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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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tief glühenden Dunkelrot, so als habe er in der Esse einer titanischen Schmiede gebadet.
    »Keiner rührt sich«, raunte Auril. »Dann bemerkt er uns vielleicht nicht.«
    Tarean vermochte nur stumm zu nicken.
    Majestätisch und Ehrfurcht gebietend glitt der Koloss aus den Wolken herab und strich so dicht an ihnen vorüber, dass der vor Angst erstarrte Junge die kleinen glutroten Augen sehen konnte, die sich durch einen Knochenkamm geschützt an den Seiten des massigen Schädels befanden. Dann legte der Drache mit zwei kräftigen Flügelschlägen, deren aufgewirbelte Luftmassen ihnen als warmer Wind ins Gesicht schlugen, die Strecke bis zu dem Bollwerk am Eingang des Passes zurück, wo er elegant mit seinen vier raubkatzenartigen Beinen auf dem Boden aufsetzte.
    Hoch erhobenen Hauptes schritt das riesenhafte Untier auf die Befestigungsanlage zu, auf deren Wehrmauer sich bereits eine kleine Gruppe Gestalten versammelt hatte, um es zu empfangen.
    Endlich fand der Junge seine Sprache wieder. »Was ist das für ein Monstrum?«
    Auril schüttelte nur den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Ein Glutlanddrache«, brummte Bromm an ihrer Seite düster. »Eines der ältesten Geschöpfe Endars überhaupt.«
    »Aber was macht er hier?«, wunderte sich Tarean. Dann kam ihm ein Satz in den Sinn, den er vor ungefähr zwei Wochen durch einen Kamin in Dornhall erlauscht hatte und ihn fröstelte bei dem Gedanken. Unsere Spione berichten, dass der Hexer keineswegs vergessen hat, wie der letzte Angriff auf Bergen und Albernia für ihn ausgegangen ist. Es heißt, er sei auf der Suche nach einem neuen, mächtigen Verbündeten. »Oh, ihr Dreigötter«, hauchte er. »Calvas hat seinen neuen Verbündeten gefunden …«
    Aurils Antlitz verdüsterte sich. »Wenn das der Wahrheit entspricht, wird sein nächster Schlag gegen Albernia nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Und wie dieser Kampf ausgeht, wage ich mir kaum auszumalen.«
    »Kommt«, grollte der Bär. »Lasst uns die Zeit nutzen, die uns bleibt, solange er abgelenkt ist. Sollte er nach den Gesprächen Appetit auf einen Happen für den Rückflug haben, wäre es sehr unangenehm, so ungeschützt hier oben an der Felswand zu kauern.«
    »Du hast recht«, pflichtete die Albin ihrem Gefährten bei, und so machten sie sich schleunigst und doch mehr denn je auf Heimlichkeit bedacht wieder auf den Weg. Geduckt huschten sie von Fels zu Fels, und selbst das kaum wahrnehmbare Knirschen seiner Stiefelsohlen auf dem steinigen Pfad klang in Tareans Ohren viel zu laut. Ohne Moosbeere war es hier oben so dunkel, dass er seine Gefährten nur schemenhaft wahrnahm, und zu der Furcht vor dem Drachen gesellte sich rasch die Furcht vor dem Abgrund, denn ein falscher Schritt mochte ihn in die Tiefe stürzen lassen.
    Ein furchtbares Brüllen erschütterte das Tal, wurde in vielfachem Echo von den hohen Bergmassiven zurückgeworfen und schien den gesamten Kessel auszufüllen. Tareans Rücken versteifte sich schmerzhaft, während das Grauen in seinem Körper emporbrandete wie die aufgewühlte See an einer Steilküste.
    »Lauft!« Bromm drängte sich an ihm vorbei und verfiel in einen raschen Trab.
    »Ich kann nicht«, keuchte der Junge stolpernd und die Arme tastend vor sich ausgestreckt. »Es ist zu dunkel. Wartet.« Da spürte er, wie eine Hand nach der seinen griff und ihn mit sich zog. Es war Auril. »Folge mir. Ich passe schon auf, dass deine Tollpatschigkeit dich nicht umbringt.«
    »Nicht jeder von uns hat Katzenaugen«, begehrte Tarean flüsternd auf, doch die Albin lachte nur leise.
    Und so rannten sie los, im Stockfinsteren. Mit jedem Schritt erwartete Tarean, ins Leere zu treten, und mit jedem Atemzug befürchtete er, den heißen Windhauch schlagender Schwingen hinter sich zu spüren. Den Weg nahm er nur noch als Folge spitzer Steine wahr, die sich in seine Fußsohlen bohrten, und ein paar Mal geriet er ins Straucheln. Doch Auril, deren grüne Augen die Dunkelheit ohne Mühe zu durchdringen schienen, führte ihn sicher und ohne Zögern, und der warme Druck ihrer Handfläche verhinderte, dass er sich von seiner Furcht überwältigt einfach irgendwo zu Boden fallen ließ, um zitternd den Anbruch des nächsten Tages zu erwarten.
    »Pass auf, ab jetzt geht es abwärts«, warnte ihn die Albin. Auf einmal wurde der Boden glatter, und ihre Schritte erzeugten ein leises Hallen in der Finsternis, während Tarean eine schwache, kühle Brise ins Gesicht wehte. Dann war kein Boden mehr unter seinen Füßen,

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