwindelte bei dem Gedanken. Es war die reine Kraft des Schwertes, die ihm diesen unmöglichen Sieg geschenkt hatte, da war sich der Junge ganz sicher . Eine Kraft, die irgendwann ihren Tribut fordert? Er zwang diese bange Frage beiseite, wandte sich um – und sah eine Gestalt im Torbogen stehen.
    Tarean zuckte zusammen. Einen Augenblick zuvor war der Weg noch frei gewesen, und plötzlich war sie wie aus dem Nichts aufgetaucht und lehnte lässig am glatten Mauerwerk des Durchgangs. »Beeindruckend. Wirklich beeindruckend für einen Jungspund wie dich.« Die Stimme war warm und samtig wie das Schnurren einer Katze, und als die Gestalt aus dem Schatten des Torbogens heraustrat, sah Tarean, dass sie einer jungen Frau gehörte. Sie trug ein verwegenes Flickwerk aus graubrauner Lederkleidung, und die Griffe zweier kurzer, gekreuzt über den Rücken geschnallter Klingen ragten über ihre Schultern. Als sie näher kam, sah Tarean, dass ihre Haut grau war wie der Himmel an einem trüben Herbstmorgen. Das lange, nachtschwarze Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten, der ihr über die linke Schulter hing. Es war eine Albin.
    »Wer seid Ihr und was wollt Ihr von mir?« Er versuchte, ruhig und gefasst zu klingen, während er gleichzeitig mit Mühe den Drang unterdrückte, erneut sein Schwert zu ziehen.
    »Wer wir sind …« Die Albin lächelte, und Tarean sog scharf die Luft ein, als sich ein weiterer, ungleich größerer Schatten aus dem Dunkel des Torbogens löste. »… wollen wir für den Augenblick mal hintenan stellen.« Ihr Komplize war ein Riese von einem Mann, sicher zwei Schritt groß und so breit, dass sich Tarean fragte, wie es überhaupt irgendwo in Agialon Schatten geben konnte, die tief genug waren, ihn zu verbergen. Er schien irgendwie am ganzen Körper behaart zu sein, und grob genähtes Lederzeug hing ihm trotz seiner Masse schlaff wie die Segel eines Schiffes bei Flaute am Leibe. »Und was wir wollen, könnte dir sehr entgegenkommen. Wir wollen dir helfen – wenn du uns die eine Frage ehrlich beantwortest, die offenbar alle beschäftigt.«
    »Was?«, entfuhr es Tarean ungläubig.
    Der Mann grinste ihn an und entblößte dabei ein gelbes Gebiss mit großen Zähnen. »Keine Sorge, Junge. Es ist ganz leicht.« Seine Stimme, dunkel und volltönend, passte zu seinem gewaltigen, tonnenförmigen Brustkorb.
    »Warum suchst du nach Beornhard dem Krieger?«, ergänzte die Albin seine Worte. Sie trat noch etwas näher und blickte Tarean forschend an. Ihre Augen waren von einem so durchdringenden Grün, dass sie an Edelsteine erinnerten, und wie in den Augen aller Alben lag auch in ihnen die Glut eines inneren Feuers.
    Der Junge zögerte noch. Er hatte heute schon zu vielen Menschen zu viel von seinen Absichten verraten. »Sagen wir es so: Ein alter Freund Beornhards schickt mich …«
    »Und weiter?«
    Er beschloss, in die Offensive zu gehen. »Hört zu. Ich weiß nicht, wer Ihr seid. Warum sollte ich Euch trauen? Außerdem habe ich gerade wirklich keine Zeit, mich zu unterhalten.« Er deutete auf die Toten um ihn herum.
    Der Hüne lachte leise, doch die Albin erweckte nicht den Eindruck, als sei Humor eine ihrer herausragenden Eigenschaften. »Pass mal auf, Junge«, fauchte sie leicht gereizt. Offenbar war auch ihr der Schauplatz ihrer Unterredung nicht ganz geheuer. »Du solltest dir – nur für einen Moment – die Zeit nehmen. Agialon ist ein verdammt gefährliches Pflaster, und sich im ganzen Südviertel nach Beornhard zu erkundigen macht das eigene Leben nicht gerade sicherer, wie du schon bemerkt haben dürftest. Von dieser Heldentat hier ganz zu schweigen. Wir gehören ausnahmsweise zu den Guten, aber bis wir klar sehen, welche Rolle du in diesem Spiel einnimmst, wirst du unsere Fragen beantworten – und sei froh, dass wir uns überhaupt die Mühe machen, die Fragen vorher zu stellen und erst danach zuzuschlagen.«
    Alarmiert wich Tarean

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