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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Seiten beider Kräne befanden sich zwei übermannsgroße Treträder, in denen sich nicht nur ein Sette, sondern auch ein Mensch oder Alb bequem hätte bewegen können, und die offenkundig dazu dienten, die Apparatur anzutreiben.
    Gridoman und ein zweiter Sette von untersetzter Statur, aber mit deutlich mehr Haupthaar, erwarteten sie bereits im Schatten des ersten Krans.
    Tarean nickte dem schmerbäuchigen Wirt zu. »Ich grüße Euch. Wer ist Euer Begleiter?«
    »Mit dem ersten Hahnenschrei sind die jungen Herren da. So gefällt mir das«, rief Gridoman eilfertig. »Dieser treue Bursche hier ist mein Neffe. Ich brauche ihn, um den Kran zu bedienen. Ihr braucht Euch nicht zu sorgen, dass er Euch verraten könnte. Er ist taubstumm – oder sagen wir: so taubstumm, wie Eure Münzsäckel ihn machen.« Der Sette grinste vielsagend, während der andere Mann nur nickte.
    Iegi sorgte seufzend dafür, dass Gridomans Neffe nach diesem Morgen keine Erinnerung mehr an sie haben würde. Unterdessen musterte der Wirt interessiert Haffta und Moosbeere. Während das Irrlicht mit unverhohlener Neugierde um die Stützbalken des Krans herumschwirrte, versuchte die Grawlfrau, keine Miene zu verziehen. Nur das Zucken ihrer Ohren unter der Kapuze verriet ihre Unsicherheit, die allerdings nichts mit dem glatzköpfigen Setten zu tun hatte, sondern vielmehr mit der Aussicht auf das schwindelerregende Abseilen den Bruch hinab. Als sie die Blicke Gridomans bemerkte, entblößte sie die Fänge, und ein leises Grollen entrang sich ihrer Kehle.
    »Worauf warten wir noch?«, fragte Tarean, der nicht länger als nötig über das, was nun folgen würde, nachdenken wollte. Ähnlich wie Haffta kam ihm die uralte Krankonstruktion nicht sonderlich geheuer vor, und er wünschte sich, Ro’ik wäre da, auf dessen gefiedertem Rücken der Ritt ins Tiefland ein Kinderspiel gewesen wäre.
    »Wir können sofort beginnen. Folgt mir«, erwiderte der Wirt und trat auf die Transportplattform zu, um sie ihnen zu öffnen.
    Tarean blickte Iegi an.
    Der Vogelmensch deutete ein Nicken an. »Keine Sorge. Ich bleibe in deiner Nähe. Nur für den Fall, dass Gridoman mit seiner Einschätzung über den Zustand dieser Apparatur falschlag.«
    »Sehr beruhigend«, knurrte Haffta, trat zwischen den beiden Jungen hindurch und als Erste auf die hölzernen Bohlen, die das Einzige waren, was sie vor einem sehr langen Sturz in die Tiefe bewahrte.
    Die Plattform knarzte leise, bewegte sich aber um keine Handbreit.
    »Fühlt sich fast wie fester Boden an«, stellte die Wolfsfrau überrascht fest.
    Nun folgten ihr auch Iegi und Tarean, wobei es der Junge vermied, dem Geländer zu nahe zu kommen. Den Blick direkt nach unten wollte er erst riskieren, nachdem er sich ein wenig an ihr ungewöhnliches Transportmittel gewöhnt hatte. Doch auch das Gewicht der beiden Freunde schien den Kran nicht im Mindesten zu beeindrucken.
    Gridoman gluckste leise. »Keine Furcht, junge Herren. Diese beiden Brüder sind für weitaus größere Lasten ausgelegt, als Ihr sie mit Euren Körpern jemals aufbieten könntet, selbst wenn Ihr wochenlang meine gute Hausmannskost genossen hättet und in geschmiedetes Eisen gewandet umherspazieren würdet.«
    Tarean räusperte sich, um seine Kehle freizubekommen. »Also dann. Bringt uns runter.«
    Der Sette verbeugte sich leicht. »Euer Wunsch ist mir Befehl.« Er wandte sich ab und hatte sich schon zwei Schritte entfernt, als ihm noch etwas einzufallen schien, das ihn umkehren ließ. »Oh, sollte es irgendwelche Schwierigkeiten geben, so zieht an dem schmalen Seil dort. Dann läutet hier oben eine kleine Warnglocke«, bemerkte er in beiläufigem Tonfall. »Nicht, dass das irgendwie von Bedeutung wäre. Denn viel mehr, als Euch wieder hochziehen, können wir auch nicht tun.«
    »Es wird schon nichts passieren«, beruhigte Tarean den Wirt – und sich selbst.
    Gridoman grunzte zustimmend und verschwand dann im Schatten der Balkenkonstruktion. Sie hörten, wie er und sein Neffe in die beiden Treträder kletterten, dann plötzlich ruckten die vier Haltetaue und mit leisem Knarren setzte sich die Transportplattform in Bewegung.
    »Auf Wiedersehen, junge Herren«, rief ihnen der Wirt leise nach. »Möge Eure Reise von Erfolg gekrönt sein, und möget Ihr so reich heimkehren, dass Ihr Euch mit Wohlwollen an den alten Gridoman erinnert.«
    Beinahe lautlos ging es abwärts, hinab in einen Abgrund, aus dessen Finsternis sich erst zögernd die ersten helleren Flecken

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