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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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Wehr eher errichtet, um sich vor dem zu schützen, was sich in finsteren Nächten vom Grund des Drakenskal erheben mag, als um Feinden von außen den Zugang zu erschweren. Wenn man die Siegel und Zeichen gegen das Böse sieht, die sie in verschwenderischer Größe und Zahl auf die Innenseiten der Wehre gemalt haben, dann mag an dem Gerede etwas dran sein.«
    »Soll das heißen, hier gehen die Toten um?«, fragte Tarean ein wenig unbehaglich.
    »Im Grunde ist der Pass einfach nur eine karge Einöde, die man schnell durchreisen sollte, wenn man von Thal nach Astria möchte, denn an diesem Ort lebt einfach nichts – und das war auch schon so, bevor die Gebeine Tausender hier ihre letzte Ruhestätte fanden. Ich gebe zu, ich habe ihn bislang nur zu nächtlicher Stunde aus weiter Ferne zu Gesicht bekommen, von der Flanke der Siebten Zinne aus, doch außer Nebelschwaden, die über dem Tal lagen wie ein Leichentuch, habe ich nichts gesehen. Ich glaube nicht daran, dass die Toten wiederkehren.«
    Tarean schauderte. Seit ihm die Seele seines verstorbenen Vaters erschienen war, hatte ihn diesbezüglich jede Gewissheit verlassen. Doch er hatte den anderen nie von dieser Begegnung erzählt, und auch jetzt behielt er seine Meinung für sich.
    Als es schließlich dunkelte, und die Wachmannschaft des Walls entlang der Palisaden Fackeln zu entzünden begann, huschten die Gefährten aus ihrem Versteck und schlichen um einige Felsen herum, bis sie schließlich einen schmalen Pfad erreichten, der recht steil die Flanke der Siebten Zinne emporführte. »Mir nach«, sagte Auril und begann mit dem Aufstieg.
    Zunächst schlängelte sich der Weg in engen Serpentinen um einige Felsvorsprünge herum, dann tauchten sie in den undurchdringlichen Schatten einer Rinne ein, die möglicherweise von Schmelzwasser gebildet worden war und deren Steinboden sich durch den Regen des Tages nass und glatt anfühlte. Mehr als einmal rutschte Tarean aus, und er war dankbar, dass Bromm hinter ihm ging und einen überstürzten Abgang zurück ins Tal verhinderte.
    »Das ist aber kein Weg für Karren«, bemerkte er nach dem dritten Ausgleiten säuerlich. »Wie in Dreigötternamen bringt ihr richtige Schmuggelware über diesen Pass?«
    »Mit Packeseln oder noch besser Packziegen«, gab Auril von vorne zurück.
    »Packziegen?«
    »Aus Astria«, fügte der Bär hinter ihm wie zur Erklärung hinzu. »Sie sind größer als die Ziegen, die ihr in Breganorien kennt, und stärker. Und sie schmecken gut.« Er lachte leise.
    Etwa eine halbe Meile später endete die Rinne, und sie kletterten nach links auf einen Sims, von dem aus sich der Pfad, nun bereits deutlich oberhalb der Ebene, direkt am Berghang fortsetzte.
    »Ab hier müssen wir vorsichtig sein«, warnte die Albin. »Stellenweise kann man von unten den Pfad einsehen, weswegen man es auch am Tage nicht wagen sollte, ihn zu benutzen. Aber selbst im Dunkeln müssen wir leise sein, und Moosbeere …« Sie blickte das Irrlicht an, das neugierig aus Tareans Tasche herauslugte. »Du solltest dich verstecken, damit uns dein Leuchten nicht verrät.«
    »Nein, ich mag nicht«, maulte Moosbeere. »Immer muss ich mich verstecken. Ich habe eine bessere Idee.« Geschwind huschte sie aus der Tasche hinaus und umkreiste die Gruppe zweimal, bevor sie mit summenden Flügeln vor ihren Gesichtern in der Luft verharrte. »Ich werde mich zeigen!«
    »Moosbeere!«, rief Tarean erschrocken aus. »Mach keine Dummheiten.«
    »Keine Sorge, Wunderknabe «, flötete sie und kicherte, dann jagte sie wie eine Sternschnuppe die Rinne hinab zurück nach Thal.
    »Ich hoffe, ihr Leichtsinn bringt sie nicht in Schwierigkeiten«, meinte der Junge.
    Auril machte ein verdrießliches Gesicht. »Mach dir keine Sorgen. Irrlichter bringen durch ihren Leichtsinn normalerweise nur andere Leute in Schwierigkeiten. Sie selbst sind nicht so einfach umzubringen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Aber vielleicht hat es wirklich etwas Gutes, wenn sie die Aufmerksamkeit der Wölfe auf sich lenkt. Umso weniger kommen die auf den Gedanken, die Bergwände im Blick zu behalten – und sei es nur aus Langeweile.« Sie wandte sich um und stapfte los, Tarean hinterher, und der Bär bildete erneut das Schlusslicht.
    Eine halbe Stunde mochten sie im Sichtschatten einer Verwerfung im Fels gewandert sein, einer schmalen, schrägen Spalte, an deren Grund sich der Pfad entlangzog, dann öffnete sich der Weg unvermittelt nach links und sie kletterten, von einigen scharfkantigen

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