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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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WOLKEN
    Tarean drückte ab.
    Sirrend schnellte die Sehne der Waffe in seinen Händen nach vorne und katapultierte die faustgroße Kugel flammend und mit einem dumpfen Knall aus dem Rohr hinaus und in einem weiten Bogen durch die kühle Morgenluft den Wolflingen entgegen. Doch er hatte den Winkel zu flach gewählt, und die Kugel schlug vergleichsweise harmlos auf halber Strecke ein, wo sie mit einem Donnern eine Fontäne aus Gras, Erde und blauem, zähflüssigem Feuer emporschießen ließ. Dennoch kamen die Wolfskrieger, die sich als dichte Rotte in gemächlichem Trab dem Haus des Tüftlers genähert hatten, zu einem abrupten Halt und verständigten sich mit bellenden Lauten in einer Sprache, die der Junge nicht verstand.
    Tarean nutzte die Atempause, um die Waffe abzustellen und mit dem Fuß festzuhalten, den Spannhebel einzuhaken und mit einer raschen, kraftvollen Bewegung die Sehne zurückzuziehen. Dann ließ er die Ladeklappe aufschnellen, schob eine weitere Kugel in die Kammer, schlug die Klappe wieder zu und legte erneut an.
    Von draußen hörte er das Brüllen Karnodrims und ein Schlagen wie von Hämmern auf Holz und Metall. Durch ein rückwärtiges Fenster sah er, wie der Sette mit Werkzeug unterm Arm über einen der Holzstege rannte, dann eine gewundene Treppenkonstruktion erklomm und schließlich in der Krone der mächtigen Eiche verschwand, die hinter dem Haus wuchs. Irgendwo dort, außerhalb seiner Sicht, sollte das Flugschiff vertäut sein, ein Gefährt, unter dem sich Tarean nicht wirklich etwas vorstellen konnte. Er wusste nur, dass es imstande sein sollte, sich in die Lüfte zu erheben, und schon dies schien ihm nachgerade fantastisch und kaum glaubhaft – auch wenn dies für viele der Dinge und Geschöpfe gegolten hatte, denen er in den letzten zwei Wochen begegnet war.
    Das Heulen der Wölfe lenkte seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Der Feind rückte abermals vor, rascher jetzt und in lockerer Formation aufgefächert. Wer immer sie anführte – der Schwarzpelz! – hatte mit Waffen wie der seinen offenbar schon zu tun gehabt. Tarean zielte etwas höher und feuerte erneut.
    Diesmal war sein Augenmaß besser, und die Kugel riss nur wenige Schritt vor zwei Grawls den Boden auf. Einem von ihnen entfuhr ein gepeinigtes Jaulen, und er hielt sich den Kopf. Der andere duckte sich und rannte an dem Einschlagkrater vorbei. Der nächste Schuss saß noch besser, traf die Formation der Wolflinge genau in der Mitte und holte gleich zwei von ihnen von den Beinen. Doch die Verbliebenen kamen unbarmherzig näher.
    Unter seinen Füßen polterten der Sette und der Werbär zur Tür herein. »Karnodrim, beeilt Euch«, schrie der Junge. »Sie sind gleich da!«
    »Schneller«, trieb Karnodrim den Hünen an seiner Seite an, und mittlerweile hatte sich in seine Stimme die Art von Aufregung eingeschlichen, die nicht mehr weit von Panik entfernt war. »Ich dachte, du bist stark wie ein Bär.«
    »In meiner wahren Gestalt wäre ich das auch«, gab Bromm gereizt zurück, »aber in meiner Menschenhaut bin ich schwach.« Doch als wolle er seine eigenen Worte Lügen strafen, stemmte er die letzten drei der sperrigen Metallkästen gleich auf einmal in die Luft und stapfte ächzend wieder nach draußen. Der Sette wühlte unterdessen in einer Ecke mit Gerümpel herum und förderte einen großen Rucksack zutage, in den er dann scheinbar wahllos Dinge aus Schränken, Schubladen und Regalen hineinstopfte, seltsames Handwerkszeug, filigrane Apparaturen, Fläschchen mit farbigen Tinkturen und Schriftrollen.
    Tarean griff einmal mehr in die Metallkiste, um seine Schusswaffe nachzuladen. Doch in der Hast stieß er sich die Hand an, und dabei entglitt die Kugel seinem Griff, rollte über den Rand der Plattform und fiel in die Tiefe. »Nein!«, entfuhr es dem Jungen entsetzt, und er zog in Erwartung der Explosion den Kopf ein. Doch es gab nur ein helles Klöng , so als habe jemand einen leeren Messingbecher zu Boden fallen lassen.
    »Was machst du da oben?«, schrie Karnodrim aufgebracht. »Willst du uns alle umbringen?«
    »Verzeiht«, rief Tarean schuldbewusst zurück. »Ich versuche, es zu vermeiden.«
    Hastig rappelte sich der Junge wieder auf und schob eine neue Kugel in den Lauf. Die Wolflinge waren keine hundert Schritt mehr von Karnodrims Turm entfernt. Es reicht nicht … Ich kann sie nicht aufhalten. Er betrachtete einen Herzschlag lang die eine Kugel, die in der Kammer lag, dann schluckte er – ich versuche, es zu vermeiden

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