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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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Und dort, wo einst das Mahlwerk der Mühle gewesen war, drehten sich knarzend schwere, vom Mühlrad angetriebene Zahnräder, die nach Tareans Einschätzung überhaupt keinen Zweck zu erfüllen schienen. Gerne hätte sich der Junge im Haus des Tüftlers genauer umgesehen, doch ihre Zeit war knapp bemessen.
    »Bitte, Karno«, drängte derweil die Albin. »Es ist wirklich wichtig. Du weißt, ich wäre nicht gekommen, wäre die Lage nicht verzweifelt.«
    Der Sette wirbelte auf dem Absatz herum. »Ich kann euch das Schiff nicht geben, Erdsturz und Steinschlag!«, brüllte er erregt. »Ich habe den verdammten Schweberahmen abmontiert, um einige zersprungene Kristalle in den einzelnen Kästen zu ersetzen. Es fliegt nicht!«
    Die Albin blickte ihn fassungslos an. »Das meinst du nicht ernst …«
    »Leider doch«, gab Karnodrim barsch zurück, während er mit raschen, zielstrebigen Bewegungen einige flache Metallkästen, die an der Seite mit Zugseilen und vorne mit beweglichen Lamellen versehen waren, auf die nächstbeste Werkbank wuchtete und daran zu arbeiten begann. »An Reparieren ist jetzt wohl nicht mehr zu denken. Vielleicht können wir sie wieder anbringen, dann steigt das unselige Ding zumindest in den Himmel auf. Aber elegant wird es dabei nicht aussehen.« Er rüttelte an den einzelnen Lamellen und zog sie dann über das Seil alle gemeinsam einmal kurz auf und zu. Dabei drang ein sanfter violetter Schimmer aus dem Innern der Kästen, und ein protestierendes Knarren ging durch die schwere Werkbank, so als laste ein großer Druck auf dem Holz.
    »Bromm, Auril, nehmt den ganzen Krempel und bringt ihn zur obersten Plattform«, befahl der Sette und hob einen Kasten nach dem anderen wieder von der Werkbank. »Ich komme gleich mit dem Werkzeug nach. Du, Irrlicht, wenn du dich nützlich machen willst, flieg mal unters Dach und schau nach, ob da noch ein paar Kyrillian-Kristalle zwischen den Schindeln schweben. Mir ist vorgestern eine Kiste kaputtgegangen, und ich habe sie noch nicht wieder von der Decke geklaubt. Wenn du sie findest, bring sie mir einzeln.« Er schien jetzt ganz in seinem Element zu sein, jedweder Groll gegenüber der Albin oder jedwede Sorge, was ihm und seinem Heim blühen mochte, wenn die Wolflinge erst heran waren, schien für den Augenblick in den Hintergrund gedrängt. »Junge«, sprach er Tarean an, »kannst du schießen?«
    »Äh, ja, ich habe auf der Burg meines Ahns bereits mit Bogen und Armbrust geschossen«, beeilte sich dieser zu sagen.
    »Hervorragend.« Karnodrim drückte ihm das Ofenrohr in die Hand. »Das Ding hier funktioniert fast genauso. Spannen, Klappe auf, Kugel rein, Klappe zu, zielen und abdrücken. Die Feuerkugeln liegen auf der zweiten Ebene in der kleinen Metallkiste am Fenster. Also marsch, rauf mit dir und sieh zu, dass du uns die Grawls so lange wie möglich vom Leib hältst.«
    »Sollte ich nicht vielleicht besser …«, setzte Auril an, doch der Sette unterbrach sie: »Nein. Du hast Ahnung von Flugschiffen, der Junge nicht. Ich brauche dich beim Anbringen des Rahmens. Und jetzt hurtig, sonst war alles umsonst.«
    Angesteckt vom Eifer Karnodrims kam Bewegung in die Gefährten. Während Moosbeere erstaunlich widerspruchslos hinauf in den dunklen Dachstuhl des Turms huschte, hievte sich Bromm mit einem Grollen, das sein wahres Wesen selbst durch die menschliche Gestalt erkennen ließ, gleich zwei der brünierten Metallkästen auf die Schulter, und Tarean kletterte, so schnell er sich in dem Durcheinander zurechtfand, mit eingezogenem Kopf die Stiegen und Leitern hinauf zu der Plattform, die ihm der Sette gewiesen hatte. Tatsächlich fand er dort eine schwarze Metallkiste, und als er sie aufklappte, lagen darin, sorgsam in Fächer eingeordnet, ein gutes Dutzend der faustgroßen Kugeln. Allerdings brannten sie noch nicht in blauem Feuer, sondern wirkten eher wie eine Art geschliffener Kristall, in dessen Innern Einschlüsse blauen Nebels zu sehen waren.
    Tarean legte die klobige Schusswaffe auf den Boden und lud sie mit zitternden Fingern. Er hatte keine Ahnung, wie sie genau funktionierte, aber er wollte unbedingt vermeiden, dass eine der seltsamen Kugeln auf eine Weise explodierte, wie sie es draußen auf der Wiese getan hatten. Endlich hatte er es geschafft und legte das Rohr auf das steinerne Sims des Fensters. Gespannt blickte er hinaus auf die im Dämmerlicht des frühen Morgens liegenden Wiesen, und sein Herzschlag beschleunigte sich.
    Die Wölfe kamen.

11
    ÜBER DEN

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